Kirchheim

Haft- ond Fußballfescht

In Kirchheim gab es gestern viele Gründe zum fröhlichen Feiern

Kirchheim hat gefeiert: Einem zünftigen Haft-ond-Hoka-Fescht folgte ein Fußballfestspiel mit standesgemäßem Sieg für Schwarz-Rot-Gold.

Kirchheim. Ein Haft-ond-Hoka-Fescht wie es sich gehört: Lauter fröhlich-feiernde Kirchheimer in der Innenstadt, bei viel Musik, bei viel Programm und bei reichlich Angeboten an Essen und Trinken. Fassanstich, Flohmarkt, Gottesdienst und Turmbläser – an Bewährtem hält nicht nur der Fußball-Bundestrainer fest, sondern auch die Stadt Kirchheim, wenn es ums Feiern geht. Das einzige, was sich nicht planen lässt, ist das Wetter. Aber auch das machte dieses Mal perfekt mit – zumindest am gestrigen Sonntag.

Schattenplätze waren überall gefragt, kühle Getränke ebenso. Vor den Eisdielen gab es lange Schlangen. Ein Sommertag, wie man ihn sich nur wünschen kann: nicht zu warm und nicht zu schwül, trocken und immer wieder ein angenehmes Lüftchen. So lässt sich‘s aushalten beim Kirchheimer Stadtfest.

Gefeiert wurde aber am Nachmittag und am Abend stets mit Blick ins Nachbarland Frankreich, was dieses Mal in Kirchheim aber nichts mit der Partnerstadt Rambouillet zu tun hatte, sondern ausschließlich mit „König Fußball“. Begonnen hatte es bereits am Samstag mit dem überraschenden und späten Sieg der portugiesischen Mannschaft. Die Auftaktnacht des Stadtfests fiel kurz vor Mitternacht mit dem Jubelkorso in Grün-Rot zusammen.

Perfekt war dann am Sonntag die Fußball-Dramaturgie: Zunächst stand der knappe Sieg des Gastgeberteams gegen tapfer kämpfende Iren auf dem Programm. Die Fußball-Enthusiasten beim Haft-ond-Hoka-Fescht konnten sich da schon langsam orientieren und nach Bildschirmen in der Innenstadt suchen. Doch war es nur das „Vorspiel“ für den Höhepunkt des Abends, das Deutschland-Spiel.

Zunehmend füllte sich die Innenstadt nämlich mit bekennenden Deutschland-Fans: Fast jeder Zweite war plötzlich mit Deutschland-Trikot unterwegs. So gab es einen Einblick in die Modegeschichte dieses Kleidungsstücks – vom 54er-Retro-Look bis zu den aktuellsten Kreationen, Namen und Rückennummern.

Kurz vor Spielbeginn trennte sich dann endgültig die desinteressierte Spreu vom fußballbegeisterten Weizen: Viele Stände waren auf einmal halb verwaist. Auch auf dem Marktplatz, der den ganzen Sonntag über viele Festbesucher angezogen hatte, gab es überwiegend freie Plätze. Denn auf der Bühne fehlte das wichtigste Utensil: ein Bildschirm oder – noch besser – eine Großleinwand.

Große Menschentrauben dafür an den wenigen Ständen, die auch noch den kleinsten Fernseher zu bieten hatten. Und an allen bekannten gastronomischen Anbietern der begehrten Kombination aus Fußball und Bier. Weil die Bildschirme gleichmäßig über die Stadt verteilt sind, waren letztlich alle Festbesucher bestens informiert: Kollektive Freudenschreie verkündeten das frühe 1:0 durch Boateng. Weniger erfreulich dann der missglückte Elfmeter. Aber es gab ja noch den schwäbischen Lokalmatador Mario Gomez, der die Fußballherzen in Kirchheim endgültig höher schlagen ließ. Ein starker Julian Draxler krönte seine starke Leistung durch das dritte Tor der deutschen Mannschaft, und so gab es also passend zum Stadtfest auch das deutsche Achtelfinal-Sommermärchen.

Und wer wirklich alles versäumt hatte, wurde schließlich von hupenden Korso-Fahrern auf das gewonnene Spiel aufmerksam gemacht. Die meisten Stände des Haft-ond-Hoka-Feschts waren da freilich schon abgebaut. Wahrscheinlich wollten die vielen Helfer auch ein bisschen Fußball schauen.