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Scientologen in Aufruhr

CDU-Politiker Zimmermann fühlt sich nach SWR-Beitrag bedroht

Ein am Mittwoch ausgestrahlter SWR-Beitrag über Scientology sorgt in der Kirchheimer Niederlassung offenbar für Nervosität. Der Kirchheimer CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann, der in der Sendung zu Wort kommt, fühlt sich von Sektenmitgliedern bedroht.

Bernd Köble

Kirchheim. Lange Zeit war es vergleichsweise still um Scientology. Jetzt scheint das als Kirche getarnte milliardenschwere Wirtschaftsunternehmen, das seit vielen Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird, vor allem im Südwesten eine neue Offensive zu starten. Dem widmete sich am vergangenen Mittwochabend ein Beitrag des Magazins „betrifft“ im SWR-Fernsehen, wo es unter anderem um die so genannte „Teck-Mission“, die Räume von Scientology in Jesingen und um eine Podiumsdiskussion im November in Kirchheim ging.

Der Kirchheimer CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann, der in der Diskussionsrunde damals mit auf dem Podium saß, bezieht im Filmbeitrag deutlich Stellung gegen Scientology – vor laufender Kamera und direkt vor dem Gebäude der „Teck-Mission“ in der Kirchheimer Straße in Jesingen.

Diese Woche nun erhielt Zimmermann in seinem Kirchheimer Wahlkreisbüro mehrere Anrufe, Post und auch Besuch von Scientology-Mitgliedern, die offenbar verhindern wollten, dass der Beitrag in dieser Form erscheint. Bereits am 3. November, knapp einen Monat nach Aufzeichnung des Zimmermann-Interviews in Jesingen und vor der Diskussionsveranstaltung, hatte der CDU-Mann schon einmal unerwarteten Besuch bekommen. Damals tauchte Mariana Hasinger, die Vorstandsvorsitzende der „Scientology-Gemeinde Teck“ im Zimmermannschen Wahlkreisbüro in Begleitung eines Mannes auf, der in der Organisation kein Unbekannter ist: Hans Bschorr – bis Mitte der Neunziger Landtagskorrespondent des Bayerischen Rundfunks und nach Bekanntwerden seiner Scientology-Verbindungen entlassen – war danach für die Sekte viele Jahre in England und am US-Stammsitz in Clearwater, Florida, aktiv.

Wahlkreisbüro-Leiterin Martina Hertle stellte er sich im November als freier Journalist und Buchautor vor und zeigte als solcher Interesse an der politischen Arbeit des Abgeordneten. Bei der Personensuche im US-Portal Intelius taucht Bschorr als „privater Ermittler“ auf. Bschorr soll Mitarbeiter im Office of Special Affairs (OSA), einer geheimdienstähnlichen Abteilung von Scientology sein. Ein Mann, der immer dann aufkreuzt, wenn Medien dem Unternehmen in die Quere kommen. So geschehen vor Kurzem in Basel, wo Bschorr unter dem Deckmantel des Journalisten Politiker und Zeitungsredakteure zu ihrer Haltung gegenüber dem Baseler Scientology-Zentrum befragt haben soll.

Karl Zimmermann fühlt sich nach eigenen Worten von der Organisation inzwischen bedroht. Er habe den Verfassungsschutz über die Besuche in seinem Wahlkreisbüro informiert, sagt der 65-jährige Politiker, der selbst Mitglied im parlamentarischen Kontrollgremium für den Verfassungsschutz ist. In einer Sendung dabei zu sein, die Unwahrheiten verbreite, würde dem Politiker in der heißen Phase des Wahlkampfs nicht gut tun, gab die Kirchheimer Scientology-Vorsitzende Mariana Hasinger am Mittwoch in einem Telefonat mit Zimmermanns Büroleiterin zu bedenken. Zimmermann: „Diesen Satz kann man so oder so bewerten.“

Die „Teck-Mission“ in Jesingen

Die „Teck-Mission“ in Jesingen. Das Gebäude diente als Kulisse im SWR-Beitrag am Mittwoch zu den Aktivitäten von Scientology im
Die „Teck-Mission“ in Jesingen. Das Gebäude diente als Kulisse im SWR-Beitrag am Mittwoch zu den Aktivitäten von Scientology im Land.Foto: Carsten Riedl
Das Gebäude diente als Kulisse im SWR-Beitrag am Mittwoch zu den Aktivitäten von Scientology im Land.Foto: Carsten Riedl