Weilheim und Umgebung

Grünes Licht für den Naturkindi

Familie Der Holzmadener Gemeinderat spricht sich mit großer Mehrheit für einen Kindergarten im Freien aus. Er wird auf einer Wiese hinter dem Feuerwehrgerätehaus angesiedelt. Von Anke Kirsammer

„Total happy“ sind Eltern und Kinder, die in den vergangenen Monaten für einen Naturkindergarten in Holzmaden getrommelt haben.
„Total happy“ sind Eltern und Kinder, die in den vergangenen Monaten für einen Naturkindergarten in Holzmaden getrommelt haben. Foto: Carsten Riedl

Das Trommeln der Holzmadener Elterninitiative hat Gehör gefunden: Bei einer Gegenstimme hat der Gemeinderat beschlossen, einen Naturkindergarten einzurichten. „Wir sind total happy“, so die Reaktion der Sprecherin Julia Truppat. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung der Gemeindeentwicklung hatte sich im Sommer eine siebenköpfige Elterngruppe gegründet. Sie sammelte Unterschriften und organisierte einen Infoabend mit dem Waldkindergarten-Pionier Rudolf Hettich. Sein Vortrag löste auch unter den Gemeinderäten ein positives Echo aus: Jörg Molter (FWV) stand dem Projekt kritisch gegenüber, freundete sich aber mit der Konzeption an. Markus Ocker (HBL) lobte die Vorgehensweise der Initiative und gestand, die Lösung nach anfänglicher Skepsis sehr „charmant“ zu finden. Eine positive Stimmung im Ort hat Rainer Stephan (HBL) ausgemacht. „Früher sind die Kinder auf der Gass‘ aufgewachsen. Heute sitzen viele nur noch am Computer. Mit dem Naturkindi holen wir etwas zurück“, sagte er.

Bürgermeisterin Susanne Jakob, der fehlende Betreuungsplätze insbesondere für unter Dreijährige seit Monaten unter den Nägeln brennen, hatte sich schon länger für einen Naturkindergarten stark gemacht. Bevor sich die Elterninitiative gegründet hatte, befürchtete sie aber mangelnde Resonanz in der Gemeinde. Dass diese Sorge unbegründet war, zeigen die Unterschriftenlisten, auf denen insgesamt für 38 Kinder Interesse bekundet wird.

Wie Julia Truppat erklärt, wollen die Erzieherinnen im Mai aus pädagogischen Gründen erst einmal mit zehn bis zwölf Kindern starten. Im Sommer könnten es dann bereits 15 oder 16 sein. Nach und nach soll die maximal 20 Kinder fassende Gruppe gefüllt werden. Angesiedelt wird der Naturkindergarten auf der Wiese hinter dem Feuerwehrhaus. Die Sprösslinge könnten aber auch eine angrenzende, gemeindeeigene Streuobstwiese nutzen und ein Waldstück sowie den Seebach zu Fuß erreichen.

„Die Kirche hat signalisiert, die Trägerschaft zu übernehmen“, sagte Susanne Jakob. Ein endgültiger Beschluss dazu soll im Dezember gefasst werden, wenn sich der Kindergartenausschuss mit dem Thema befasst hat. „Wichtig ist uns geeignetes Personal mit waldpädagogischer Erfahrung“, so die Rathauschefin. Die Verwaltung arbeitet jetzt einen Konzeptentwurf aus, der mit der evangelischen Kirchengemeinde als möglicher Trägerin, der Elterninitiative und gegebenenfalls der künftigen Kindergartenleitung abgestimmt wird. Aufgabe der Rathaus-Crew ist zudem, naturschutzrechtliche Genehmigungen und fachlichen Rat einzuholen.

Bei einer wöchentlichen Öffnungszeit von 30 Stunden benötigt die Naturkindergartengruppe etwas mehr als zwei Stellen. Die Personalkosten liegen bei knapp 100 000 Euro. Damit ist ein Kindergartenplatz im laufenden Betrieb 27 Prozent teurer als ein Platz in einem Regelkindergarten. In die Waagschale für das Vorhaben warf Susanne Jakob demgegenüber die geringen Investitionskosten in Höhe von 60 000 Euro. Darin inbegriffen sind ein Bauwagen und die Gestaltung des Geländes.

Steffen Stark (FWV), der als einziger gegen den Alternativkindergarten stimmte, äußerte unter anderem Bedenken wegen der „Waldbewohner“. Heike Schwarz (FWV), die den Naturkindi als gute Ergänzung zum bestehenden Angebot sieht, forderte wie Jörg Molter, die Beiträge an denen anderer Waldkindergärten zu orientieren. Julia Truppat hätte demgegenüber gerne eine Ausrichtung an den anderen Kindergärten in der Gemeinde. „Uns ist wichtig, dass sich jeder den Besuch leisten kann“, so ihr Argument. Eine Entscheidung zu den Beiträgen steht noch aus.