Lokalsport

In der Sulzburghalle sind die Tanzmäuse los

Schautanzen in Lenningen: Schritt für Schritt lernen schon Dreijährige, wie man sich zur Musik ästhetisch bewegt

In der Sulzburghalle sind die Tanzmäuse los: Rund 70 Kinder zwischen drei und elf drängen sich wochentags beim Nachwuchstraining der Schautanz-Abteilung des TSV Oberlenningen. Jungen sucht man fast vergebens. „Schautanzen ist ein typischer Mädchensport“, sagt Chef-Organisatorin Britta Nothdurft.

Unterlenninger sulzburghalle Serie Zwerge  - Schautanzgruppe
Unterlenninger sulzburghalle Serie Zwerge - Schautanzgruppe

Lenningen. Ortstermin in der Lenninger Sporthalle. Dort, wo unzählige SGL-Handball-Minis die Halle allwöchentlich schier an die Belastungsgrenze bringen, herrscht wieder einmal Ausnahmezustand. Zu Dutzenden üben ausgelassene Handball-Eleven unter acht Zuspiel, Torwurf und Dribbling – der Sportredakteur ist beeindruckt. Weshalb der Handballsport in Lenningen im Nachwuchsbereich diesen konkurrenzlos großen Zulauf habe, will er vom zuständigen Übungsleiter wissen. „Hat er ja nicht“, dementiert daraufhin der Mann und bringt einen örtlichen Mitbewerber ins Spiel: „Es gibt da noch die Oberlenninger Schautanz-Abteilung.“ Tatsächlich zieht jene die Kinder ebenfalls magisch an – rund 70 Mädchen unter elf bevölkern mittwochs drei Stunden lang die Sulzburghalle beim offiziellen Training. Wie Handball ist Schautanzen ein echter Renner den Lenninger Kids.

Genauer gesagt für die Mädchen. Denn der weibliche Anteil in den drei U 11-Übungsgruppen ist exorbitant: über 99 Prozent. Dass Eltern ihre bewegungswilligen Töchter zumindest in Lenningen am liebsten ins Tanztraining schicken, liegt daran, dass man sich im Gegensatz zu anderen Sportarten „keine blauen Flecken holt“, wie Schautanz-Abteilungsleiterin Britta Nothdurft weiß. Und so bleiben die Mädchen fast unter sich, wenn die Trainerinnen Nothdurft, Stefanie Psader und Martina Attinger mittwochs zwischen 16 und 19 Uhr in der Brunnenstraße 10 musikalisch umrahmt die Basics des Schautanzens lehren. Offiziell vom Verein angeboten wird Gruppentraining für „Bambinis“ zwischen 3 und 5 Jahren, „Zwerge“ (6 bis 8 Jahre) und „Minis“ (9 bis 11 Jahre), wobei die endgültige Gruppeneinteilung eines angemeldeten Kindes nicht starr nach dem Alter erfolgt. Vielmehr entscheiden auch Talent, Entwicklungsstand und Kommunikationspotenzial darüber, welches Kind mit welchen Kindern trainiert. Bei den Kleinsten muss der Wohlfühlfaktor groß sein, sonst verlieren sie die Lust.

Britta Nothdurft weiß, wovon sie spricht, wenn sie über gruppendynamische Prozesse beim Tanzen reflektiert. Über 15 Jahre lang betrieb die Ex-Kreisläuferin der SGL-Handballerinnen bei der Tanzschule AKE Esslingen das Schautanzen auf höchstem Niveau. Zwei Mal die Woche pendelte sie von Lenningen zum Training in die Kreisstadt. „Größter Erfolg unserer Gruppe war der Aufstieg von der zweiten in die erste Bundesliga“, erinnert sich die 45-Jährige. Vor neun Jahren hängte sie den Schautanzdress an den Nagel. Die aktuelle Leiterin der Oberlenninger Schautanzabteilung hilft jetzt den Allerkleinsten – „manche sind erst drei“ –, tänzerische Abläufe gezielt zu erlernen, Schritt für Schritt. „Wir bieten Rhythmusschulung, Koordinationsschulung, Techniktraining und Choreografien für die Kinder an“, fasst Nothdurft die Trainingsinhalte zusammen. Die Kurse sind kostenfrei, erfordern bei dauerhafter Teilnahme allerdings eine Vereinsmitgliedschaft.

Mit der Forcierung des Trainings für Kleinkinder kommt der Sportverein nicht nur vorbildlich einer gemeinnützigen Verpflichtung nach, sondern handelt auch gemäß den Vereinsstatuten. „Der Verein dient der Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit der Allgemeinheit, insbesondere der Jugend, durch Pflege von Turnen, Sport und Spiel“, steht dort geschrieben. Freilich sind die gedruckten Club-Vorgaben nur ein Randmotiv für die Arbeit der Schautanz-Trainerinnen. Mit das wichtigste Ziel ist es, die Talentiertesten unter den Tanzmäusen langfristig der TSVO-Schautanzgruppe zuzuführen – jener (Erwachsenen-)Gruppe also, die gewissermaßen das Flaggschiff der Abteilung bildet und durch öffentliche Auftritte viele zusätzliche Euros in die Vereinskasse spült. Längst ist die Schautanzgruppe, die beim Teckboten-Presseball ihren bisher größten Auftritt hatte, zu „einem wichtigen Aushängeschild unseres Vereins“ avanciert, wie es der TSVO-Vorsitzende Ulrich Maier beschreibt.

Unzählige Tanzkids hat Britta Nothdurft während ihres TSVO-Engagements schon begrüßt und auf den (sportlichen) Weg gebracht. „Ob ein Mädchen überdurchschnittlich viel Talent hat, sehe ich beim ersten Mal“, sagt sie. 1992 war die heutige Nabernerin Gründerin der TSVO-Schautanzabteilung.

Nähere Informationen zu den Angeboten der Oberlenninger Schautanz-Abteilung gibt es im Internet (http://www.tsv-oberlenningen.de) oder direkt bei Abteilungsleiterin Britta Nothdurft (01 72/1 68 82 29).