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„Blinde“ über den Schulhof führen

Aktion Die Roadshow der Diakonie macht in Jesingen halt und stellt den Jugendlichen soziale Berufe vor.

Bei der Übung ist Vertrauen wichtig.Foto: Carsten Riedl
Bei der Übung ist Vertrauen wichtig.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim Was fange ich nach der Schule an? Soll ich eine Ausbildung machen oder lieber studieren? Diese Fragen stellen sich Schüler kurz vor dem Abschluss. Die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule in Jesingen lässt ihre Schützlinge mit diesen Sorgen nicht allein. Die Lehrer haben sich etwas einfallen lassen: einen Besuch der Diakonie-Roadshow.

Stefan Ruff von der Diakonie Württemberg fährt mit dem mobilen Infostand und dem „Ran-ans-Leben“-Bus kreuz und quer durchs Ländle. Den ganzen Sommer macht er halt an Schulen. Er sieht es als seine Aufgabe, über die beruflichen Möglichkeiten zu informieren: „Egal ob Ausbildung, Studium, freiwilliges soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst - es gibt so viele Möglichkeiten, sich bei der Diakonie zu engagieren.“

Marion Naroska, Klassenlehrerin der Kombiklasse acht und neun, kann sich gut vorstellen, dass sich manche ihrer Schüler für soziale Berufe interessieren: „Zu einigen unserer Neunt- und Zehntklässler würde es charakterlich einfach passen.“

Was es heißt, in solch einem Beruf zu arbeiten, zeigt Stefan Ruff mit seinen Helfern anhand einer Übung: Die Schüler bilden Paare. Einer von ihnen bekommt die Augen verbunden, erhält einen Blindenstock und muss sich vom Partner führen lassen. Dabei ist es wichtig, dass sich die Paare gegenseitig vertrauen. „Geht sensibel miteinander um und lasst euch Zeit“, erklärt Stefan Ruff. „Ob ihr euch an der Hand führt, einhakt oder nur auf Kommandos hört, ist dabei euch überlassen.“

Die Jugendlichen machen bei dieser kurzen Übung eine wertvolle Erfahrung. „Es war sehr interessant, zu sehen, wie Blinde klarkommen“, sagt Nils Fischer. Dass es nicht einfach ist, eine blinde Person zu führen, wissen sie jetzt auch. Viel Konzentration ist gefragt, die Menschen auf dem Pausenhof zu umgehen, ohne dass dabei jemand stolpert oder hinfällt.

Die Roadshow ist für einige Schüler ein voller Erfolg. Alessia Petrina kann sich gut vorstellen, einmal in der Altenpflege zu arbeiten: „Ich habe schon ein Praktikum im Altenheim gemacht und überlege mir, das später zu machen.“ Ihr Klassenkamerad Nils Fischer stimmt ihr zu: „Es ist toll, anderen Leuten zu helfen. Und Spaß macht es auch.“

Schulleiter Thorsten Bröckel ist zufrieden: „Wenn wir nur einem Schüler bei seiner Entscheidung helfen können, ist das für uns ein Erfolg.“Sabrina Kreuzer