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Lieber krümeln als Brüche kürzen

Schule Um für eine gute Klassengemeinschaft zu sorgen, veranstalten die Koop-Klassen der Raunerschule mehrmals im Jahr ein gemeinsames Frühstück. Von Clara Reining und Janina Cappai

Statt eintönigen Matheformeln gibt‘s heut knusprige Brötchen. Foto: Christian Schlienz
Statt eintönigen Matheformeln gibt‘s heut knusprige Brötchen. Foto: Christian Schlienz

Es ist 8.30 Uhr, 15 Schüler sitzen mit mehreren Lehrerinnen an einem reich gedeckten Frühstückstisch in der Raunerschule in Kirchheim. Im Klassenzimmer herrscht eine fröhliche, fast schon familiäre Atmosphäre. Als der ehemalige Rektor Gerhard Klinger mit seinem jungen Hund den Raum betritt, empfängt ihn leckerer Brötchen- und Kaffeeduft. Der ehemalige Mathelehrer wird herzlich begrüßt.

Klassenlehrerin Christel Reichle lädt alle zum Frühstück ein. Seit sage und schreibe zehn Jahren organisiert sie die Frühstücksaktion der Koop-Klassen. Vor allen Ferien treffen sich jeweils die zwei Klassen zu einem gemeinsamen Start in den Tag. Im Voraus wird besprochen, wie sich jeder beteiligt. So kommt das bunte Angebot von den Schülern, den Kaffee und die Brötchen spendiert Christel Reichle. Es gibt alles, was das Herz begehrt.

In den Koop-Klassen werden die Schüler speziell auf ihre Ausbildung und ihren späteren Beruf vorbereitet, indem sie zeitweise auch die Berufsschule in Nürtingen besuchen. Der Schulstoff der 9. und somit der Abschlussklasse wird bei diesem Modell auf zwei Jahre verteilt. So können wichtige Fächer wie Deutsch, Mathematik und Englisch vertieft werden, und die Schüler bekommen jeden Dienstag durch einen Praktikumstag die Möglichkeit, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern. So sagt auch Christel Reichle: „Wenn es woanders für einen Schüler nicht geht, hat er bei uns eine Chance, in zwei Jahren einen qualifizierten Abschluss zu machen.“

Um dies zu ermöglichen, versuchen die Lehrer ihre Schüler ganz besonders zu motivieren. Der Umgang, den Christel Reichle mit ihrer Klasse pflegt, spiegelt sich auch in der Klassengemeinschaft wider. Es herrscht eine gute Stimmung, und jeder bringt sich ein. Darauf ist die Klassenlehrerin ganz besonders stolz: „Wichtig ist, dass man ein Netzwerk aufbaut, in dem sich alle gegenseitig mittragen. Bei uns ist das ganz besonders stark, und natürlich muss ich oft dafür kämpfen, aber es ist immer schön zu sehen, wenn‘s gelingt.“

Um den Schülern einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen, steht Christel Reichle in engem Kontakt zu verschiedenen Bildungspartnern und Firmen, die auch teilweise zu den Frühstücksaktionen eingeladen werden. Sie möchte den Jugendlichen die Scheu vor Gesprächen mit einflussreichen Personen nehmen. „Das Frühstück ist ein sehr gemütlicher Ausklang nach einigen Wochen Schule. Ich finde es einfach schön, wenn einmal alle entspannt zusammensitzen und viel miteinander reden. Schule muss ein sicherer Ort sein, an dem die Schüler keine Angst haben dürfen“, fügt Christel Reichle hinzu.

Auch wenn den Schülern die Frühstücksaktion sehr gefällt, neigt sie sich nach zwei Stunden dem Ende. Von den vielen Brötchen sind nur noch wenige Krümel übrig.

„In unserem Team kann jeder einmal krank oder schwach sein – andere tragen ihn mit.

Christel Reichle