Lokalsport

Der Weilheimer Dauer(b)renner mit der Nummer 9

Kai Hörsting ist als einziger TSVW-Kicker von der Finalsiegmannschaft des letzten Heimturniers 2006 übrig

Außer ihm kennt kein Kicker aus dem aktuellen Weilheimer Kader das Gefühl, den Teckbotenpokal vor heimischer Kulisse zu gewinnen: TSVW-Stürmer Kai Hörsting (29) ist der Einzige, der aus der Finalsieg-Truppe des 2006er-Turniers noch übrig ist.

Kai Hörsting in Teckbotenpokal-Aktion: Der 29-jährige Stürmer ist einzige Weilheimer, der beim Heimturnier 2006 im Finale dabei
Kai Hörsting in Teckbotenpokal-Aktion: Der 29-jährige Stürmer ist einzige Weilheimer, der beim Heimturnier 2006 im Finale dabei war. Foto: Jörg Bächle

Sein neuer Sturmkollege André Kriks war damals erst 15, sein heutiger Coach Alex Hübbe machte nach drei Jahren in Dürnau gerade eine Pause vom Trainerjob, und er selbst war erst kurz vor Turnierbeginn nach einjährigem Gastspiel in Köngen zum TSV Weilheim zurückgekehrt: Der Teckbotenpokal 2006 markiert für Kai Hörsting den Beginn einer Erfolgsgeschichte, die wie keine zweite den Aufstieg der Limburgstädter zur Nummer eins in der Region widerspiegelt: Hörsting ist der einzige TSVW-Spieler, der vor acht Jahren beim Weilheimer Turniersieg im heimischem Lindachstadion dabei war und heute immer noch zum Kader zählt. Die Entwicklung von der grauen Kreisliga-A-Maus zum Landesligaspitzenteam hat außer dem heute 29-jährigen Stürmer niemand sonst aktiv auf dem Platz miterlebt.

Das konnte am 6. August 2006 freilich noch niemand ahnen, als der TSV Weilheim im Endspiel des 44. Teckbotenpokals vor heimischer Kulisse auf den TSV Ötlingen trifft. Knapp 1 000 Zuschauer verfolgen die Partie, die der favorisierte A-Ligist dank je zweier Tore von Daniel Emmert und Christian Bezler mit 4:2 gegen den Kreisliga-B-Vertreter, für den Rolf Benning zwei Mal trifft, gewinnt.

Kai Hörsting spielt 60 Minuten neben seinem damaligen Sturmpartner Amel Licina (heute bei der TG Kirchheim) durch, bleibt aber ohne Erfolgserlebnis. „Wir wussten, dass wir unsere Tore machen. Wenn nicht ich, dann halt ein anderer“, sagte der damals 21-Jährige hinterher.

Acht Jahre später sind Hörstings Erinnerungen ans damalige Turnier schon ein wenig verblasst, nur drei Dinge weiß er noch ganz genau: „Wir hatten ziemliches Pech mit dem Wetter, unser damaliger Spielertrainer Oli Klingler wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt und ich bin Torschützenkönig geworden“, lacht er.

Acht Treffer reichten, um den damaligen VfL-II-Stürmer Fatih Özkahraman (6) auf Distanz zu halten. Kurios: Just der unlängst unter die Limburg gewechselte Özkahraman könnte ihm in dieser Saison seinen angestammten Platz im Weilheimer Sturm abspenstig machen. Während Hörsting zuletzt urlaubsbedingten Trainingsrückstand hatte und sich davor lange mit Leistenproblemen herumplagen musste, drängte sich Özkahraman mit seinen drei Treffern im WFV-Pokalmatch vergangenen Freitag gegen Frickenhausen auf und war auch gestern beim Weilheimer 3:2-Überraschungscoup gegen Oberligist Aalen einer der Auffälligsten.

Unabhängig davon hält der Trainer des TSVW große Stücke auf seinen langjährigen Kapitän Hörsting. „Kai hat sich Jahr für Jahr verbessert und als Weilheimer alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, lobt der seit 2008 für die Limburgstädter verantwortliche Alexander Hübbe den Mann mit der Rückennummer 9.

Die hatte sich Hörsting vor sechs Jahren übrigens erst erkämpfen müssen. Als der heutige Co-Trainer Danell Stumpe 2008 von der SGEH nach Weilheim wechselte, hatte er die 9 für sich beansprucht. „Ich hatte die aber davor schon immer“, erinnert sich Hörsting, der kurzerhand ein Duell um die begehrte Nummer vorschlug: Wer beim Teckbotenpokal, damals in Holzmaden zu Gast, mehr Tore erzielt, darf die Nummer behalten – mit fünf Treffern hatte Hörsting die Nase vorn, Stumpe kam nur auf zwei.

Mit der 9 auf dem Buckel wird Hörsting zur personifizierten Weilheimer Torgefahr, trifft in den Spielzeiten 2009/10 (17 Treffer), 2011/12 (19) und 2012/13 (12) so oft wie kein anderer TSVW-Spieler ins gegnerische Netz, macht nebenbei als einziger Spieler den beispiellosen Durchmarsch von der Kreisliga A in die Landesliga mit. „Ich bin vielleicht ein zäher Hund“, antwortet Hörsting schmunzelnd auf die Frage, warum ausgerechnet er so lange so erfolgreich ein Roter war und ist.

Bleibt er es auch? „Klar, Verbandsliga ist ein Traum“, sagt er, „aber ich merke immer mehr, dass Fußball eine endliche Sache ist.“ Beruf, Beziehung und immer öfter auch das Zipperlein mit der Leiste lassen den gelernten Bauingenieur allmählich an ein Ende seiner Laufbahn denken.

Wenn er die Kickstiefel eines Tages tatsächlich an den Nagel hängt, soll‘s das mit dem Sport aber nicht gewesen sein. Klettern und Beachvolleyball stehen bei ihm abseits des grünen Rasens ganz oben auf der To-do-Liste. „Ich habe richtig Spaß am Sport“, sagt Hörsting, der zu Teeniezeiten im Dress der LG Teck auch als hoffnungsvoller Weitspringer (Bestmarke: 7,03 Meter) galt. „Auf Dauer allein zu trainieren, hat mir irgendwann aber keinen Spaß mehr gemacht.“ Mit 18 wechselte er, der parallel zur Leichtathletik beim TSVW auch seit der C-Jugend kickte, von der Tartanbahn auf den Rasen und hat es seitdem nicht bereut. „Die Kameradschaft in Weilheim ist einfach geil“, frohlockt er, der das laufende Teckbotenpokal-Turnier in vollen Zügen genießt. „Das ist perfekt, um alte Kontakte zu knüpfen“, findet der Weilheimer Dauer(b)renner – vielleicht reicht‘s ja auch auf ein Bierchen mit Finalgegnern von 2006: Beim TSV Ötlingen sind mit Timo Bojahr, Oliver Kümmerle und Reinhold Kieltsch immerhin noch drei aktuelle Spieler von damals mit an Bord.