Lokale Kultur

„Der eine nimmt den anderen mit“

Kirchheimer Alleenschule zeigt im Rahmen ihres 125-jährigen Jubiläums Schülermusical „Lampenfieber“

Premiere Musical "Lampenfieber", Alleenschule - im Rahmen des Jubiläumsjahres mit ca. 80 beteiligten Schülern und Lehrern, u.a.
Premiere Musical "Lampenfieber", Alleenschule - im Rahmen des Jubiläumsjahres mit ca. 80 beteiligten Schülern und Lehrern, u.a. mit der Schulband, Grundschulchor und Sporttheatergruppe

Kirchheim. „Das ist alles ganz echt.“ Das hätte man zumindest beim Musical „Lampenfieber“ meinen können, das Schüler der Alleenschule

Victoria Pardey

vor über 100 Zuschauern in ihrer Aula aufführten. Die Geschichte war denkbar nahe an der Realität, denn die jungen Akteure spielten ihr eigenes Leben: Zum 125-jährigen Jubiläum sollte ein Musical aufgeführt werden. Durch die Initiative Einzelner, ließ sich tatsächlich im Stück die Idee umsetzen.

Wie aus dem Leben gegriffen, zeigte das Musical die emotionale Welt der Schüler von heute: Mobbing, Selbstzweifel, aber auch Liebeskummer und persönliche Probleme in der Schule wurden als Themen aufgegriffen und lebensnah dargestellt. Viele der erwachsenen Zuschauer fühlten sich in die eigene Jugend zurückversetzt und konnten beherzt lachen, ein bisschen froh, nicht mehr zu den Heranwachsenden zu gehören.

Zentrale Figuren gab es einige in dem Stück, etwa Paula, die Außenseiterin, die sehr überzeugend von der Achtklässlerin Laura gespielt wurde. Sie kann wunderbar singen, aber wegen ihres Lampenfiebers vergisst sie in den Proben stets ihren Text. Das bringt ihr die Häme einiger Mitschüler ein und verstärkt die eigenen Zweifel. Dass sie sich während der Vorbereitungen für die Aufführung in den Keyboarder David (gespielt von Dennis) verliebt, macht die Sache nicht einfacher. Doch lernt sie auch durch ihn, dass man Zutrauen zu sich, in sein Können und auch zu seinen Gefühlen haben muss.

Ein echter Hingucker ist auch Richy (interpretiert von Mazen), der im Stück den Frauenheld geben soll. Dass einem bei Textzeilen wie „es geht mir königlich, alle Frauen stehen nur auf mich“ nicht die Wörter im Hals stecken bleiben, erfordert Mut und auch eine gewisse Selbstironie.

Musikalisch besonders beeindruckend waren die Soli, ob gerappt oder gesungen. Keine Angst und schon gar kein Lampenfieber schienen die Schüler zu haben, die mit kräftigen Stimmen den Raum der Aula erfüllten, als hätten sie es schon immer so gemacht. Sehr keck kam dann auch der Rapper Sven (Egzon) daher, der seinen Text auf Wunsch des Publikums noch einmal wiederholte. Die Zuschauer hatten nämlich seine Frage „wenn‘s euch gefallen hat, dann mache ich es euch noch mal“ mit Ja beantwortet.

Das Stück basiert auf einem Musicalprojekt von Gabi Hofmeister und Matthias Johler, das modular aufgebaut ist und somit leicht auf die mitspielenden Schüler angepasst werden kann. Der pensionierte Lehrer Hartmut Schallenmüller hatte mit den Schauspielern und Sängern seit Beginn des Schuljahres geprobt und den Text erarbeitet. Wichtig war ihm, dass jeder eine für ihn passende Rolle erhält und die Sprache der Schüler authentisch wiedergegeben wird.

Raphael Lindeke, Lehrer an der Alleenschule, kümmerte sich um die musikalische und technische Ausgestaltung des Abends. Bewusst hatte man sich gegen die Playback-Version des Musicals entschieden. Die Band der Schule machte ihre Sache erstklassig. Auf einen Auftritt hinzuarbeiten hatte wohl nicht nur Leon, Schlagzeuger der Band, beflügelt. Hoch motiviert schienen am Abend des Auftritts alle zu sein. Bis zur Technik wurde alles von Schülerhänden durchgeführt.

Getragen wurde das Projekt vor allem von Schülern der achten Klasse, die im Rahmen ihres Sportunterrichts die Möglichkeit hatten, beim Musical mitzuarbeiten. Unterstützt wurden sie von einigen jüngeren Schülern und dem Grundschulchor, der den Gesang der Solosänger auf der Bühne untermalte. Allen galten die stehend dargebotenen Ovationen, die auch die Bereitschaft für freiwilliges Engagement bezeugten. Ganz wie in der Liedzeile: „Wir schimpfen über die Schule, jetzt können wir selbst was machen.“

„Das schönste Geburtstagsgeschenk“ nannte Uwe Häfele, Schulleiter der Alleenschule, die Inszenierung. Ein gelungener Abend, an dem die Schüler zeigten, dass sie sich und ihre Leistung sehr gut selbst feiern können. Was ist motivierender als gemeinsamer Erfolg?