Kirchheim

Der Startschuss ist gefallen

Kirchheimer Gemeinderat beschließt, den Rauner-Campus für 27,4 Millionen Euro zu bauen

Einen „historischen Beschluss“ hat der Kirchheimer Gemeinderat gefasst: Mit dem Baubeschluss und der Freigabe der Ausschreibung ist der Startschuss für das Projekt Rauner-Campus gefallen. Historisch ist die Tatsache, dass gleich zwei Schulen unter einem Dach gebaut werden. Historisch hoch sind aber auch die Gesamtkosten: 27,4 Millionen Euro.

Ab August gehört dieser Blick auf die Raunerschule der Vergangenheit an. Erhalten bleibt in der jetzigen Form nur die Sporthalle
Ab August gehört dieser Blick auf die Raunerschule der Vergangenheit an. Erhalten bleibt in der jetzigen Form nur die Sporthalle (ganz links im Bild).Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Von der Größenordnung des Bauprojekts im Rauner zeigte sich sogar Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker beeindruckt: „So etwas hat es in Kirchheim noch nie gegeben.“ Immerhin entsprechen die Baukosten rund einem Viertel des jährlichen Kirchheimer Etats. Um sicherzugehen, dass so viel Geld auch wirklich richtungsweisend investiert wird, appellierte sie an die Landespolitik: „Mir wäre es wichtig, dass die Gemeinschaftsschule auch in einer neuen Regierung eine Zukunft hat.“

Beim Campus-Projekt geht es zum einen um den fast kompletten Abriss und Neubau der Raunerschule, die sich gerade von einer Haupt- und Werkrealschule hin zur Gemeinschaftsschule verwandelt. Hinzu kommt noch der Neubau der Teck-Realschule, die ihren Standort damit um etwa 800 Meter Luftlinie nach Norden verschiebt. Zwei Schulen sind dann an einem Standort vereint und nutzen den neu entstehenden Fachklassentrakt gemeinsam. Und beide Schularten – Gemeinschaftsschule wie Realschule – warten gespannt auf die Weiterentwicklung der baden-württembergischen Bildungspolitik.

Die Stadt Kirchheim wartet für ihren Campus Rauner aber noch auf ein weiteres Signal aus Stuttgart: auf das Signal, das die Höhe des Baukostenzuschusses anzeigt. Kultusministerium und Regierungspräsidium haben zwar schon angekündigt, dass das Land auf jeden Fall einen Teil der Baukosten zuschießt. Aber noch ist nicht endgültig entschieden, ob die Kirchheimer Kämmerei wirklich mit den fünf Millionen Euro rechnen darf, die sie als Landeszuschuss bereits veranschlagt hat. Immerhin gibt es eine offizielle Aussage, dass sich die jetzige Vergabe von Bauleistungen nicht negativ auf die spätere Förderhöhe auswirken wird.

Grundsätzlich will die Stadt die Baukosten einhalten – und auch im Griff haben. Zu diesem Zweck wird das Stuttgarter Büro Ernst2 mit der Kontrolle der Kosten beauftragt. Schlechte Beispiele für Kosten, die während der Bauzeit sprunghaft angestiegen sind, gibt es zur Genüge, auch aus Kirchheim. Bei diesem Prestigeobjekt soll das aber nicht so sein. Schließlich hätte hier ein Anstieg um 50 Prozent in absoluten Zahlen verheerende Folgen: Die 27,4 Millionen würden dann zu 41 Millionen Euro werden. Das kann sich die Stadt Kirchheim nicht leisten – weder finanziell noch für ihren Ruf.

Was ebenfalls festgezurrt ist und eingehalten werden soll, sind die Bauzeiten. Aufgeteilt ist das gesamte Projekt in drei Bauabschnitte. Beim ersten Bauabschnitt geht es um das Lernhaus 1, in das die Gemeinschaftsschule einziehen soll. Auf die Abbrucharbeiten, die jetzt im August beginnen, folgt ab Oktober der Rohbau. Ende 2017 oder Anfang 2018 ist das Lernhaus 1 bezugsfertig.

Genau um diese Zeit, in den Weihnachtsferien 2017/18, beginnt mit weiteren Abbrucharbeiten der nächste Bauabschnitt: der Bau des Lernhauses 2 für die Teck-Realschule und des gemeinsamen Fachklassentrakts. Ende 2019 soll der Umzug der Teck-Realschule anstehen. Von September 2019 bis August 2020 schließt sich der dritte Bauabschnitt an – die Sanierung der wenigen Bestandsgebäude, die erhalten bleiben. Zu ihnen gehören die Mensa, der Verwaltungstrakt und das Lehrerzimmer.

Zum Bauvorhaben samt Raumprogramm führte Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker im Gemeinderat aus: „Das Kultusministerium sagt, dass wir uns da klar an der unteren Grenze bewegen und dass Synergieeffekte erzielt werden, indem beide Schulen bei den Fachräumen kooperieren.“ Bei den Baukosten sei ihr allerdings deutlich bewusst, fügte sie hinzu, „dass wir uns da an der obersten Grenze bewegen“.

Im Ratsrund herrschte große Einigkeit: Der Baubeschluss sei die logische Konsequenz vieler früherer Beschlüsse. Das Projekt sei lange und intensiv beraten worden, von allen möglichen Seiten. Was die Kosten betrifft, seien eben auch die zwölf Millionen Euro gegenzurechnen, die die Stadt aktuell für die Sanierung der Teck-Realschule ausgeben müsste. Dass der Landeszuschuss noch nicht genau beziffert ist, bedauerten alle Fraktionen. Sie sahen aber die Notwendig, trotzdem den Baubeschluss zu fassen. Andernfalls wäre der Zeitplan nicht einzuhalten.

Einstimmig fiel demzufolge im Gemeinderat der „wirklich historische Beschluss“, wie Angelika Matt-Heidecker sich ausdrückte. „Damit schaffen wir Raum für zwei Schulen und für über 850 Kinder.“