Junge Zeitung

Mehr als Kartenlesen

Jugendliche im Ehrenamt: Louisa und Laura aus Hepsisau sind in ihrer Freizeit Pfadfinderinnen

„Ein Pfadfinder schützt Tiere und Pflanzen“ – dieses Gesetz ist unter anderem das Motto der Sippe „Adler“, die von Louisa Maurer und Laura Elser aus Hepsisau geleitet wird.

Leiten die Sippe „Adler“: Louisa und Laura (hinten links). Foto: Jörg Bächle
Leiten die Sippe „Adler“: Louisa und Laura (hinten links). Foto: Jörg Bächle

Weilheim. 25 Kinder zwischen 10 und 14 Jahren treffen sich jeden Donnerstag, um spielerisch mehr über die Pfadfindergesetze, das Leben als Pfadfinder und das Zusammenarbeiten in kleinen Gruppen zu lernen. Dass ihnen das viel Freude bereitet, sieht man sofort. „Unser Prinzip ist ‚learning by doing’, das heißt, dass die Kinder selber herausfinden sollen, wie etwas geht“, erklärt Sippenleiterin Louisa Maurer. Um diesen Leitsatz zu verwirklichen, wurden kleine Gruppen nach Altersstufen, die sogenannten „Sippen“, geschaffen.

Learning by doing lässt sich prima bei kleinen Spielen umsetzen. Bei einer Schnitzeljagd können sich die Kinder zum Beispiel in der Natur austoben, lernen, zusammenzuarbeiten und erfahren gleichzeitig noch etwas über ihre Umgebung.

Die Sippe gehört zu dem Stamm „Ritter von Lichteneck“ aus Hepsisau. Dieser bildet zusammen mit acht anderen Stämmen aus Dettingen, Denkendorf, Göppingen, Unterensingen, Nürtingen, Wolfschlugen, Wendlingen und Geislingen den Gau Teck. Zusammen mit dem ganzen Gau verbringen die Hepsisauer jedes Jahr das Pfingstlager und alle vier Jahre das Gaulager im Sommer, das dieses Jahr in den Vogesen stattfindet.

Louisa Maurer und Laura Elser können dabei die Erfahrungen aus ihrer eigenen Sippen-Zeit einbringen, denn beide sind schon seit ihrer Kindheit bei den Pfadfindern. „Andere Kinder sollen die gleichen Möglichkeiten bekommen, die ich auch hatte, deswegen ist es für mich selbstverständlich, auch eine Sippe zu leiten“, sagt Louisa. Seit drei Jahren leiten die beiden nun die „Adler“, fahren mit den Kindern auf die zehntägigen Sommerlager oder die Hüttenwochenenden an Ostern und im Herbst und machen viele Ausflüge – natürlich alles ehrenamtlich.

„Doch der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, andere Menschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“ Dieses bekannte Zitat vom Gründer der Pfadfinderbewegung, Robert Stephenson Smyth Baden-Powel, wird auf den zahlreichen Ausflügen selbstverständlich umgesetzt und den Sipplingen von Anfang an beigebracht.

Innerhalb der Sippenstunde, die jeden Donnerstag stattfindet und immer anderthalb Stunden dauert, können die beiden mit ihren eigenen Pfadfinder-Erfahrungen auf die Kinder einwirken und ihnen viel beibringen. Es darf zwar gespielt und gelacht werden, aber Grundsätze wie das freundliche Miteinander werden auch mit ein bisschen Strenge vermittelt. Gemeinsames Kochen, Basteln oder Singen gehört genauso zum Programm der Sippenstunde wie Erste Hilfe oder Feuermachen. Louisa und Laura lassen sich jede Woche etwas Neues einfallen.

„Bis vor fünf Jahren war ich selber noch ein Sippling und habe noch nicht so wirklich mitbekommen, was hinter der Pfadfinderarbeit alles steckt.“ Doch nun wisse sie, wie viel Zeit das „Pfadisein“ in Anspruch nimmt. „Die Pfadis sind für mich nicht nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung und für mich wie eine zweite Familie“, erzählt Laura Elser.

Bei den Pfadfindern geht es auch darum, Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen, wie beispielsweise die Gastgruppe aus Simbabwe, die 2012 zum Gau Teck zu Besuch kam, oder die Beziehung zu den zwei Partnergruppen aus Polen und Luxemburg zu pflegen. Außerdem findet alle vier Jahre das World Scout Jamboree – 2015 in Japan – statt, wo bis zu 50 000 Pfadfinder aus aller Welt gemeinsam zehn Tage miteinander verbringen. Das Klischee, dass Pfadfinder nur Karten lesen, trifft also nicht zu. Es geht darum, als Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, anderen Menschen zu begegnen und der Natur respektvoll gegenüberzutreten.