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Illegale Kastanien

Die Kastanien nicht aus dem Feuer, sondern aus dem Futtertrog geholt hat Hans-Hermann Keller. Der Amtsschimmel hat schon gewiehert, auf mehr wollte es der einstige SPD-Gemeinderat in Notzingen nicht ankommen lassen - schon gar nicht auf den Vollzug einer behördlichen Androhung, denn selbige ist ihm via offiziellem Schreiben in den Briefkasten geflattert. Der Titel: „Vollzug jagdrechtlicher Bestimmungen - Unzulässige Fütterung im gemeinschaftlichen Jagdbezirk Notzingen, festgestellt am 30. Januar 2017.“

Laut landratsamtlichem Schreiben hat die untere Jagdbehörde Esslingen den Hinweis auf eine rechtswidrige Mahlzeit für tierische Waldbewohner erhalten. Die ist seit dem neuen Jagdgesetz verboten und da­rin heißt es in schönstem Behördendeutsch unter anderem: „Unzulässig ist eine Fütterung auch, wenn wiederkäuendes Schalenwild mit anderen Futtermitteln als Heu, Grünfuttersilage, Rüben, heimischem Frisch- oder Fallobst, heimischem Obsttrester oder Rosskastanien gefüttert wird.“

Dabei hat der passionierte Waidmann mit einem Herz für Kinder selbigen nur eine Freude machen wollen. „Die Kastanien haben Kinder aus Notzingen gesammelt und die Fütterungen ohne mein Wissen damit bestückt. Ich habe die Kastanien belassen, um den Kindern die Freude nicht zu nehmen, Wildtieren in Notzeiten zu helfen. Auch bei dem Wissen, dass Rehwild Kastanien nicht aufnimmt. Sie wissen das wahrscheinlich nicht“, konnte sich der Jäger den Zusatz nicht verkneifen.

Hans-Hermann Keller ist beim Projekt Lernort Natur aktiv. Seit 25 Jahren bietet der Deutsche Jagdverband Kindern dabei die Möglichkeit, die Natur mit sämtlichen Sinnen zu entdecken. Pädagogisch geschulte Jäger gehen dazu unter anderem mit Schulklassen in den Wald, um ihnen die Artenvielfalt von Flora und Fauna näherzubringen samt Ökosystem. Letzteres scheint im Notzinger Wald dank ein paar Hand voll Kastanien erheblich durcheinandergekommen zu sein.