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Miniaturwelten in Harz gegossen

Kunsthandwerk Ungewöhnliche und handgemachte Schmuckstücke aus der Kirchheimer Werkstatt von Isabell Kiefhaber finden Liebhaber auf der ganzen Welt. Von Elisabeth Kanski

Schmuckdesignerin Isabell Kiefhaber prüft die Qualität jedes Schmuckstücks gründlich, bevor es ihre Werkstatt verlässt. Fotos: C
Schmuckdesignerin Isabell Kiefhaber prüft die Qualität jedes Schmuckstücks gründlich, bevor es ihre Werkstatt verlässt. Fotos: Carsten Riedl

Von außen sieht man dem Reihenhaus nicht an, dass hier ungewöhnlicher Schmuck entsteht, der in die ganze Welt verschickt wird. Ganz klein steht unter der Klingel „Geschmeide unter Teck“. Diesen Namen wählte Grafikdesignerin Isabell Kiefhaber, weil sie bereits das Unternehmen „Design unter Teck“ gegründet hatte. „Ich hatte damals viele Stuttgarter Kunden, da fand ich den Bezug zur Teck ganz charmant.“ Heute sagt die Teck den meisten ihrer Kunden wahrscheinlich nichts mehr: Etwa 90 Prozent der Bestellungen in ihrem Onlineshop auf Etsy kommen aus dem Ausland.

Dabei fing Kiefhaber 2010 ganz klein an: „Eigentlich wollte ich nur einen Ring für mich machen. Und ich mochte schon immer Ausgefallenes.“ Also experimentierte sie mit verschiedenen Harzen, Silber, Farben und winzigen Modelleisenfiguren. Alles musste sie sich selbst erarbeiten, Literatur über Schmuck aus Harz gibt es kaum. Den ersten Ring hat sie aufbewahrt: Lächelnd holt die Schmuckdesignerin einen großen Ring hervor, mit einem Innenring aus Silber und einer kleinen in Harz gegossenen Kuh.

„Der Auslöser zum Verkauf kam durch eine Freundin“, erzählt Isabell Kiefhaber. Diese Freundin veranstaltete in ihrem Blumenladen eine Adventsausstellung und bot dort auch die ungewöhnlichen Ringe an. Dann ging es ganz schnell. Heute verkauft Isabell Kiefhaber neben Ringen auch Ketten, Anhänger und Ohrringe auf Märkten und im Internet.

Die kleine Werkstatt im Keller, in der die Kleinode entstehen, war früher das Fotolabor von Kiefhabers Vater. Beißender Geruch schlägt einem beim Eintreten entgegen. „Das ist das Harz“, erklärt die Designerin, „Beim Gießen und Schleifen trage ich eine Atemschutzmaske. Die Gase, die dabei entstehen, sind nicht ganz ungiftig.“ Überall hängen fragile Pusteblumen aus dem Garten an Wäscheklammern von der Decke. Weil man nur trockene Dinge in Harz gießen kann, muss Isabell Kiefhaber die Pflanzen trocknen, bevor sie verarbeitet werden können.

Verschiedene Materialien warten auf der Werkbank darauf, in Schmuck verwandelt zu werden – zum Beispiel die Milchzähne, die ein Kunde geschickt hat. Die Kirchheimerin setzt individuelle Kundenwünsche mit hohem persönlichen Wert um. Dadurch entstehen einmalige Erinnerungsstücke: Zähne, Babylocken, sogar eine kleine Urne wurden ihr bereits geschickt. „Man wird mit sehr persönlichen Schicksalen konfrontiert“, meint Isabell Kiefhaber nachdenklich. Die meisten Schmuckstücke entspringen jedoch ihrer eigenen Kreation. „Das macht mir am meisten Spaß, wenn ich mir in Ruhe etwas Neues ausdenken kann!“ An Ideen mangelt es ihr nicht. Als nächstes möchte sie mit Plexiglas experimentieren. Die Zeit ist das Problem – bis jetzt macht die Kunsthandwerkerin alles allein: Vom Herstellen der Schmuckstücke über die Pflege der Internetseite bis zum Versand der Bestellungen. Isabell Kiefhaber lacht: „Geschmeide unter Teck ist eine One-Woman-Show!“.

Miniaturwelten in Harz gegossen
Miniaturwelten in Harz gegossen