Lokale Kultur

Beeindruckende Aufführung

Eine szenische Aufführung der Oper „Orfeo ed Euridice“ von Christoph Willibald Gluck in der Stadthalle

Wunderbar geglückt war die szenische Aufführungen der Oper „Orfeo ed Euridice“ am Wochenende in der Stadthalle. Foto: Deniz Cala
Wunderbar geglückt war die szenische Aufführungen der Oper „Orfeo ed Euridice“ am Wochenende in der Stadthalle. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Am Ende doch Elysium, so der Schluss der Gluckschen Fassung des Mythos von Orpheus. Die Götter verzeihen und, Amor sei

Gertrud Junker

dank, Orfeo ist mit seiner Euridice wieder vereint. Und, um es gleich vorwegzunehmen: Furios war dieses Ende eines eindrucksvollen Opernabends in der Kirchheimer Stadthalle, begeistert gefeiert vom Publikum.

Der Mythos von Orpheus, ein immer wieder faszinierender Stoff, hat übrigens schon fast so etwas wie Tradition im Volkshochschul-Orchester, wurde doch zu dessen 50-jährigem Jubiläum eine Oper „Orfeo ed Euridice“ von Ferdinando Bertoni, einem Zeitgenossen und glühenden Anhänger Glucks und seiner Idee von der Reformoper, konzertant aufgeführt. Eine gelungene Vorstellung auch damals; sie fand im Schlosshof unter der Leitung von Joachim Stumber und in Kooperation mit einem Projektchor und ausgezeichneten Solisten der Musikschule Kirchheim statt.

Wunderbar geglückt war nun die szenische Aufführung vom Wochenende unter der Leitung von Sabine Bruns, die eine hervorragende Ergänzung für die Gesamtschau in ihren Mitschaffenden fand: Robert Kast, der die Chöre mit seinen „Happy Voices“ vorbereitet hatte, Gerburg Maria Müller, eine Regisseurin, die mit sparsamen Mitteln wunderbar gestalten konnte, und Sebastian Stiebert, der mit seinem fantasievollen und stimmigen Bühnenbild zum Gelingen beitrug. Nicht zu vergessen: Das schön gestaltete und informative Textheft zu den beiden Aufführungen.

Zu Beginn erzählt ein kleiner geflügelter Amor, sozusagen eine „Amorette“ (Janina Renz), dem Publikum die Geschichte der Oper. Ein klagender Orfeo, hier von Cecilia Tempesta sehr schön gesungen, mit voller, runder Stimme und mit bewundernswerter stimmlicher Ausgestaltung der umfangreichen Rolle, betritt wankend die Szene und erreicht durch den Zuschauerraum die Bühne. Er bettet Euridice auf einen Schrein, und mit Klagegesang und schwarz gekleidet betritt ein Trauerzug den Raum, durchmisst die Halle von beiden Seiten und legt jeweils eine Rose auf Euridices Grabmal. Klanggewaltig, dieser Chor, vor einem eindrücklichen, düsteren Bühnenbild.

Amor greift ein, hier Anna-Maria Wilke, mit jugendlich klarem Sopran und brillanter Höhe, und zeigt Orfeo die Lösung der Götter auf, Euridice zu befreien. Amorette vertieft den Eindruck Amors pantomimisch spiegelnd.

Orfeo am Eingang der Unterwelt, an die Harfe gelehnt, in Klage versunken, von Furien bedrängt das nächste Bild, von Chor und Orfeo eindrücklich gestaltet. Die Szene hellt sich auf und füllt sich mit weiß gewandeten „seligen Geistern“, die sich tanzend auf der Bühne bewegen, Orfeo einladend. Euridice ist im Hintergrund selig lächelnd in einer gläsernen Kugel zu sehen. Im folgenden will Orfeo Euridice aus der Unterwelt führen – es gelingt ihm aber nicht, Euridice, die verzweifelt seinen gesenkten Blick falsch deutet, nicht anzublicken; er wendet sich um und Euridice stirbt erneut – „Io moro . . .“: Eine ergreifende Szene, ergreifend gesungen von Gundula Peyerl, die anrührend und ausdrucksstark die Euridice verkörperte. Orfeo begreift, dass er seine Geliebte nun zum zweiten Mal verloren hat. („Che faro senza Euridice“). Innig gesungen hier auch die Duette, Arien und Rezitative in diesem Bild.

Aber am Ende trumpft doch wieder Amor auf, gleichsam als Deus ex machina, und lenkt das Geschehen hin zu einem zeitüblichen „lieto fine“, einem glücklichen Ende: Amor triumphiert und in den Schlussjubel fallen alle ein, Euridice, Orfeo, Hirten und Hirtinnen und alles, was jubeln kann im Orchester, tut mit.

Eine beeindruckende Aufführung, die wieder einmal vor Augen führt, welchen Platz sich das VHS-Orchester inzwischen im Kirchheimer Kulturleben erobert hat. Die Aufführungen am Wochenende waren beide ausverkauft, das Publikum war begeistert. Sichtliche Spielfreude herrschte bei Chor und Orchester, die Solisten waren ausgezeichnet besetzt. Was will man mehr?

Die Beliebtheit des Orchesters zieht natürlich auch nach sich, dass sich immer mehr Mitspieler zusammenfinden, was es für den Dirigenten nicht leichter macht, den ganzen Apparat schlank zu führen und die Solisten fein und zurückhaltend zu begleiten, was aber unter der Stabführung von Sabine Bruns in bewundernswerter Weise doch auf weiten Strecken gelang.

Zuweilen blitzte ein perlender Cembaloklang auf, der aufhorchen ließ, verspielt und kunstvoll zugleich die Rezitative begleitend, was zu hören eine Wonne war. Kein Wunder, denn am Werk war hier Altmeister Ernst Leuze.

Der fulminante Schluss des Werkes forderte natürlich eine Zugabe, und man verabschiedete die Mitwirkenden dankbar und mit viel Applaus und vielen Blumen in die laue Sommernacht.

Opernaufführung in der Stadthalle Kirchheim, "Orfeo ed Euridice", Sinfonieorchester der vhs Kirchheim
Opernaufführung in der Stadthalle Kirchheim, "Orfeo ed Euridice", Sinfonieorchester der vhs Kirchheim