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„Gegen das Vergessen kämpfen“

Gemeinderat In der Schlössleschule in Dettingen soll ein Ortsmuseum entstehen – zumindest wenn es nach dem Freundeskreis Ortsgeschichte geht. Startschuss fällt frühestens im Jahr 2021. Von Melissa Seitz

Die zukünftige Benutzung der Räume in der Schlössleschule sorgt für Diskussionen. Ob hier ein Ortsmuseum entsteht oder doch ein
Die zukünftige Benutzung der Räume in der Schlössleschule sorgt für Diskussionen. Ob hier ein Ortsmuseum entsteht oder doch ein ganz anderes Projekt seinen Platz findet, steht noch völlig offen. Foto: Carsten Riedl

Die Dettinger Grundschule und der Schülerhort müssen umziehen, und zwar in die Teckrealschule. Das bedeutet, dass die beiden Gebäude frei werden und genügend Platz für ein neues Projekt bieten – zum Beispiel für das Konzept des Freundeskreises Ortsgeschichte. Schon im Juni fanden die Vertreter des Freundeskreises Gehör am Runden Tisch mit dem Gemeinderat Dettingen und der Verwaltung. Ihr Wunsch: zwei Räume in der Schlössleschule für ein Ortsmuseum. Aus dem Freundeskreis Ortsgeschichte soll dann der Förderverein Ortsgeschichte Dettingen werden.

Ortsmuseen gibt es laut Rudi Dölfel, Vertreter des Freundeskreises, schon viele in der Umgebung, aber Dettingen ist da noch ein weißer Fleck. „Das Interesse an der Geschichte unseres Ortes ist groß“, erklärt Dölfel. Das habe er bei Dettingens 750-Jahrfeier deutlich gesehen. „Wir müssen gegen das Vergessen kämpfen und das Geschichtsbewusstsein aufrecht erhalten.“ Die Bewohner von Dettingen, aber auch Auswärtige oder Flüchtlinge sollen von diesem Museum profitieren. Historiker Eberhard Sieber kann da nur zustimmen: „Ein Museum trägt dazu bei, dass die Dettinger sich wohl fühlen und sich mit ihrer Gemeinde identifizieren.“ Was sonst in Vergessenheit geraten würde, soll in diesem Museum einen Platz finden.

Neben einem Raum für eine Dauerausstellung soll es einen weiteren Raum für eine ständig wechselnde Ausstellung geben. Außerdem wird eine gewisse Grundausstattung benötigt, wodurch sich die einmaligen Gesamtkosten auf circa 25 000 Euro belaufen. Jährlich fallen nach den Berechnungen des Freundeskreises 2 500 Euro an. Doch der Startschuss für das Museums würde frühestens im Jahr 2021 oder 2022 fallen, sobald das „Schlössle“ eben leer steht.

„Die Vertreter des Freundeskreises bitten uns heute um ein Signal zur Gründung ihres Vereins und des Museums“, erklärt Bürgermeister Rainer Haußmann in der Gemeinderatssitzung und eröffnet die Diskussion. Andreas Hummel (CDU/FWV) ist begeistert: „Man spürt, dass ihr Herzblut in diesem Projekt steckt.“ Doch in sechs Jahren, bis die Räume der Schule frei sind, kann laut Hummel noch viel passieren. Man wisse ja noch nicht, ob die Räume in der Schule dann anderweitig genützt werden oder andere Räume, wie zum Beispiel im Rathaus, zur Verfügung stehen. Denn der Übungsraum der Dettinger Feuerwehr ist schon im Gespräch. Er soll bald aus dem Rathaus weichen und somit Platz für andere Projekte schaffen. „Ich denke, man sollte mit der Entscheidung noch warten, bis wir genaueres wissen“, sagt Hummel.

Peter Beck (SPD) jedoch will die Vertreter des Freundeskreises Ortsgeschichte nicht ohne ein positives oder negatives Signal nach Hause schicken. „Ich stelle hiermit einen Antrag auf die Genehmigung des vorhergesehen Budgets. Zusätzlich sollen die Räume in der Schlössleschule dem Freundeskreis bereitgestellt werden, sobald sie frei sind.“ Dr. Steffen Ochs (FWG) ist mit dem Antrag nicht ganz zufrieden: „Ersetzen wir das Wort ‚Schlössleschule‘ durch ‚Ortskern‘, bin ich mit dem Antrag einverstanden.“ Dettingens Bürgermeister plädiert jedoch dafür, erst in der nächsten Sitzung über die Benutzung der Räume im „Schlössle“ zu reden. Laut Haußmann seien dann die Umstände klarer.

Doch am Ende fand weder der Antrag von Dr. Steffen Ochs, noch der Antrag des Bürgermeisters Zuspruch im Gemeinderat. Der Vorschlag mit einer Entscheidung zu warten, bis klar ist, was mit den freiwerdenden Räumen im Rathaus passiert, schien als die beste Lösung. Mit sieben Ja-Stimmen, drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen wird das Projekt „Ortsmuseum“ erst einmal auf die Warteliste geschoben.