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Andreas Schwarz schafft neue Fakten

Ein junges „Urgestein“ verlässt den Kirchheimer Gemeinderat zugunsten der „großen Politik“

Es war kein Abschied wie sonst: Obwohl noch jung an Jahren, ist Andreas Schwarz als „alter Hase“ aus dem Kirchheimer ­Gemeinderat ausgeschieden.

Was 17 Jahre lang ein vertrautes Bild war, gehört nun der Vergangenheit an: Andreas Schwarz sitzt nicht mehr im Kirchheimer Geme
Was 17 Jahre lang ein vertrautes Bild war, gehört nun der Vergangenheit an: Andreas Schwarz sitzt nicht mehr im Kirchheimer Gemeinderat.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Nicht, dass er nicht mehr im Gemeinderat sitzen wollte. Am Sitzfleisch hat es ihm schließlich nie gefehlt. Und in seiner künftigen politischen Karriere wird er noch so manchen Termin „aussitzen“ müssen, wenn auch – in der ihm eigenen Art – lieber aktiv als passiv. Aber just dieser „großen“ Karriere ist es geschuldet, dass Andreas Schwarz kommunalpolitisch kürzertritt.

Formell begründet er sein Ausscheiden aus dem Kirchheimer Gemeinderat in zwei kurzen Hauptsätzen: „Mit der Konstituierung des 16.  Landtags von Baden-Württemberg hat mich meine Fraktion zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Nunmehr möchte ich meine Energie und Kraft in diese Aufgabe stecken.“ So schnörkellos, auf Fakten und Argumente setzend, betreibt Andreas Schwarz schon seit frühester Jugend Politik.

So bescheinigte ihm Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker nun in ihrer Ansprache zum Abschied – nach nahezu 17 gemeinsamen Jahren im Gemeinderat: „Sie haben Ihre Ziele stets mit großer Hartnäckigkeit verfolgt, und damit hin und wieder auch ein bisschen genervt. Manchmal wurde mir angst und bange, angesichts ihrer Ernsthaftigkeit.“ Aber trotz dieser leichten Neckereien zollte sie dem scheidenden Gemeinderatsmitglied großen Respekt für seine in Kirchheim geleistete Arbeit und gab ihm mit auf den Weg: „Bleiben Sie so, wie sie sind, so authentisch und so überzeugt – auch in der großen Politik.“

Seit Dezember 1999 war Andreas Schwarz Mitglied im Kirchheimer Gemeinderat, zuvor hatte er sich bereits in entsprechenden Jugendgremien engagiert. Bereits als Jugendlicher habe er sein Faible für die Politik entdeckt, sagte Angelika Matt-Heidecker und ergänzte: „Sie sind jetzt 37 Jahre alt und haben schon über 20 Jahre politische Erfahrung.“ Zu dieser Erfahrung gehört der Vorsitz der Grünen-Fraktion – von 2006 bis 2011 im Kirchheimer Gemeinderat und von 2009 bis 2011 im Esslinger Kreistag. Beide Ämter legte er ab, nachdem er 2011 erstmals in den Landtag gewählt worden war. Inzwischen also ist er Vorsitzender der Landtagsfraktion seiner Partei und bleibt damit seiner bisherigen politischen Linie auch in der Landespolitik treu.

Sabine Bur am Orde-Käß, seine Nachfolgerin als Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, meinte zu seinem aktuellen Karrieresprung: „Du bist jetzt Vorsitzender der größten Landtagsfraktion, und das erfüllt auch uns ein bisschen mit Stolz.“ Das Rüstzeug für diese Aufgabe bringt er seit jeher mit. Er hat es sich in Kirchheim erarbeitet: „Dicke Bretter zu bohren, ist für dich kein Problem. Es ist eine politische Herausforderung.“

Andreas Schwarz selbst bekannte zum Abschied: „Es fällt mir schon schwer, das muss ich ehrlich sagen.“ Der Kirchheimer Gemeinderat sei für ihn eine gute Schule für die Landespolitik gewesen – und zwar bei allen möglichen Themen, wie Kinder, Familie, Bildung, Verkehr oder Finanzen. Um einen endgültigen Abschied handle es sich nun keinesfalls, denn „selbstverständlich bleibe ich meiner Heimatstadt, Ihnen allen, verbunden und habe immer ein offenes Ohr.“

Für den gesamten Gemeinderat ergriff Ulrich Kübler von den Freien Wählern das Wort und sprach wohl allen Anwesenden aus dem Herzen: „Wir werden dich und dein Engagement vermissen. Wir sind tatsächlich alle stolz darauf, dass jemand aus der Kirchheimer Schule so eine Position in der Landespolitik erreicht hat.“

Es sind also große Fußstapfen, in die Anja Hezinger nun hineinwachsen muss. Eines aber hat sie als Nachfolgerin von Andreas Schwarz im Gemeinderat bereits erreicht: Die Grünen-Fraktion ist jetzt paritätisch aufgestellt – mit drei männlichen und drei weiblichen Ratsmitgliedern.