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Viele Fragen schwirren durch die Luft

Heimwerker-Abend lockt elf Frauen in den Toom-Baumarkt in Kirchheim

Margret Bartl bohrt gekonnt ihr erstes Loch. Barbara Hartel schaut interessiert zu, denn gleich ist sie an der Reihe.Foto: Judit
Margret Bartl bohrt gekonnt ihr erstes Loch. Barbara Hartel schaut interessiert zu, denn gleich ist sie an der Reihe.Foto: Judith Reischl

Kirchheim. Freitagabend: Ladies Night im Toom-Baumarkt in Kirchheim. Workshops und Fachvorführungen erwarten die Kundinnen. Elf

Frauen haben sich eingefunden, um ihre Chance zu nutzen und beim großen Heimwerkerabend Fragen zu stellen und neues Wissen mit nach Hause zu nehmen.

Drei je zweistündige Workshops stehen zur Auswahl: „Anwendung von Elektrowerkzeugen“, „Tapezieren und Streichen“ und „Das 1 x 1 des Gärtnerns“. Die meisten Frauen haben sich für zwei Workshops angemeldet, Zeit ist ja bis 22 Uhr. Das Vorwissen der Teilnehmerinnen reicht von „Ich bin Anfängerin und bin schon sehr gespannt, was ich lernen kann“ bis „Wir renovieren ein Haus, ich habe schon Laminatböden verlegt und mit der Schlagbohrmaschine gearbeitet“.

Beim Workshop „Anwendung von Elektrowerkzeugen“ geht es gleich schon ganz handfest zur Sache. Heimwerker-Trainer und Metallbauer Ralf Haberbosch, auch bekannt aus der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“, leitet den Workshop. Beim „Arbeits-Du“ ist die Stimmung locker. Margret Bartl erzählt, dass sie sich eine eigene Bohrmaschine gewünscht und bekommen hat und nun lernen möchte, mit ihr zurechtzukommen, um selbst Vorhangschienen oder Bilder aufhängen zu können. Die anderen Teilnehmerinnen nicken. Sätze wie „Mit dem Drehen den Bohrer aus dem Holz ziehen“ und „Kleiner Bohrer, große Drehzahl – großer Bohrer, kleine Drehzahl“ schwirren durch die Luft. Eifrig wird notiert und aufgeschrieben. „Wie heißt noch mal das Teil vorne am Akkuschrauber?“ – „Schraub-Bit“, kommt prompt die Antwort von Ralf Haberbosch. Keine Frage ist peinlich, man ist ja unter sich.

Der Vorteil der eher kleinen Gruppen ist, dass die Betreuung sehr individuell ist und jede Frage beantwortet werden kann. Jede Frau hat ihren Akkuschrauber, tauscht schon bald sehr geschickt die verschiedenen Schraub-Bits aus. Die anfängliche Scheu vor den Maschinen ist schnell verflogen.

Marktleiter Markus Albrecht veranstaltet den Heimwerkerabend jetzt zum zweiten Mal. „Wir wollen diese Reihe etablieren“, erklärt er. Auf die Frage, ob denn nicht die Hauptkunden im Baumarkt Männer seien, muss er lachen. „Männer entscheiden meiner Erfahrung nach über den Einkauf von Werkzeugen und Maschinen. Sie wählen höchstens noch die Fliesen im Keller aus. Aber alles andere entscheiden die Frauen. Auch der Garten ist fest in Frauenhand.“ Eine übersehene Zielgruppe, die Albrecht ganz konkret mit der Ladies Night ansprechen möchte.

Beim Tapezieren sind die Fragen ganz konkret. Ungeduldig und wissensdurstig quetschen die Teilnehmerinnen den Workshopleiter aus. Sie sind mit konkreten Projekten im Kopf gekommen und wollen gleich zu Hause mit dem erworbenen Wissen und den neuen Fertigkeiten loslegen. Doch vor der Praxis geht es um die Theorie, um Spachteln und Ausgleichen und verschiedene Materialien.

Auch im Gartenbereich ist was los: Ein Workshop mit vier Teilnehmerinnen ist zwischen den Pflanzen verschwunden und diskutiert über Standorte und Schädlinge. Erfahren haben die Teilnehmerinnen von dem Heimwerker-Abend aus der Zeitung – und sich den ganzen Abend Zeit genommen. „Nachher gehen wir noch zum Tapezieren und Streichen“, berichten die Frauen.

Wer an diesem Abend einfach so in den Baumarkt gekommen ist, kann sich auch die Vorführungen verschiedener Hersteller ansehen und praktisch erproben, sei es zu Putz oder dekorativer Wandgestaltung. So ist also für jede(n) etwas dabei.

Hau dir nicht auf die Finger

Heute gehe ich den Baumarkt – Ladies Night zwischen Brettern, Bohrmaschinen und Tapeten, mit Workshops und Getränken. Ein richtiges Event. Ich komme mir eh schon komisch vor. Vielleicht fühlt sich so ein Mann bei einer Tupperparty oder einem Thermomix-Abend?

Aber nein, es werden ja noch andere Frauen da sein, die sich schlaumachen wollen. Und auf den Finger hau ich mir bestimmt nicht. Erstens war ich schon in der zweiten Klasse besser im Hämmern als so mancher Klassenkamerad, dank eines emanzipierten Vaters. Zweitens habe ich einen Sohn, dem ich regelmäßig beim Basteln vorarbeiten muss.

Ich habe mich beim Workshop „Anwendung von Elektrowerkzeugen“ angemeldet. Meine Freundin bekam übrigens von ihrer Schwägerin zum Beginn der Renovierung und des Umbaus ihres neu erworbenen Altbaus ein Heimwerker-Buch speziell für Frauen geschenkt. Sie war sehr verärgert, hieß es doch dort: „Haben Sie keine Berührungsängste: Ihr Haartrockner ist ein elektrisches Werkzeug zum Haaretrocknen, ihr Staubsauger ist ein elektrisches Gerät, und ihre Küchenmaschine hat auch ganz schön viel Power. Nichts anderes ist eine Bohrmaschine oder ein Akkuschrauber.“ Mich hat diese Einschätzung dazu bewogen, mich dem Akkuschrauber bei der Ladies Night im Baumarkt zu stellen.

Und meinem Mann hab ich beim Gehen zugerufen: „Vergiss du bitte heute Abend nicht, den Kindern die Socken auszuziehen, wenn du sie badest.“ JUDITH REISCHL

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