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Anstehen für die Kunst

Ausstellung in der Sammlung Doris Nöth in der Jesinger Straße in Kirchheim

Zwei Kunstbegeisterte: Johann Krieger und Doris Nöth zwischen Objekten der „ThomasWeberfashionshow“ der polnischen Künstlerin Ju
Zwei Kunstbegeisterte: Johann Krieger und Doris Nöth zwischen Objekten der „ThomasWeberfashionshow“ der polnischen Künstlerin Justyna Koeke.Foto: privat

Kirchheim. Die Kunstsammlerin rief und viele Künstler und Kunstfreunde kamen. Nach dem Übergang von über 700 Arbeiten der Kunstsammlung von Doris Nöth an die Städtische Galerie Ehingen an der Donau im Jahr 2008 war es ruhig geworden um das Haus mit der rostigen Stahlplastik in der Jesinger Straße in Kirchheim. Manche vermuteten gar, die ehemalige Kirchheimer Zahnärztin hätte mit ihrem Kunstschatz die Teckstadt ganz verlassen. Dass dem nicht so ist, bestätigten nun ein Kapitel des soeben erschienen Kunstsammlerbuches „G:sichtet 2“ von Holle Nann, der Leiterin der Städtischen Galerie Ostfildern, und ein Interview mit Doris Nöth im Kulturmagazin „Kunscht!“ des SWR-Fernsehens. Beide zeigten, wie vital Doris Nöth noch mit über 90 Jahren ihre Kunstleidenschaft in Kirchheim lebt. Das so geweckte öffentliche Interesse wurde von Doris Nöth und ihrem Galeriepartner Wolfgang Dick nun zum Anlass genommen, das Haus zu öffnen und den in Kirchheim befindlichen Teil der Sammlung für Kunstinteressierte zugänglich zu machen.

Reger Andrang herrschte bei der Eröffnung, und die persönliche Begrüßung der offenbar großenteils persönlich befreundeten oder bekannten Besucherschar führte gleich am Eingang der Galerie zu Stauungen. Schnell war das Haus im besten Sinn des Wortes voll und Holle Nann hatte Mühe, mit ihren spannenden Ausführungen über die Sammlerin und das Sammeln bis zu den hinteren Gästen vorzudringen.

Die von Wolfgang Dick kuratierte Schau gab mit knapp 100 im Galeriestockwerk und der Wohnung der Sammlerin präsentierten Werken einen Überblick über den noch in Kirchheim befindlichen Sammlungsteil. Schwerpunkte bildeten dabei einerseits die afrikanischen Masken und Figuren, die mit Malerei und Plastik aktueller Stuttgarter Künstler in Kontrast gesetzt wurden, andererseits aber auch zahlreiche Neuerwerbungen der letzten Jahre. Den Ausstellungstitel „Nach vorne sammeln“ unterstrichen vor allem die im Kunstzusammenhang durchaus mutig eingestellten fotografischen Arbeiten der Fotojournalisten Maxim Dondyuk und Christoph Püschner mit ihren politischen Inhalten. Beeindruckende Aufnahmen aus dem Ukrainekonflikt auf dem Maidan in Kiew und Motive aus dem deutschen Afghanistaneinsatz entwickelten mit ihrer Authentizität gerade im künstlerischen Umfeld eine hohe Brisanz. Aber auch die textilen Objekte und die dazu gehörende Videoarbeit „ThomasWeberfashionshow“ der polnischen Künstlerin Justyna Koeke zeigten, dass Doris Nöths Kunstleidenschaft nach wie vor für innovative Impulse offen ist.

Nach dem furiosen Auftakt nutzten auch an den Folgetagen viele die Gelegenheit zum vertiefenden Blick, den die Sammlerin auch mit der Öffnung ihrer Wohnräume für die Besucher bot. Mit großer Freude empfing Doris Nöth auch den ehemaligen Oberbürgermeister von Ehingen, Johann Krieger, der durch sein beherztes Eintreten dafür gesorgt hatte, dass die Sammlung in der Städtischen Galerie Ehingen einen dauerhaften Bestand und konservatorische Betreuung erfahren durfte. Mit ihren rund 180 Besuchern ist es der Sammlung Doris Nöth erneut gelungen, unzählige Brücken zwischen Kunst, Künstlern und Kunstbegeisterten zu schlagen und ein großes Kunstfest zu feiern. wd