Lokalsport

„Man sollte den Fußball einfach so lassen, wie er ist“

Das ab kommender Saison in der Kreisliga B geltende Modell des Rückwechselns erhitzt beim Teckbotenpokal die Gemüter

Trotz eines kurzen Regengusses bei den Schlussspielen hat Teckbotenpokalausrichter TSV Weilheim einen zufriedenstellenden zweiten Turniertag bilanziert. Genau 712 Zuschauer wollten die gestrigen vier Partien verfolgen, bei denen auch eine ab kommender Saison geltende Regelung heiß diskutiert wurde.

Kein Freund des Rückwechselns: Ohmdens Trainer Peter Merkle, hier im gestrigen Vorrundenspiel seines Teams gegen Owen, hätte kün
Kein Freund des Rückwechselns: Ohmdens Trainer Peter Merkle, hier im gestrigen Vorrundenspiel seines Teams gegen Owen, hätte künftig lieber einen vierten Auswechselspieler zur Verfügung gehabt, als drei Kicker beliebig oft zu tauschen. Foto. Jean-Luc Jacques

Nach der Auswechslung ab unter die Dusche, um schnell mit Hopfenkaltschale am Spielfeldrand das Ende der Partie verfolgen – das war einmal, zumindest in der Kreisliga B. Dort ist auch im Bezirk Neckars/Fils mit Beginn der Saison 2014/15 das Rückwechseln erlaubt. Wie gehabt, dürfen drei Spieler ausgetauscht werden. Neu ist jedoch, dass diese beliebig ein- und ausgewechselt werden können. „Damit soll eine Flexibilisierung erreicht werden, durch die Mannschaften mit Personalmangel trotzdem am Spielbetrieb teilnehmen können“, erklärt der beim WFV für den Spielbetrieb zuständige Thomas Proksch die Neuerung, die ab August in allen 16 württembergischen Bezirken zur Anwendung kommen soll. Erprobt wurde dieses Modell in strukturschwachen Bezirken wie im Schwarzwald.

Theoretisch wäre die Regelung auch beim Teckbotenpokal möglich gewesen, schließlich obliegen derartige Details laut Proksch dem jeweiligen Ausrichter. Für die Weilheimer um Sportchef Günther Friess kam der Rückwechsel-Modus allerdings nicht infrage. „Als wir uns damit beschäftigten, war das beim WFV noch gar nicht beschlossen“, so Friess, der den teilnehmenden Teams pro Spiel, wie gehabt, fünf Wechsel einräumt.

Diese Lösung hätte sich auch Oliver Sekan, Trainer des B-Ligisten TV Neidlingen, für die neue Saison gut vorstellen können. „Für kleine Vereine wie uns ist das eine gute Sache. Vor allem bei der zweiten Mannschaft bekommen wir personell oft Probleme“, weiß Sekan, der sich das Rückwechseln sogar bis hinauf zur Bezirksliga vorstellen könnte.

Kritiker wie der Trainer der SF Dettingen II, Markus Riedl, verweisen hingegen auf die Gefahr der bewussten Spielverzögerung durch das Rückwechseln: „Die Schiedsrichter sind zwar angehalten, so etwas zu unterbinden. Aber wer weiß schon, ob jemand dann auch wirklich verletzt ist oder nur Zeit schinden will.“ In Dettingen habe man ohnehin keine Personalprobleme, laut Riedl helfen sich erste und zweite Mannschaft gegenseitig aus. „Darum halte ich das Rückwechseln eigentlich nicht für notwendig“, sagt der 30-Jährige.

Ohmdens Neu-Coach Peter Merkle hält ebenfalls wenig von der Neuerung. „Man unterstützt damit die Schlampigkeit solcher Vereine, die sich nicht um genügend Spieler kümmern“, glaubt er, „da fände ich es sinnvoller, wenn man einen vierten Auswechselspieler hätte.“ Dass Befürworter im Rückwechseln eine gute Gelegenheit für Trainer wähnen, um verschiedene Spielsysteme und Taktiken anzuwenden, will der Verbandsligaerfahrene Merkle nicht gelten lassen. „Ich bezweifle, ob Kreisliga B-Mannschaften so flexibel zwischen verschiedenen Spielsystemen wechseln können.“ Sein Plädoyer daher: „Man sollte den Fußball einfach so lassen, wie er ist.“

Dabei können die Vereine in Württemberg froh sein, dass nicht die Alternative zum Rückwechseln eingeführt wurde: In manchen Landesverbänden wird nach dem „Norwegischen Modell“ gespielt, bei dem sich die Gegner nach dem Team mit der geringeren Spielerzahl richten, sprich: Trifft eine Mannschaft mit elf Spielern auf eine mit nur neun, muss die Partie neun gegen neun ausgetragen werden. „Das wäre sicher auch nicht im Sinne der Vereine gewesen“, sagt WFV-Funktionär Thomas Proksch.