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Freie Wohnungen sind dringend gefragt

Oberbürgermeisterin informiert in Lindorf über Anschlussunterbringung

Die Botschaft der Lindorfer Bürger und Bürgerinnen war eindeutig: 96 Flüchtlinge ja, aber dezentralisiert. Viel Zündstoff gab es anlässlich der Bürgerversammlung zum Thema Flüchtlingsunterbringung in Lindorf.

Volles Bürgerhaus in Lindorf bei der Infoveranstaltung zur Anschlussunterbringung.Foto: Thomas Krytzner
Volles Bürgerhaus in Lindorf bei der Infoveranstaltung zur Anschlussunterbringung.Foto: Thomas Krytzner

Kirchheim. Keine leichte Aufgabe war es für die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, als sie am vergangenen Montag die Lindorfer Bürger über die Flüchtlingsplanung informierte.

Der Saal im Bürgerhaus reichte für den großen Andrang nicht aus, die Interessierten standen bis auf den Flur hinaus. Mit der Schilderung der allgemeinen Situation eröffnete Angelika Matt-Heidecker die Infoveranstaltung und erklärte, wie in den Kommunen mit den Menschen mit Fluchthintergrund verfahren wird. Sie stellte klar, dass die Kommunen die Vorgaben des Bundes und des Landes zu erfüllen hätten. Ein „Nein, wir können nicht“ gäbe es nicht.

So sei sie im Oktober vom Landrat mit den Worten: „In drei Stunden kommen Menschen nach Kirchheim!“, informiert worden. Da hieß es dann handeln und entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Der Verteilerschlüssel richtet sich nach der Anzahl der Einwohner in den Kommunen. Die Verteilung auf die einzelnen Ortsteile von Kirchheim basiert auf dem möglichen Platzangebot: Wo hat Kirchheim Eigentum? Wo stehen Wohnungen zur Verfügung? Da der Lindorfer Dreschplatz Eigentum der Stadt sei, habe man, so erklärte Matt-Heidecker, Pläne für vier Häuser erstellt und somit Platz für 96 Menschen geschaffen. Die Erstellung der Pläne sei nötig gewesen, da man nur mit einem Vorschlag im Ortschaftsrat eine Entscheidung herbeiführen könne.

Ulrich Dreher aus Lindorf verglich in seinem Statement mehrere Gemeinden. So habe beispielsweise Lichtenwald mit 2 500 Einwohnern gerade mal 36 Asylanten und Lindorf mit 1 500 Einwohnern wurden 96 zugeteilt.

Eine andere Bürgerin, die selber Italienerin ist, in Kirchheim geboren wurde und seit mehreren Jahren in Lindorf wohnt, sprach den emotionalen Part an. Sie vermisse das Wort „Integration“, und sie erwarte Offenheit von der Stadtverwaltung. Angelika Matt-Heidecker konnte bestätigen, dass Integration in der Stadt Kirchheim seit vielen Jahren gelinge. Ohne Integration könne die Flüchtlingsaufgabe kaum bewältigt werden. In Lindorf gäbe es den Gesangverein, den Musikverein und die Feuerwehr, die alle gerne bereit seien, zu inte­grieren.

Aus einer anderen Ecke im vollen Raum kam von einer besorgten Lindorferin die Frage nach der Sicherheit. Es seien doch hauptsächlich allein reisende Männer mit Fluchthintergrund, und wenn diese so dicht beieinander leben würden, seien doch Reibereien vorhersehbar. Matt-Heidecker bestätigte, dass rund 70  Prozent der Flüchtlinge Männer seien, die zum Teil später ihre Familien nachreisen lassen. Ein Generalverdacht, so Matt-Heidecker weiter, sei aber nicht haltbar. Sie selber wolle auch „sicher“ sein, jedoch müsse man sich überlegen, warum die Menschen nach Deutschland kämen. Nicht, weil sie Verbrechen begehen wollen.

Dies bestätigte auch Jürgen Ringhof, Leiter eines Polizeireviers im Nachbarkreis. Sein Revier umfasse 78 000 Einwohner, erklärt er, und in den zwei größten Gemeinden habe es im vergangenen Jahr grade mal fünf Straftaten durch Asylanten gegeben, jedoch keine sexuellen Übergriffe. In Lindorf werde wohl, so Ringhof weiter, die Kriminalität leicht ansteigen, es kämen jedoch keine 100 Verbrecher nach Lindorf, sondern Menschen. Angelika Matt-Heidecker bot ihre Hilfe an, wenn in Lindorf freie Wohnungen zur Verfügung gestellt würden. Die Stadt stehe als Mietpartei zur Verfügung. Klaus Pesl vom Ortschaftsrat Lindorf motivierte die Bürger mit seinem Schlusswort und rief: „Kommt ins Boot und rudert mit!“