Lokale Kultur

Authentische Einblicke

Am Wochenende öffnen zahlreiche Künstler in und um Kirchheim ihre Ateliers

Auch Samy Virmoux ist bei den Ateliertagen mit von der Partie. Der Holzbildhauer präsentiert seine Skulpturen im Müllerweg 25 in
Auch Samy Virmoux ist bei den Ateliertagen mit von der Partie. Der Holzbildhauer präsentiert seine Skulpturen im Müllerweg 25 in Notzingen.Archiv-Foto: Gerald Prießnitz

Kreis Esslingen. Am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Oktober, öffnen 25 Künstler des Kunstvereins Kirchheim zwischen 14 und 18 Uhr ihre

Ateliers und gewähren der kunstinteressierten Öffentlichkeit authentischen Einblick in ihr Schaffen. Mit diesem zweiten und abschließenden Beitrag geben wir einen Überblick über die kreative Vielfalt der Ateliertage 2012.

Im Herzen der Kirchheimer Altstadt erwartet Gunter Krönes die Besucher in seinem Vergolder- und Rahmenatelier „Unikum“ in der Wellingstraße 13. Den Schwerpunkt seiner Malerei bildet die materialhafte Erscheinung von Farbe und Form, die der Absolvent der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart mithilfe experimenteller Techniken und Materialien wie Quarzsand, Kreide, Marmormehl und diversen Farbsystemen umsetzt.

Abstrakte Kompositionen mit starker Leuchtkraft, die einem intensiven Auftrag der Aquarellfarbe geschuldet ist: Die Bilder von Rosemarie Fano, die auch in Acryl und mit Pastellkreide arbeitet, tragen weder Titel, noch wollen sie rätselhaft erscheinen. Dem Betrachter bieten sie vielmehr die Chance, die Fantasie schweifen zu lassen und eigenen Assoziationen zu folgen. Dazu besteht im Atelier der Künstlerin Gelegenheit, das sich in der Hahnweidstraße 115, oberhalb von Deula und VPA, befindet.

„Meine Tatkraft ziehe ich aus der Abstraktion – durch sie fühle ich mich frei“, sagt Angela Stuhler-Bauer, die in ihrem Atelier für Kunst und Kunsttherapie im Wangerhaldenweg 4 dem reichen Gehalt von Farben, Formen und Strukturen nachspürt und dabei die Kreativität als einen unerschöpflichen Lösungsansatz mit unendlichen Möglichkeiten auslotet.

Von dort ist es nicht weit auf den Schafhof, wo Anette Speidel im Iltisweg 7 ihre Gäste erwartet. Ihre Bilder geben sich farbenfroh und ausdrucksstark, sind geprägt von Perspektive und Volumen, Licht und Schatten. Neben der Arbeit auf Leinwand gilt ihre besondere Faszination der Wandmalerei, sowohl für den Innenraum, wie auch für den Außenbereich.

Die Ateliertage beschränken sich aber keineswegs nur auf die Teckstadt. Das Netzwerk der beteiligten Künstler spannt eine weite Peripherie auf, die etwa bis nach Esslingen reicht, wo Ralf Ginter in der Jakobstraße 16 gehaltvolle Stationen seines fotografischen Schaffens zeigt. Zu künstlerisch wie handwerklich erstklassigen Schwarz-Weiß-Bildern stellen sich großformatige Panoramafotografien, die von einem bemerkenswerten Sinn für Komposition und Rhythmisierung des Bildraums zeugen.

Neckaraufwärts, im Industriepark der Firma Otto an der Schäferhauserstraße 2 in Wendlingen, begegnet man Elke Koch. Seit ihrem Studium der Malerei und Grafik an der FKN Nürtingen hat sie in ihrem bildnerischen Schaffen einen weiten Weg zurückgelegt, der sie vom Gegenständlichen hin zu einer immer stärkeren Abstraktion führte. Am Dürerplatz 4 in Nürtingen gibt Edmund Trippner Einblicke in sein kreatives Schaffen. Er zeichnet und malt in der freien Natur. Studienaufenthalte und Ausstellungen haben ihn immer wieder nach Frankreich und Tschechien geführt. Seit 13 Jahren beschäftigt er sich mit dem Bau sogenannter „Kaleidozyklen“ in verschiedenen Größen, die sich vollmechanisch drehen.

Stefan Noss, der zunächst an der Wiener Universität für angewandte Kunst bei Adolf Frohner studierte, bevor er an der Düsseldorfer Kunstakademie Meisterschüler von A. R. Penck wurde, findet man in der Uhlandstraße 17 in Frickenhausen. In seinen meist figurativen Arbeiten – Köpfe, Arme, Finger – dominiert ein kraftvoller und ausdrucksstarker linearer Gestus sowie eine sensibel wie intensiv gesetzte Farbigkeit.

Bei den Ateliertagen darf auch die Dettinger „Stelle 21“ nicht fehlen. Dort hat Jürgen Roesner seine Pforten geöffnet und zeigt neben Enkaustikbildern Materialcollagen und Objekte, in die organische Dinge eingebunden werden, denen Symbolcharakter zukommt. Wie auch in seinen bekannten Brezel-Arbeiten reicht dabei die Spanne der künstlerischen Intention vom humorigen Augenzwinkern über surreale Momente bis hin zur zeitkritischen Reflexion.

Ebenfalls mit einer guten Portion Humor versehen, kommen die teils übermannshohen Skulpturen von Samy Virmoux daher, die der Holzbildhauer in seinem Notzinger Atelier im Müllerweg 25 präsentiert. Die menschliche Figur mit einer oftmals expressiv gesteigerten Mimik und Gestik ist ein zentraler Aspekt seines künstlerischen Schaffens. Der Absolvent der „Ecole des Beaux Arts“ in Nantes, der in Deutschland die Ausbildung zum Buchrestaurator durchlaufen hat, ist zudem ein versierter Druckgrafiker, dessen Radierungen bereits bibliophile Buchprojekte zieren.

Die 32-seitige, reich bebilderte Begleitbroschüre zu den Ateliertagen ist in der Geschäftsstelle des Kunstvereins in der Wellingstraße 13 in Kirchheim kostenlos erhältlich. In digitaler Form ist sie unter www.kunstverein-kirchheim.de abrufbar.