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Und die Welt steht still

In „Letzte Lieder“ erzählt Stefan Weiller Geschichten von Menschen in Hospizen

Stefan Weiller tourt seit zwei Jahren mit seinem Projekt ­„Letzte Lieder“ durch die ­Republik. Er zeigt darin in beeindruckender Weise ­Menschen, die in ihrer letzten Lebensphase sind: ihre Geschichten, ihr Leben und ihre letzten Lieder. Am 25. April ist er damit in der Kirchheimer Martinskirche zu Gast und hat hochkarätige Unterstützung dabei.

Hansi Jochmann ist die Stimme der „Letzten Lieder“. Foto: pr
Hansi Jochmann ist die Stimme der „Letzten Lieder“. Foto: pr

Kirchheim. Weder „Konzert“, noch „Lesung“, noch „Performance“ beschreiben, was Stefan Weiller am Samstag, 25. April, um 19.30 Uhr in der Martinskirche vor hat. Er ist seit fünf Jahren in Deutschland unterwegs und spricht mit Menschen in Hospizen und Altenpflege-Einrichtungen, die nicht mehr lange leben werden. Nicht einmal den Zeitpunkt der Aufführung werden sie noch miterleben. Seine Erfahrungen und Gespräche möchte er mit anderen teilen – in Erzählungen, Bildern, Videos, Klängen und vor allem Liedern. Lieder, die die Menschen in ihrem Leben begleitet haben und es irgendwie geprägt haben.

Dabei gibt es keine Tabus, musikalische Stilbrüche sind sogar erwünscht: eine flirrende, leichte Operette gefolgt von einem Sterbechoral, Popmusik und Barockmusik am selben Abend. „Wir suchen nach dem Kern der Lieder“, sagt Stefan Weiller. „Es geht nicht darum, einfach ein Cover auf die Bühne zu bringen.“ Für die Veranstaltung hat der Frankfurter Projektkünstler hochkarätige Unterstützung an Bord: Als Sprecherinnen sind Hansi Jochmann, die deutsche Stimme Jodie Fosters, und Daniela Fonda engagiert. Musikalisch gestalten den Abend unter anderem der Maulbronner Kammerchor, die Capella Martini, die Popband Ason und der Kirchheimer Bezirkskantor Ralf Sach, der den Künstler schon seit längerer Zeit begleitet.

„Wenn man die Geschichte von einem Menschen, der am Ende seines Lebens steht, hört, ist das brutal“, erzählt Stefan Weiller. „Gleichzeitig ist es eine tröstliche Erfahrung für die Zuschauer, zu sehen, dass man Lebensqualität bis zum Schluss bewahren kann.“ Er ist auf die Projektidee gekommen, als er selbst ein Hospiz besuchte – damals noch als Journalist. „Aus dem Zimmer der Frau, die ich besuchen sollte, ertönte lautstark Schlagermusik.“, erzählt er. Die Furcht, die er vorher vor dem Besuch hatte, verflog sofort, als er die Frau sah. „Wir haben einfach die ganze Zeit über Musik geredet.“ Die Begegnung hat ihn so nachhaltig geprägt, dass er seinen Job kündigte und sich auf die Suche nach weiteren Geschichten und den letzten Lieder von Sterbenden machte. Fast allen gefällt, dass es von ihnen etwas gibt, das weiter reicht als das irdische Leben. „Wir begegnen bei der Veranstaltung lebenden Menschen, keinen Toten“, fährt er fort. Eigentlich sei es kein schwermütiger Abend: Er sehe die Zuschauer zwar weinen, aber auch oft schallend lachen. In jedem Fall bewege das Thema die Leute und manchmal ändere es auch ihr Leben. Für Bezirkskantor Ralf Sach ist die Veranstaltung eines der Highlights der letzten zehn Jahre. Stefan Weiller und die „Letzten Lieder“ waren schon in mehreren deutschen Großstädten zu Gast und haben einige Tausend Zuschauer angezogen.

Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es im Internet auf www.und-die-welt-steht-still.de

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