Lokale Kultur

Kein falscher Ton unter Geschwistern

Das Kirchheimer Duo Veeser auf den Spuren ihrer musikalischen Anfänge

Das Duo Veeser.Foto: Jens Starkert
Das Duo Veeser.Foto: Jens Starkert

Kirchheim. Freudige Aufregung steht ihm ins Gesicht geschrieben: nach Jahren betritt Jens Veeser im Schlössle das Studio, wo er einst seinen ersten Kontrabass in Empfang

nahm. Seine Augen leuchten, als er sich an den bewegenden Moment erinnert. An die ersten Töne auf dem Instrument, das ihn so begeisterte, dass er es nun an der Hochschule Stuttgart studiert.

Seine ältere Schwester Kerstin hingegen drängt es in den Saal. Als jahrelanges Orchestermitglied und schließlich auch Konzertmeisterin des Symphonischen Orchesters der Musikschule, hegt die Violinistin viele gute Erinnerungen an ihre Zeit im Ensemble. Konzertreisen zur Partnermusikschule nach Spanien, Auftritte beim Podium und viele schöne Momente der Gemeinschaft hat sie mit den anderen Musikern erlebt.

Wie üblich im Hause der Pfarrersfamilie Veeser, entschied sich die heute 27-Jährige auch in der Grundschule für ein Instrument: die Geige. Das musikalische Umfeld durch ihre drei Geschwister und die Eltern, die auch an Klavier und Gitarre mitmusizierten, generierte eine Kultur des natürlichen Musizierens innerhalb der Familie – und später auch außerhalb. Heute sehen beide dankbar darauf zurück und erklären, dass sie immer Spaß am Vorspielen hatten und höchst freiwillig vors Publikum traten. Eine Eigenschaft, die äußerst hilfreich ist, wenn man sich für öffentliche Auftritte buchen lässt, wie sie es als „Duo Veeser“ seit 2005 erfolgreich tun.

Kerstin Starkert – sie hat im Sommer geheiratet – hatte zunächst schon ein Musikstudium vor Augen, wurde dann jedoch auf dem Weg zum Abitur vom frühzeitigen Nachwuchs in andere Bahnen gelenkt. Sie hat sich für eine kaufmännische Ausbildung entschieden. Doch neben ihrer Tätigkeit als Sekretärin und den regelmäßigen Auftritten mit Bruder Jens entstand ein neuer Schwerpunkt in ihrem Leben: seit Oktober 2012 studiert Kerstin Kunsttherapie in Nürtingen. Wie auch in der Musik, hat sie in der Kunst ihre individuelle Ausdrucksform gefunden und zudem „eine Möglichkeit, Menschen zu berühren“, wie sie sagt. Bei zahlreichen Auftritten in Kindergärten oder anderen sozialen Einrichtungen hat sie erlebt, „wie die Musik den Menschen gut getan hat“. Den heilenden Aspekt findet sie sowohl in der Musik als auch in der Kunst und der hat es ihr angetan.

Ihr 24-jähriger Bruder Jens hat seine Weichen klar gestellt: er studiert nun im letzten Jahr Kontrabass und Klavier an der Hochschule in Stuttgart. Es war ihm eine große Freude, an einer Orchesterakademie des Radiosinfonieorchesters beim SWR in Stuttgart eine Spielzeit lang als Kontrabassist teilnehmen zu können. Stolz berichtet Jens, dass er sich auch beim Probespiel für einen Zeitvertrag beim Sinfonieorchester des WDR gegen ein breites Bewerberfeld durchsetzen konnte. So sammelt er zurzeit in Köln viel Erfahrung unter lauter Profis. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, denn Jens Veeser arbeitet zielstrebig daran, seinen Berufswunsch, nämlich einen festen Platz in einem Orchester zu erhalten, in die Tat umzusetzen.

Dabei war seine Musikerlaufbahn völlig untypisch: zwar spielte auch Jens schon frühzeitig ein Instrument, doch entschied er sich in jungen Jahren fürs Klavier. Erst im Alter von 16  Jahren, als es ihn zur Bandmusik zog und er Unterricht bei Rainer Frank im Fach E-Bass nahm, lief ihm Manuel Schattel mit seinem Kontrabass über den Weg. Und da begann die Faszination für dieses Instrument. Nach anfänglich noch 14-täglichem Unterricht wurde daraus bald eine Passion. Heute erinnert er sich, dass jeder Tag mit Musik gefüllt war, ob Unterricht, Bandprojekte oder Proben, etwa mit dem Schwäbischen Kammerorchester. Und Jens Veeser entwickelte sich schnell, viel Zeit blieb auch nicht bis zum Abschluss der Schule. Highlights waren für ihn die Vorspiele beim Podium, die Teilnahme am Kirchheimer Musikpreis, gemeinsam mit Schwester Kerstin, und Konzerte mit dem Kreisjugendblasorchester in Esslingen, wo er Kontrabass, E-Bass und Klavier spielte.

Nachdem ihm schließlich der Sprung ins Landesjugendorchester gelungen war, gab ihm wenig später sein Hochschulprofessor grünes Licht zum Musikstudium. Dass er zuvor noch im Freiwilligen Sozialen Jahr „Kultur“ hinter die Kulissen des Landesjugendorchesters schauen konnte, war zudem von Vorteil.

Ein bewegender Moment für das harmonische Geschwisterpaar war ein Auftritt in der Liederhalle in Stuttgart beim „Christustreff“. Trotz ihrer Routine, die sie bei den Engagements von Firmen und für private Feiern entwickelt haben, hat ihnen die riesige Bühne dort sehr imponiert. Und auch dort konnten sie es erleben: wie ihr Musizieren die Menschen erreicht.

Dass die Musik in der Familie liegt, beweist nun der Nachwuchs: Kerstin Starkerts Sohn Jonas öffnet auch jede Woche einmal die große, braune Holztür vom Schlössle. Und stapft in denselben Raum, der schon die Töne von Onkel Jens widerhallen ließ. Das Instrument des Zehnjährigen? Natürlich ein Kontrabass.