Lokalsport

Auch mit Sehbehinderung kaum zu bremsen

Wintersport Die zehnjährige Linn Kazmaier aus Oberlenningen tobt sich nicht nur auf Skiern aus.

Lenningen. Für Linn Kazmaier gilt: Hauptsache in Bewegung. Leichtathletik beim TSV Oberlenningen, Schwimmen und Klettern zwischendurch. „Bei meiner Oma in Köngen kann ich auch Schlittschuh laufen“, sagt die Grundschülerin. Und dazu kommt dann noch der Wintersport für die Skizunft Römerstein.

Dabei hat die Zehnjährige nur ein Sehvermögen von vier Prozent. Auf zwei bis vier Zentimeter Entfernung erkennt sie mit Brille, was normalsichtige Menschen auf einen Meter erkennen. Zudem ist die Schülerin stark blendempfindlich, weswegen ihre Brille zusätzlichen Schutz bieten muss.

Davon lässt sich Linn jedoch nicht ausbremsen. Sie strotzt nur so vor Energie. Seit zwei Jahren macht sie Langlauf, fährt im Sommer Rollski. Ein Begleiter fährt ihr dabei voraus. „Der Begleiter gibt Anweisungen, zum Beispiel wenn eine Kurve oder eine Abfahrt kommt“, erklärt Vater Falk. Zudem kann sich Linn auch daran orientieren, in welche Richtung der Begleiter fährt. So kommt es für die Athleten auch stark darauf an, wie die Zusammenarbeit mit den Helfern funktioniert.

Am Anfang sind die Begleiter noch wechselnd, „aber irgendwann sind wir auf der Suche nach einem festen“, sagt Mutter Gabi.

Vor zwei Wochen nahm Linn an einem Nachwuchslanglauf bei der Nordisch-WM in Finsterau teil. Über die 3,4-Kilometer-Strecke wurde sie Dritte hinter den zwei Jahre älteren Langläuferinnen Leonie Walter und Katja Kaufmann. Das sogenannte Rookie-Race sollte dem Nachwuchs auch die Gelegenheit geben, Wettkampfluft bei den „Großen“ zu schnuppern. Vergangenes Wochenende trat Linn gar mit nichtbehinderten Sportlern bei den baden-württembergischen Meisterschaften im Skilanglauf in Schonach an. Zwar wurde sie Letzte, aber das Zusammenspiel mit der Begleitläuferin funktionierte bestens.

Während Linn schon von klein auf auf den Skiern stand, ist sie im Wettkampfsport erst seit zwei Jahren dabei. Über die sogenannten Besonderen Lernangebote zur Unterstützung blinder und sehbehinderter Schüler, kurz BLUBS, kam sie zu einem Biathlon-Kurs beim Nachwuchstrainer der deutschen Para-Skier, Michael Huhn. „Und da war ich so gut“, sagt die Zehnjährige strahlend, „dass ich mal zu einem Lehrgang von ihm durfte.“

Seitdem wird in den Schulferien immer wieder trainiert - auch die Geduld, denn an Wettkämpfen mit dem Gewehr teilnehmen darf sie erst mit 14. Bis dahin bleibt es bei beim Langlauf. Es wird dabei nicht scharf geschossen, sondern mit Laser. Das Zielen geht nach Gehör. Durch einen Ton hören die Schützen, wie präzise ihre Waffe auf die Zielscheibe gerichtet ist. Umso höher der Ton, umso besser wird der Schuss. „Ich habe schon sieben Mal alle fünf Scheiben getroffen.“

Auch außerhalb der Loipe kommt der Spaß bei den Biathlon-Lehrgängen nicht zu kurz. Nach zwei Trainingseinheiten gibt es Zeit für Spiele oder kleinere Ausflüge. „Bei meinem ersten Lehrgang sind wir ins Freibad, im Sommer waren wir auch mal Kegeln.“

Von Gabi Kazmeier kommt großes Lob an Nachwuchstrainer Huhn: „Er hat das Ziel, dass die Kinder die Technik gut lernen und Spaß dabei haben.“ So war auch bei der WM in Finsterau Zeit, nebenbei noch Schneehöhlen zu bauen und Schlitten zu fahren. So wird es vielleicht auch eines Tages etwas mit dem Ziel, international bei Turnieren mitzumachen oder gar für die Nationalmannschaft zu starten.Sebastian Großhans