Was tun, wenn das Baby zu schwach ist, um an der Brust der Mutter zu saugen? Was hilft, wenn es an der Brust oft einschläft anstatt zu trinken? Wie geht man mit einem Milchstau oder einer Entzündung der Brustwarze durch das Stillen um? Auf diese und viele weitere Fragen, die Eltern schon während der Schwangerschaft, im Wochenbett, im ersten Lebensjahr des Kindes und darüber hinaus haben, gibt Heike Emmert aus Nabern Antworten.
Mütter fühlen sich allein gelassen
Die 38-Jährige ist gelernte Kranken- und Kinderkrankenschwester und hat sich zur Still- und Laktationsberaterin weitergebildet. „Stillberaterin darf sich theoretisch jeder nennen“, erklärt Heike Emmert. Weil sie hingegen über einen medizinischen Grundberuf verfügt und sich durch die Weiterbildung vor einem internationalen Gremium qualifiziert hat, ist ihr Titel IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant) international geschützt. Um ihn behalten zu können, muss sie alle fünf Jahre in eine Fortbildung und nach zehn Jahren die Prüfung wiederholen.
Im November 2016 wagte Heike Emmert mit ihrem Unternehmen „Baby-St.E.B.B.S“ den Sprung in die Selbstständigkeit. Momentan bietet sie Kurse in Nürtingen und Filderstadt sowie Hausbesuche an. Ab März bezieht sie dann zusammen mit einer Kollegin, die Pädagogin und „SAFE-Mentorin“ („Sichere Ausbildung für Eltern“) ist, eigene Räume in der Heinkelstraße 12 in Kirchheim. Die 38-Jährige ist somit die einzige Still- und Laktationsberaterin in der Teckregion, die auf selbstständiger Basis arbeitet. „Die Ausbildung ist sehr teuer“. So erklärt sie, warum die meisten ihrer Kolleginnen ihre Tätigkeit als Angestellte an einer Klinik ausüben.
Eine Still- und Laktationsberaterin - Laktation ist der Fachausdruck für die Milchabgabe - berät Eltern vor allem zum Thema Stillen und Ernährung. „Wir sehen uns als Ergänzung zu Hebammen, Gynäkologen und Kinderärzten.“ Den Bedarf dafür gibt es auf jeden Fall, betont Emmert. „Bei einer natürlichen Geburt werden die Mütter heute meist schon am dritten Tag nach der Entbindung aus dem Krankenhaus entlassen. Zu diesem Zeitpunkt kommt der Milcheinschuss in Gang.“ Viele Frauen fühlten sich mit ihren Fragen und Problemen alleine gelassen. Wo früher die Großfamilie geholfen habe, klaffe heute oft eine Lücke.
„Mama zu sein ist, wie einen neuen Beruf zu erlernen“, weiß die Kirchheimerin. Ihr ist es wichtig, die Eltern umfassend zu informieren. Welchen Weg diese dann letztlich gehen - ob die Mutter stillt oder ausschließlich das Fläschchen gibt - liege in deren eigener Verantwortung. „Es steht mir nicht zu, hier zu urteilen“, betont sie. „Ich mache niemandem ein schlechtes Gewissen.“