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Anwohner befürchten Wertverlust

Ehemaliger Kindergarten in Schlierbach soll einem Mehrfamilienhaus weichen

Noch grünt es auf dem Grundstück des ehemaligen Kindergartens. Bald jedoch könnte hier schon ein dreigeschossiges Mehrfamilienha
Noch grünt es auf dem Grundstück des ehemaligen Kindergartens. Bald jedoch könnte hier schon ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus stehen und nahe an die Nachbargrundstücke heranreichen.Foto: Volkmar Schreier

Die Überplanung des Geländes des bisherigen Max-Eyth-Kindergartens in Schlierbach sorgt unter den Anwohnern für Empörung: Das im Bebauungsplan ausgewiesene Fenster für ein großes Mehrfamilienhaus passe nicht in die Wohngegend, so ihre Argumentation. Trotzdem hat der Gemeinderat die Planänderung verabschiedet.

Volkmar Schreier

Schlierbach. Viele Freunde unter den Anliegern des ehemaligen Max-Eyth-Kindergartens haben sich Gemeinderäte und Bürgermeister mit diesem Beschluss nicht gemacht. Der seit einigen Jahren leer stehende Kindergarten soll Wohnhäusern weichen. Dabei sind die unmittelbaren Anwohner gar nicht einmal gegen eine Bebauung mit Wohnhäusern. Was sie stört, ist, dass die Kreisbau Göppingen auf dem Areal ein großes Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen auf drei Vollgeschossen errichten möchte und die Gemeinde hier keine Steine in den Weg legen will. Ebenso wurmt sie, dass sie bisher bei der Gemeinde ihrer Meinung nach kein Gehör gefunden haben.

„Das kann es einfach nicht bei der aufgelockerten Bebauung hier sein“, kritisiert Anwohner Richard Schäffner. Und sein Nachbar Klaus Haller, selbst Architekt und langjähriger Gemeinderat, stößt sich ebenfalls an dem geplanten großen Gebäude: „Wir lehnen diese Gebäudeform schlichtweg ab.“ Seiner Meinung nach füge sich der Block mit seinem Flachdach nicht in die vorherrschende Bebauung mit Satteldächern ein. Außerdem seien die direkten Nachbargrundstücke durch den Schattenwurf des neuen Gebäudes benachteiligt.

Einen Wertverlust ihres Hauses befürchten auch Uta Riehl und Udo Nassenstein, denen das Gebäude „direkt vor die Nase“ gesetzt werden könnte. Auch die Lage einer geplanten Tiefgaragenzufahrt knapp neben der Grundstücksgrenze werde wohl zu einer zusätzlichen Belastung führen. „Bei unserem Haus kann man davon ausgehen, dass es rund 100 000 Euro an Wert verliert“, befürchtet Uta Riehl. Dass die Tiefgarageneinfahrt ordentlich frequentiert sein wird, befürchtet auch Klaus Haller: „Da wird es zugehen wie im Taubenschlag“, sieht er die Ruhe in der Daimlerstraße gefährdet. Die Anlieger haben im Rahmen des Verfahrens zur Bebauungsplanänderung ihre Einwände vorgebracht.

Über diese Einwände hatte das Ratsgremium vor der Beschlussfassung zu beraten. Unterm Strich hat der Rat nach einer bisweilen turbulenten Diskussionsrunde, in der Bürgermeister Schmid die zahlreich zur Sitzung erschienenen Anwohner mehrmals zur Ordnung rufen musste, die Bebauungsplanänderung einstimmig beschlossen und die Einwände damit zurückgewiesen. So sei beispielsweise das Flachdach des geplanten Wohnhauses kein Ablehnungsgrund, da ja bereits der ehemalige Kindergarten ein Flachdach habe. Auch die Verschattung der benachbarten Gebäude würde sich nur in den Abendstunden auswirken und ein verträgliches Maß nicht überschreiten, so die Stellungnahme der Verwaltung.

Klare Zustimmung signalisierte Kurt Moll (CDU). „Man hat keinen Anspruch auf Zeit und Ewigkeit“, begründete er seine Zustimmung zur Planänderung. „Das Land und die Region stehen immer auf der Matte und drücken uns in die Nachverdichtung.“ An anderen Stellen im Ort seien im Zuge der innerörtlichen Nachverdichtung ebenfalls Freiflächen bebaut worden. Und auch hier habe man die Chance, dringend benötigten Wohnraum zu errichten.

Auch Jörn Feldsieper (FUW) stellte sich klar hinter die Planänderung. „Im Gemeinderat sind wir uns alle einig, dass Wohnungen gebraucht werden.“ Aus seiner Sicht sei die neue Situation für die Anwohner nicht unzumutbar. „Wir entscheiden hier nicht gegen die Anlieger, sondern für die Innenentwicklung der Gemeinde“, so Feldsieper. Das sei zwar bedauerlich für die Anlieger, aber im Endeffekt gut für die Gemeinde, so sein Fazit eines langen Abwägungsprozesses. Klar ist ihm aber auch: „In so einer Situation kannst du als Gemeinderat nur verlieren.“

Zu Ende ist der Ärger um den Bebauungsplan mit dem Beschluss aber noch nicht: Richard Schäffner hat bereits angekündigt, ein Normenkontrollverfahren anstrengen zu wollen. Dem Vernehmen nach überlegen sich auch weitere Anlieger, sich ihm anzuschließen.