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Bäckerei Goll eröffnet im Spätsommer auf dem Guckenrain

Alle Ladentüren in der Dettinger Siedlung sind jetzt zu – Ab September gibt‘s aber wieder frische Brezeln, Brote und süße Stückle

Auf dem Dettinger Guckenrain schauen die Kunden in die Röhre: Die Bäckerei Friedrich hat über Nacht dichtgemacht. Doch bald bäckt Goll die Brötchen.

Gute Nachrichten für Katharina und Sohnemann Jonathan Dörr: Ab September sind die Türen der Bäckerei auf dem Guckenrain wieder o
Gute Nachrichten für Katharina und Sohnemann Jonathan Dörr: Ab September sind die Türen der Bäckerei auf dem Guckenrain wieder offen. Foto: Thomas Krytzner

Dettingen. So mancher Guckenrainer muss seit knapp einem Monat aufs frische Brötchen am frühen Morgen verzichten. Die Ladentüren der Bäckerei Friedrich sind zu, da hilft auch kein Klopfen und Rütteln. Viele bedauern, dass nun auch noch der letzte Lebensmittelladen aus dem Quartier verschwunden ist.

„Es ist schon schade“, sagt Bäcker-Nachbarin Katharina Dörr, „zum Einkaufen muss ich leider jetzt weiter weg fahren. Mir fehlt der Laden nebenan.“ Ihr Sohn Jonathan guckt traurig durch die Scheibe in die verwaiste Bäckerei: Kein süßes Stückle auf die Schnelle, keine mürben „Katzenzungen“, keine „Russenbrezeln“ mehr. Die Filiale auf dem Guckenrain bleibt ebenso geschlossen wie das Hauptgeschäft im Dorf. Doch: Die backfrischen Neuigkeiten in Dettingen dürften Jonathans Enttäuschung hinwegblasen. Schon bald kann er sich mit seiner Mama wieder nach frischen Leckereien umsehen.

Am Montag hat sich Friedrich Goll, Inhaber des gleichnamigen Bäckerei-Betriebs, nämlich entschieden, den Laden auf dem Guckenrain zu übernehmen. Ab September eröffnet er neu. „Die Nahversorgung der Dettinger Bürger in diesem Ortsteil ist seit 20 Jahren ein wichtiges Thema in der Gemeinde“, weiß Bürgermeister Rainer Haußmann. Für ihn kam die Schließung des Ladens im Dettinger Quartier Guckenrain auch überraschend. Der Ortschef betont: Nicht wirtschaftliche Probleme führten zur Geschäftsaufgabe – es waren persönliche Gründe.

Die Versorgung mit Lebenswichtigem auf dem Guckenrain ist eh schon dürftig. Es gibt keinen Lebensmittelladen. Wer kein Auto hat, tut sich schwer. Die Älteren können zwar einmal wöchentlich den Einkaufsbus des Vereins „Forum Altern“ benutzen, und einzelne Märkte liefern direkt nach Hause – das ist für viele unbefriedigend. Da jetzt auch noch der Bäcker wegfiel, musste dringend eine Lösung für die gut 2 000 Einwohner der Siedlung her. Da Friedrich Goll nun die ehemaligen Friedrich-Filiale auf dem Guckenrain übernimmt, gibt es dort ab Spätsommer wieder Lebensmittel vor Ort. Die Auswahl an frischen Backwaren ist gesichert, dem Kaffeklatsch steht nichts im Weg.

Einziger noch geöffneter Laden auf dem Guckenrain ist derzeit der Friseur. Doch auch mit dem neusten Look und dem tollsten Haarschnitt kann niemand seinen Hunger stillen.„Mehr als eine Grundversorgung durch einen Bäcker ist auf dem Guckenrain nicht möglich“, sagt Haußmann und verweist auf die Veränderungen im Kundenverhalten. War früher der Tante-Emma-Laden nebenan noch beliebt in der Nachbarschaft, ist es heute der Supermarkt; eine weitere Anfahrt nimmt der Bürger in Kauf . Immer mehr Kunden ziehen den Einkauf vor, bei dem sie alles auf einmal bekommen. Die Gemeinde Dettingen bemüht sich deswegen seit Jahren um vorausschauende Versorgungsplanung. Vor allem sollen die Läden im Dorf bleiben. Mit Rewe und Norma kann Dettingen den Bürgern Fahrten in weit entfernte Einkaufszentren ersparen. Dieser Trend setzt sich auch in Zukunft fort, vermutet der Ortschef.

Dazu gehört die ärztliche Vorsorge im Ort. Bereits jetzt ist die Weiterführung der ortsansässigen Apotheke langfristig gesichert. Die Nahversorgung in der Gemeinde ist seit langem stabil, freut sich Bürgermeister Haußmann und gibt sich zuversichtlich: „Wir haben noch einige Ideen und Überraschungen für die Dettinger Einkaufswelt in petto.“

Bleibt zu hoffen, dass Katharina und Jonathan Dörr schon bald wieder früh morgens frische Brötchen und Brezeln aus der Guckenrain-Bäckerei genießen können.