Lokalsport

„Zusammen sind wir stärker als jeder für sich allein“

Sport-Geschwister (1): Die Notzinger Zwillinge Ingo und Fabian Schäfer blicken auf eine bewegte Fußball-Vergangenheit

Nicht nur, weil ihr Nachname wie kein Zweiter für den TSV Notzingen steht, sind sie in lokalen Fußballerkreisen bekannt wie bunte Hunde – Ingo und Fabian Schäfer gelten aufgrund ihrer schlagzeilenträchtigen Kicker-Vergangenheit als eines der schillerndsten Zwillingspärchen der hiesigen Sportszene.

Fußball TSV NotzingenIngo Schäfer (links)Fabian SchäferSerie Geschwister im Sport
Fußball TSV NotzingenIngo Schäfer (links)Fabian SchäferSerie Geschwister im Sport

Kirchheim. Wenn freie Mitarbeiter früher in den Sportredaktionen zwischen Neckar und Fils auf telefonische Ergebnisrecherche in Sachen Amateurfußball gegangen sind, war die spannendste Frage beim Wählen der Notzinger Funktionärsrufnummer stets die gleiche: Ob und wenn ja, welcher der beiden Schäfers wieder vom Platz gestellt wurde.

Der Ruf der Fußball-Rüpel eilte Ingo und Fabian lange voraus, und das nicht zu unrecht. Dabei war es weniger die grobe Gangart mit den Gegnern, als das allzu lockere Mundwerk – Gelb-Rot oder Rot wegen Meckerns waren an der Tagesordnung. „Früher waren wir schon recht hitzköpfig“, nickt Fabian, „aber hinterher unter der Dusche hat man es immer bereut.“ Auch wenn sie den Ruf der „Bad Boys“ mittlerweile abgelegt haben und die Zahl der Platzverweise in den vergangenen Jahren immer mehr gen null tendiert hat, sind sie bei der schönsten Nebensache der Welt immer noch mit Feuereifer dabei.

Dafür ist Fußball einfach auch zu lange Bestandteil im Leben der zweieiigen Zwillinge, die bei der Geburt im April 1985 nur durch zwei Minuten getrennt waren. „Ich bin der Ältere, da leg‘ ich Wert drauf“, betont Fabian, den alle Welt nur „Fubbe“ nennt, mit einem Augenzwinkern. Mit fünf Jahren jagten die Söhne von TSVN-Funktionärsurgestein Wolfgang Schäfer zum ersten Mal im Notzinger Eichert dem Ball nach. Schnell wurde klar, dass die beiden Talent haben, das auch anderen Vereinen nicht verborgen blieb. „Wir wurden von klein auf gejagt“, erinnert sich Ingo, der Kraft seiner Spielmacherqualitäten gern auf den Spitznamen „Zehner“ hört.

Ab der C-Jugend trugen die Brüder zweieinhalb Jahre den Dress des VfL Kirchheim, waren dabei unter anderem Teamkameraden des späteren Bundesligaprofis Christian Gentner – warum der gebürtige ­Beurener den Sprung in den bezahlten Fußball schaffte, sie aber nicht, erklärt sich das Brüderpaar so: „Der Trainingsehrgeiz hat gefehlt.“ Erschwerend kamen die Teenagerjahre hinzu, in denen auch das Leben abseits des Platzes interessant(er) wurde. „Einer wie Gentner ist am Wochenende immer zu Hause geblieben, während wir angefangen haben, fortzugehen“ schmunzelt Ingo, der diesem Entschluss aber genauso wenig nachtrauert wie sein Bruder. „Ich möchte diese Jahre nicht missen“, so Fabian.

Statt in die große, weite Fußballwelt ging‘s für die Schäfers also zurück nach Notzingen, wo sie ihre Laufbahn als Aktive begannen, die sportlich von Licht und Schatten geprägt war. Highlights wie dem Gewinn des Teckbotenpokals 2005 folgten Nackenschläge wie das Aus in der Aufstiegsrelegation zur Landesliga ein Jahr später – ausgerechent im Elfmeterschießen. „Das war bitter“, erinnern sich beide, die den größten Nackenschlag in der jüngeren TSVN-Vereinshistorie nicht zusammen erlebten: Als Notzingen am Ende der Saison 2008/09 in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit der Kreisliga A verschwand, war Ingo bereits seit einem halben Jahr „Fremdgänger.“ Der gelernte Maler war im Winter zum FV 09 Nürtingen gewechselt („Der damalige Trainer Klaus Fischer war der beste, den ich je hatte“), schloss sich einem halben Jahr später dem TSV Jesingen an, von wo er vergangenes Jahr wieder in den Eichert zurückkehrte. „Ich wollte einfach mal was anderes sehen“, resümiert er seine Fußballwanderschaft.

Ähnlich ging‘s auch dem Bruderherz, der seit der vergangenen Saison beim TSV Wernau aktiv ist, aller Voraussicht nach aber diesen Sommer wieder nach Notzingen zurückkommt. „Es war mein ausdrücklicher Wunsch, dass er wieder zum TSV wechselt“, betont Ingo, der das Verhältnis der beiden auf dem Fußballplatz nüchtern einordnet. „Im Training hassen wir uns, im Spiel zicken wir uns an, aber wir haben ein blindes Verständnis und sind zusammen stärker als jeder für sich allein.“

Die Kongenialität endet bei der Familienpsychologie: Während FC Bayern-Fan Ingo an Fabian vor allem die Zielstrebigkeit schätzt, nennt BVB-Anhänger Fabian Ehrlichkeit als Ingos größte Stärke. Einig sind sie sich bei der größten Schwäche des jeweiligen Zwillings. „Ungeduldig und impulsiv“, lachen beide.