Lokale Kultur

Wenn sich Edward Snowden ein Gsälzbrot schmiert

Manfred Bomm liest in der Weilheimer Stadtbücherei aus seinem neuen Krimi „Lauschkommando“

Weilheim. Der Krimiautor Manfred Bomm hat am Donnerstag aus seinem neuen Krimi „Lauschkommando“ in der Weilheimer Stadtbücherei

gelesen – aber nicht nur das. Seine Lesungen seien keine normalen Lesungen, warnte er sicherheitshalber vor.

In seinem inzwischen 15. Krimi um Kommissar August Häberle passieren laut Bomm „schreckliche Dinge“. Schon das brachte das Publikum zum Lachen. Die meisten wussten bereits, dass Bomm seine Textauszüge immer wieder mit Anekdoten aus dem realen Leben garniert. Einem Leben mit eindeutig schwäbischem Lokalkolorit.

Diese Mischung aus Lachen und Gruseln hat viele Fans. Bereits zum zehnten Mal unterhielt Bomm in Weilheim auf bewährte Weise. Die Lesung war Wochen vorher ausverkauft und bis auf den letzten Platz belegt.

Manfred Bomm lebt in Eybach, einem Stadtteil von Geislingen. Er war viele Jahre lang Redakteur bei der Göppinger und Geislinger Zeitung. So ist es kein Wunder, dass seine Kenntnisse von Örtlichkeiten und lokalen Gegebenheiten seine Bücher prägen. „Lauschkommando“ spielt wieder einmal zu großen Teilen auf vertrautem Terrain: auf der Schwäbischen Alb, im Donauried, aber auch bei Stippvisiten in den Dolomiten und am Gardasee.

Das Publikum nickte hin und wieder bestätigend, wenn es wieder einen Schauplatz erkannte – auch wenn die Handlung und die Akteure frei erfunden sind. Die Orte sind es nicht. Und so manches andere kommt einem hin und wieder ebenfalls bekannt vor. Denn Bomm bindet auch Personen der Zeitgeschichte und aktuelle Ereignisse in seine Geschichten ein. „Manchmal werde ich beim Schreiben auch von der Realität eingeholt“, berichtete er.

Zu seinem neuen Krimi ließ er sich von Edward Snowdens Enthüllungen inspirieren. Denn selbstverständlich haben „globale Geschichten Auswirkungen auf die Provinz“, betonte Bomm. „Edward Snowden hätte auch auf der Alb gewesen sein und sich dort ein Gsälzbrot schmieren können“, ergänzte er.

Im Krimi wird die Frau eines international aktiven Bankers in ihrer Villa in Geislingen ermordet. Deshalb muss Kommissar August Häberle ran. Dessen Dienststelle befindet sich nach der unlängst durchgeführten Polizeireform nicht mehr in Göppingen, sondern in Ulm. Das ärgert den Kommissar – und freut den Schriftsteller. Denn Häberle kann in Zukunft nämlich auch in Biberach ermitteln.

Der Ehemann des Mordopfers war Ziel eines Lauschangriffs der NSA, des Geheimdienstes der Vereinigten Staaten. Aber auch ein Forschungsinstitut aus Ulm war im Visier der Agenten. Eine Institutsmitarbeiterin wird gar in ihrem Bauernhaus im Donauried-Örtchen Albeck ausspioniert. Mit Methoden, die so gar nicht in eine ländliche Idylle passen wollen. „Lauscher sind allgegenwärtig –und zwar überall, wo in der Politik Weichen gestellt werden oder in der Wirtschaft Innovationen entstehen“, ist sich Bomm sicher.

Immer wieder, nachdem er Szenen aus seinem Buch gelesen hatte, erklärte er, wie seine „realitätsnahen“ Geschichten zustande kommen. Er schmückte das mit kleinen Episoden aus dem Alltag, die jede und jeder schon so erlebt hat. So kriegen auch die Lieblingswidersacher des Autors und des Publikums ihr Fett ab. Wer spottet nicht gerne über die Deutsche Bahn, diverse Telekommunikationsunternehmen und die „Sesselfurzer“? So tituliert Bomm seine „Freunde aus der Verwaltung“. Der eine oder andere Kampf wird gar zum Gedicht. „Therapeutisches Dichten“, nennt Bomm sein Ventil.

Ansonsten erzählte er von seinen Recherchen. Beispielsweise bei der hiesigen wie der österreichischen und italienischen Polizei. Schließlich soll es ja genauso passiert sein können. „Ich schreib‘ Krimis nicht nur der Unterhaltung wegen, sondern ich will auch eine Botschaft unterbringen“, sagt er. Deshalb etwa lässt er seine Figuren auch über die Heuschrecken, die neuen Eigentümer der WMF, diskutieren. Etliche Episoden erinnern an den ungeklärten Mordfall Maria Bögerl und natürlich die immer neuen Erkenntnisse zur NSA-Affäre.

Manfred Bomm beendete die Lesung mit seinem Vorwort zu seinem Buch: einem Plädoyer für Meinungsfreiheit und für eine freie und sorgfältig recherchierte Berichterstattung. Übrigens ist der nächste Häberle-Krimi bereits in Arbeit. Schauplatz dieses Mal werden die Tunnelbaustellen zwischen Aichelberg und Hohenstadt sein. Man darf gespannt sein . . .