Zwischen Neckar und Alb

Viele Zugänge zum Pflegeberuf ermöglichen

Sozialministerin Altpeter berichtet in Plochingen von der Enquetekommission „Pflege“

Prognosen zufolge werden in Baden-Württemberg in 15 Jahren 100 000 Menschen mehr als heute pflegebedürftig sein. Das bedeutet, dass an die 10 000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht werden. Unter anderem darum ging es beim Besuch von Landessozialministerin Katrin Altpeter und Landtagskandidat Andreas Kenner bei den Plochinger Sozialdemokraten.

Genossen und ehemalige Arbeitskollegen: Katrin Altpeter mit Andreas Kenner im Gespräch.Foto: Karin Ait Atmane
Genossen und ehemalige Arbeitskollegen: Katrin Altpeter mit Andreas Kenner im Gespräch.Foto: Karin Ait Atmane

Plochingen. Sowohl Kenner als auch Altpeter sind in der Altenpflege ausgebildet und haben vor Jahren zeitweilig in der gleichen Einrichtung gearbeitet. So kam es zum gemeinsamen Termin mit gut 30 Plochinger SPD-Anhängern und Gästen - zwei Wochen, nachdem die Enquetekommission „Pflege“ des Landtags ihren 1 000-seitigen Abschlussbericht vorgelegt hat. Darin gehe es um die Gewinnung von Fachkräften, sagte Altpeter, aber auch um die Aus- und Weiterbildung, den Abbau von Bürokratie oder die Entlastung pflegender Angehöriger. Der häuslichen Pflege werde wachsende Bedeutung zugesprochen, einschließlich begleitender Leistungen wie Hilfe im Haushalt oder beim Arztbesuch. Dabei gelte es, Strukturen zu reformieren: Eine Pflegevollversicherung, die alle notwendigen Leistungen abdeckt, halte sie für sinnvoll. Sie müsse paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert werden.

Den Fachkräftemangel, der in manchen Bereichen der Pflege heute schon sichtbar sei, sah die Ministerin auch in mangelnder gesellschaftlicher Wertschätzung begründet. Eine Aufwertung von Pflegeberufen bringt aus ihrer Sicht die geplante Zusammenlegung von Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zu einem einzigen Berufsbild mit Spezialisierungen. Am Gesetzesentwurf dafür werde derzeit gearbeitet. Außerdem sei sie „der festen Überzeugung, dass wir Studiengänge und –abgänger brauchen, um die Pflege weiter zu professionalisieren“. Dann müssten aber auch die passenden Stellen geschaffen werden, „sonst läuft das ins Leere“. Ebenso sollte mit der Ausbildung in Pflegeberufen auch der Fachhochschulzugang erworben werden können.

Ob denn auch die Ausbildung zum Pflegehelfer erhalten bleibe, wollte eine Zuhörerin wissen: Sie habe bei männlichen Schülern aus anderen Kulturkreisen, beispielsweise vom Balkan, eine sehr positive Haltung zur Pflege beobachtet. Für diese sei der kurze Weg ein möglicher Zugang. Die Durchlässigkeit in Pflegeberufe hinein sei wichtig, bestätigte Altpeter, aber auch Rahmenbedingungen müssten verbessert werden. Von vorurteilsfreien alten Menschen berichtete Andreas Kenner aus seiner eigenen Erfahrung: Für sie zähle nicht Herkunft oder Frisur, sondern wie Pfleger oder Pflegerin die Arbeit machten.

Durchaus provokativ sprach Altpeter auch an, dass das eigene Vermögen bei der Pflege nicht außen vor bleiben kann. „Gibt es ein automatisches Recht von Kindern und Enkeln auf ein gewisses Vermögen?“, fragte sie und bekam prompt Gegenwind von einem Zuhörer: Ohne das Geld der Älteren könne eine Familie heute keinen Führerschein und keine Ausbildung für ihre Kinder bezahlen.

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