Lokalsport

An der Donau auf zu neuen Ufern

Sport-Geschwister (8): Alexander und Viktor Knysch suchen beim SSV Ulm gemeinsam nach einer neuen Herausforderung

Studiengang, Boxleidenschaft, Schwimmtalent – alles identisch. Außerdem machen Alexander Knysch (21) und Viktor Knysch (24), lange Jahre die Stars der VfL-Schwimmabteilung, fast in jeder Lebenslage gemeinsame Sache. Zurzeit leben, studieren und trainieren die beiden Brüder in Neu-Ulm.

Freibad kirchheim: alexander und viktor knysch beim schwimmtraining
Freibad kirchheim: alexander und viktor knysch beim schwimmtraining

Neu-Ulm/Kirchheim. Wer Alexan­der und Viktor Knysch im Sechs-Augen-Gespräch danach fragt, was sie außer Alter und Aussehen grundsätzlich voneinander unterscheide, braucht eine Menge Geduld. Eine Minute lang überlegen die beiden Schwimmer, dann brechen sie die Grübelei ab. Viktor, drei Jahre und drei Monate älter als Alexander, sagt: „Mir fällt als Antwort nichts dazu ein.“ Alexander nickt und schmunzelt.

Falls „gleiche“ Brüder nicht nur auf dem Papier existieren, dann verkörpern Alexander und Viktor diesen Typus perfekt: Vieles, was sie tun, machen sie gemeinsam. Als junge Schüler mit Tatendurst probierten sie Mitte der 1990er-Jahre allerlei Sportarten aus („Ringen, Karate, Fußball“) – beide landeten schließlich beim Schwimmen. 2010 war dann die Frage für Viktor, was und wo studieren. Nach Abschluss der 12. Gymnasiumsklasse entschied er sich für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Neu-Ulm (HNU). Exakt dieselbe Wahl traf in diesem Jahr Alexander: Das Brüderpaar wohnt in einer Mietwohnung einen Steinwurf von der Uni entfernt wieder zusammen. „Wir verstehen uns prächtig“, sagt Alexander. Zwischenmenschlich stimmt die Chemie, sportlich sieht sich Alexander als „Herausforderer“ seines Bruders. Viktor hat in seiner Vita bereits Platz elf bei deutschen Jahrgangsmeisterschaften (über 50 m Freistil) als Bestplatzierung stehen, Alexander Bronze bei der baden-württembergischen Meisterschaft über 400  m Platz drei.

Seit geraumer Zeit, nach dem VfL-intern durchaus kontrovers diskutierten Vereinswechsel (VfL-Schwimmtrainer Manuel Gonser: „Manche Mitglieder waren enttäuscht. Trotzdem akzeptieren wir, wenn sie sich sportlich verbessern wollen“), schwimmen beide für den Großverein SSV Ulm. Es ist die neue Herausforderung, die sie suchen. Eine höhere Trainings-Schlagzahl und der erfahrene SSV-Übungsleiter Günther Ahlemann sollen die Garanten für spürbare Zeitverbesserungen sein. Beide Kraulspezialisten wollen sich fest in der süddeutschen Spitze etablieren, Alexander auch noch im Delfinschwimmen. Die Illusion, in seiner Paradestrecke 100 m Freistil in die nationale Spitzenklasse vorzustoßen, macht sich Viktor Knysch indes nicht: Dazu müsste er um sechs Sekunden schneller werden. Kurzfris­tig schafft das kein Mensch. Der Unterschied zwischen seiner Langbahn-Bestzeit (54,39 Sekunden) und jenen von DSV-Spitzenschwimmern wie dem deutschen Rekordhalter Marco di Carli aus Frankfurt (48,24) ist riesig.

Dass beide auf nationaler Ebene nicht erste, sondern zweite Liga spielen, ficht sie nicht an – doch es stachelt ihren Ehrgeiz an, es allen zu zeigen. „Die Trainingsbedingungen im SSV-Hallenbad sind besser als in Kirchheim“, sagt Alexan­der Knysch und macht diese Rechnung auf: „In Kirchheim mussten sich acht Schwimmer eine Bahn teilen. Hier sind es nur vier.“ Somit wird jede Trainingseinheit noch intensiver. Im Ulmer Wasser wollen die Knysch-Brüder nochmals angreifen und den maximalen Erfolg. Sprich: Sie sind auf der Jagd nach süddeutschen Meistertiteln.

Auch darin sind sie sich hundertprozentig einig.