Lokale Kultur

Barocker „Swing“ in der Schlosskapelle

„Concerto Imperiale“ präsentiert Musik dreier großer Barockmeister

Kirchheim. Im Rahmen der vhs-Veranstaltungsreihe „Kultur im Kirchheimer Schloss“ präsentierte das Ensemble „Concerto Imperiale“

unter der Leitung von Dr. Bernhard Moosbauer Musik dreier großer Barockmeister. Mit geradezu überbordender Spielfreude und musikalischer Verve eröffneten die Künstler den Abend, der ganz im Zeichen der Komponisten Telemann, Vivaldi und Bach stand.

Telemanns Concerto in d-Moll für Streicher und B.c. bildete den mitreißenden, schwungvollen Auftakt. Dem oft als bloßen „Vielschreiber“ herabgewürdigten Tonschöpfer widerfuhr mit diesem, wie auch dem später im Programm folgenden Werk, glänzende Wiedergutmachung. Das Stück bot ein Feuerwerk an musikalischen Ideen und eine ideale Plattform für das glänzend disponierte Ensemble.

In der Besetzung Bernhard Moosbauer, Renate Harr (Violinen), Rainer Ullreich (Viola), Michael Brüssing (Violoncello), Heike Hümmer (Violone), Andreas Scheufler (Cembalo), Andrea Cordula Baur (Laute) waren die Musiker wieder einmal mehr hervorragende Sachwalter einer äußerst lebendigen und kompetenten Interpretation. Dem barocktypischen „Concertieren“, das heißt dem „Wetteifern“ um Motive und Themen, trug auch die Erweiterung der Continuogruppe um die dunkel, üppig grundierenden Instrumente Violone und Laute Rechnung. So entspann sich ein agiler musikalischer Dialog zwischen allen Beteiligten. Im weiteren Verlauf konnte man schöne Echowirkungen, fugierte Teile, virtuose Spielfiguren und Läufe sowie expressive Melodien, plastisch herausgearbeitet, in sicherer Intonation hören. Der Generalbass – die Instrumente, die sich um das Cembalo gruppiert hatten – wusste dabei als „gleichwertiger Partner“ mit atemberaubenden Skalen und Akkordbrechungen besonders zu gefallen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Bernhard Moosbauer stand als Nächstes ein Oboenkonzert von Antonio Vivaldi auf dem Programm. Die Solistin, Susanne Grützmacher, bewegte sich mit stupender Atemtechnik und ausdrucksvoller Gestaltung mühelos durch die technischen Herausforderungen des Werks und verlieh dem Konzert, in ausgewogener Balance zum Ensemble, spielerische Leichtigkeit. Ein weiteres Konzert Telemanns, wiederum in der Tonart d-Moll, ergänzte die Ideenpalette um interessante chromatische Linien und überraschende trugschlüssige Wendungen.

Mit der ursprünglich für den 2. Februar 1727 konzipierten Solokantate für Bass, Oboe, Streicher und B.c. von Johann Sebastian Bach fand der Konzertabend einen würdigen Abschluss. Die Kantate „Ich habe genug“, BWV 82, existiert in vielen verschiedenen Fassungen und zählt zu den bekanntesten und ergreifendsten Kantaten Bachs. Gedanken über den Tod, die Welt als Jammertal und den Himmel als Ort des unendlichen Glücks bilden die Textbasis für drei Arien und zwei Rezitative.

Der Bassbariton Frank Wörner verlieh mit seiner gut fokussierten, in allen Lagen ausgeglichenen, hellen Bassstimme den Arien den entsprechenden individuellen Ausdruck und den Rezitativen die Plastizität der Wortausdeutung. Die fast tänzerisch bewegte Schlussarie „Ich freue mich auf meinen Tod“ gestaltete er mit präzisen Koloraturen und großen Atemreserven. Eine kongeniale Partnerin war ihm bei den Arien die Oboistin Susanne Grützmacher.

Die zahlreich erschienenen Zuhörer, die mit lang anhaltendem Applaus allen Mitwirkenden für ihr großartiges Musizieren und ihren Dienst an der Barockmusik dankten, wurden mit der Zugabe der letzten Arie belohnt.