Kirchheim

„Jimmy“ gibt sich „unerschrocken“

Karl Zimmermann hat morgen einen Gastauftritt beim ZDF – ab 21 Uhr bei „Frontal 21“

In seiner vierten Legislaturperiode als Landtagsabgeordneter mausert sich CDU-Mann Karl Zimmermann zum Fernsehstar: Morgen ist er im ZDF zu sehen.

Hilke Petersen interviewt den CDU-Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann vor laufender Kamera in seinem Kirchheimer Wahlkreisbüro.
Hilke Petersen interviewt den CDU-Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann vor laufender Kamera in seinem Kirchheimer Wahlkreisbüro. Teile des Gesprächs sollen am morgigen Dienstag im ZDF-Politmagazin „Frontal 21“ zu sehen sein. Beginn der Sendung ist um 21 Uhr.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Als „unerschrocken“ bezeichnet sich das Politmagazin „Frontal 21“ auf der Homepage des ZDF. Außerdem sei das Magazin „unabhängig und keinem verpflichtet“. Es gehe darum, Fakten zu liefern, „die andere lieber verbergen wollen“. Was diese Aussagen und das eigene Selbstverständnis betrifft, müssen sich also beim Besuch von „Frontal 21“ in Kirchheim zwei Gleichgesinnte getroffen haben: Auch Karl Zimmermann erklärt seine Sicht der Dinge „unerschrocken“. Und dass er „keinem verpflichtet“ ist, zeigt sich spätestens bei seiner massiven Kritik an der Kanzlerin – die immerhin Bundesvorsitzende seiner eigenen Partei ist. Aber so ist es nun mal, wenn man so unabhängig wie unablässig Fakten liefert, „die andere lieber verbergen“.

Hilke Petersen, die Leiterin des ZDF-Landesstudios Baden-Württemberg, ist mit ihrem Team nach Kirchheim gekommen, um „Jimmy“ in seinem Büro mit Blick aufs Kirchheimer Schloss für „Frontal 21“ zu interviewen. Es soll um die Rolle der AfD bei der Landtagswahl gehen und um die Frage, warum die CDU dabei so viele Stimmen an die AfD abgegeben hat. Karl Zimmermann macht daraus einen Rundumschlag und zeigt, dass es sich für ein Fernsehteam lohnt, unter die Teck zu kommen: Nicht jeder Mandatsträger seiner Partei kritisiert Angela Merkel so offen.

„Jimmy“ dagegen sagt auch vor laufender Kamera: „Es ist schon so weit gekommen, dass man der eigenen Kanzlerin nicht mehr die Hand geben darf.“ Fünf Tage vor der Wahl sei er bei Angela Merkels größtem Auftritt in der Region – in Nürtingen – auf die Bühne gegangen und habe ihr die Hand geschüttelt. Nachträglich bereut er das: „Das hat mich viele Stimmen gekostet, und vielleicht auch mein Direktmandat.“

Der Zusammenhang zum AfD-Thema liegt für Karl Zimmermann auf der Hand. Nicht zuletzt lautete am anderen Tag eine der Schlagzeilen zum Zeitungsbericht über die fatale Begegnung: „Merkel bekräftigt ihre Haltung in der Flüchtlingspolitik“. Dieser Kontext habe „die Leute auf die Palme getrieben“. Nur dadurch sei es zum Verlust des Direktmandats gekommen. – Denn was historisch belegt ist, darauf gibt es für die CDU eigentlich auch so etwas wie ein historisches Anrecht: „Das Direktmandat hat man hier schon immer gehabt.“

Er hätte auf sein Bauchgefühl hören und nicht in Nürtingen auf die Bühne gehen sollen. Dabei hatte er die besten Absichten: „Ich habe ihr, soweit ich mich erinnere, gesagt, dass ihre Flüchtlingspolitik für mich in meinem Wahlkreis nicht gerade förderlich ist.“ Nach wie vor hofft er auf einen „Schwenk“ der Kanzlerin. Dieses Umschwenken sei allerdings sehr schwer, „wenn dich alle loben – von George Clooney bis zum Papst“.

Es gelte aber, den Flüchtlingsstrom endlich einzudämmen, und „Jimmy“ weiß auch, wie das geht: „Da muss man mal ein Schiff als Tatmittel beschlagnahmen und den Kapitän als Schleuser festnehmen. Ein Kapitän in Handschellen – das ist eine Botschaft. Den Sumpf der Schleusermafia muss man doch einmal trockenlegen.“ Solche Aussagen vermisst er aber in seiner Partei, und genau das habe zur „Absetzbewegung“ vieler Wähler hin zur AfD geführt. Diese Wähler hätten aber ganz klar in Richtung CDU gesagt: „Wir kommen wieder zurück, wenn ihr euch wieder um unsere Anliegen kümmert.“ Die Wähler würden hoffen. „dass wir das als Warnung sehen und unsere Politik anders ausrichten“.

Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel steht für Karl Zimmermann eindeutig fest: „Wenn 600 000 Menschen hier bei uns einfach verschwinden, dann kann doch keiner mehr für die innere Sicherheit garantieren.“ Immerhin zeichnet sich dafür jetzt in Baden-Württemberg eine Lösung ab: „Auch wenn die Grünen den Verfassungsschutz noch im Wahlkampf personell um die Hälfte reduzieren wollten, soll er jetzt verstärkt werden. Das war bei den Koalitionsverhandlungen der Erfolg der CDU – und ein bisschen auch meiner.“

Aber trotzdem sieht „Jimmy“ beim Ausblick auf die Bundestagswahl 2017 schwarz für die CDU, sollte die Kanzlerin nicht einige wichtige Sätze aussprechen – zum Beispiel: „Es ist eine Grenze erreicht. Wir können nicht die ganze Welt retten. Wenn noch mal eine Million Menschen kommt, dann können wir das nicht mehr packen.“ Die einzige vage Art von Hoffnung, die Karl Zimmermann da noch hegen kann für die Union im Kampf gegen die „Absetzbewegungen“ zur AfD, wäre eine Ausdehnung der Schwesterpartei CSU auf Bundesebene, denn: „Die CSU bedient die Seele und das Herz der Menschen viel besser als die CDU.“

INFO

Der Beitrag mit Karl Zimmermann sowie einem hiesigen Vertreter der AfD ist für die „Frontal 21“-Sendung am morgigen Dienstag vorgesehen – zwischen 21 und 21.45 Uhr. Dann wird sich zeigen, welche der ungeschminkten Wahrheiten des Kirchheimer Landtagsabgeordneten deutschlandweit Verbreitung finden.

Auch wer ungeschminkte Wahrheiten verbreitet, muss sich - sofern er das im Fernsehen tun will - zuvor einer kurzen Behandlung in
Auch wer ungeschminkte Wahrheiten verbreitet, muss sich - sofern er das im Fernsehen tun will - zuvor einer kurzen Behandlung in der Maske unterziehen.Foto: Markus Brändli