Lokalsport

Die Spaßtruppe betritt Neuland

Dettinger Volleyballmänner haben in ihrer ersten Oberligasaison den Klassenerhalt als Ziel – Trainer in der Zwickmühle

Vom Abstiegskandidaten in der Bezirksliga zum Furoreaufsteiger in die Oberliga: Nach drei Jahren auf der Überholspur haben die Volleyballmänner des TTV noch lange nicht genug. Das Ziel für die am Samstag beginnende Saison in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse ist für das Team von Trainer Klaudius Scheufele jedoch klar: Klassenerhalt.

Kirchheim. Mit seinen 1,83 Metern Körpergröße hätte Bryan Smithson eigentlich das Gardemaß eines Volleyballers – wäre er nicht gerade Spielmacher der Kirchheimer Zweitligabasketballer, würde Dettingens Trainer Klaudius Scheufele den 29-jährigen Amerikaner wahrscheinlich fragen, ob er statt Körbe für die Knights zu versenken nicht lieber Schmetterbälle für den TTV übers Netz donnern wollte.

Trotzdem könnte Smithson zu einem Mosaiksteinchen in der Erfolgsgeschichte der Dettinger Volleyballer werden, an deren Ende der Klassenerhalt in der Oberliga stehen soll – schließlich war es Smithson, der Scheufele bei einer langwierigen Knieverletzung Tipps und Ratschläge gab. „Ich hatte gelesen, dass Bryan auch Probleme mit dem Knie hatte und ihn einfach auf Facebook angeschrieben“, erzählt der Dettinger Trainer, der an manchen Tagen vor Schmerzen kaum laufen konnte und sich in seiner Not an den Leidensgenossen aus Übersee wandte – mit Erfolg. Auch dank der Hilfe des Kirchheimer Korbjägers ist Scheufele mittlerweile wieder so fit, dass er problemlos trainieren und spielen kann.

Beides tut der 24-Jährige für sein Leben gern, steckt in der am Samstag beginnenden Oberligasaison allerdings in einer Klemme der kuriosen Art. Klaudius Scheufele, den alle nur Claude rufen, ist neben seinem Trainerjob beim TTV auch noch aktiver Spieler des ASV Botnang, der heuer ein Dettinger Gegner ist. „Optimal ist das nicht, aber ich hab‘ das Okay von beiden Seiten“, schmunzelt Scheufele, der bereits zu Landesligazeiten vor der gleichen Problematik stand, als er für den SC Weiler aktiv war.

Damals wie heute ist er für beiden Seiten unverzichtbar. Vor allem die von ihm gecoachten Dettinger stünden ohne den Informatikstudenten aus Weilheim kaum so erfolgreich da, wie sie es seit seinem Amtsantritt tun. 2011 nur knapp dem Abstieg in die Kreisliga entgangen, haben sich die TTV-Männer nicht zuletzt dank Scheufele zu einer echten Nummer im regionalen Volleyball gemausert. „Die Mannschaft hat in den letzten Jahren Riesenschritte im taktischen, technischen und spielerischen Bereich gemacht“, weiß der Erfolgstrainer, der das Team im April mit Siegen gegen Sindelfingen und Fellbach via Relegation in die Oberliga führte.

Dort definiert sich das Ziel vor der am Samstag mit dem Heimspiel gegen Bad Saulgau beginnenden Saison quasi von selbst: Klassenerhalt. Nachdem die beiden Letztplatzierten der zehn Mannschaften starken Liga direkt absteigen und der Drittletzte in die Relegation muss, ist der siebte Tabellenplatz gleichbedeutend mit dem rettenden Ufer.

Machbar für den TTV? „Die Leistungsdichte ist sehr hoch“, weiß Klaudius Scheufele, „für uns wird jedes Spiel so schwer wie die Relegationsspiele, wenn nicht sogar noch schwerer.“ Gegner wie der TSV Stuttgart II, der den Betriebsunfall Regionalligaabstieg schnellstmöglich korrigieren will, flößen den Dettingern zwar Respekt ein, lassen sie jedoch nicht in Ehrfurcht erstarren. „Wir können jeden schlagen“, glaubt Scheufele, „müssen dafür gegen viele Mannschaften aber einen Sahnetag erwischen und die jeweils einen schlechten.“ Unabhängig davon sind Punkte gegen Teams auf Augenhöhe wie Lokalrivale TG Nürtingen oder Mit-Aufsteiger VfB Ulm fest eingeplant. Alles andere hängt vom weiteren Entwicklungsprozess der Mannschaft ab, wie Scheufele betont. „Wir sind noch zu unkonstant, müssen noch abgeklärter werden“, hat er nicht erst bei den Vorbereitungsturnieren in Ludwigsburg und Fellbach erkannt, wo es neben viel Licht auch noch einigen Schatten gab – gegen den samstäglichen Auftaktgegner Bad Waldsee kassierte der TTV zwar eine 0:2-Niederlage, konnte in beiden Durchgängen aber durchaus mit den Oberschwaben mithalten.

Das größte Manko der Dettinger ist die fehlende Erfahrung. Außer Neuzugang Guiseppe D‘Apote und Außenangreifer Damian Dokla hat noch kein Dettinger höher als Landesliga gespielt. Im Gegenzug wird die Mannschaft von einer unbändigen Vorfreude und Euphorie angetrieben, die den TTV für jeden Gegner nur schwer ausrechenbar macht.

Und dennoch: Soll die Oberliga auf Dauer gehalten werden, muss sich laut Klaudius Scheufele vor allem personell etwas tun. „In naher Zukunft braucht man neue Spieler“, betont er, der einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan hat. Auf Scheufeles Betreiben hat der TTV eine zweite Mannschaft in Form einer Spielgemeinschaft mit dem TV Unterboihingen gemeldet.