Lokalsport

Nachladen geht nicht mehr

Nach der Niederlage gegen Jena zählen für die Knights nur noch Erfolge

Glück, Wut, Freudentaumel und tiefe Depression – Mehr als der jüngste Doppel-Spieltag in der Basketball-Pro A hat der Sport an Emotionen kaum zu bieten.

Basketball Pro A: Kirchheim Knights - Rasta VechtaTrainer Michael Mai
Basketball Pro A: Kirchheim Knights - Rasta VechtaTrainer Michael Mai

Kirchheim. Dass Michael Mai ein gläubiger Mensch ist, weiß inzwischen jeder. Dem eher wankelmütigen Teil seiner Mannschaft dürfte am Sonntagabend der Glaube an eine gerechte Macht vollends abhanden gekommen sein. Nur drei Sekunden fehlten, und die Ritter wären mit 85:82 als Sieger vom Parkett gegangen, hätten damit einen gewaltigen Schritt in Richtung Play-offs gemacht. Doch Jena hatte den freien Mann, der traf und die bereits geschlagenen Gastgeber in die Verlängerung rettete – zum zweiten Mal für die Kirchheimer binnen drei Tagen. Der Rest ist bekannt.

Wer mit soviel Herzblut kämpft, das Ziel so nah vor Augen hat und derart bitter bestraft wird, dem kann nur eines widerfahren sein: eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Doch die Kirchheimer Tragödie in der Jenaer Sparkassen-Arena am Sonntag hatte mit dem glücklichen Sieg gegen Chemnitz zwei Tage zuvor auch einen ersten Akt. Wenn es überhaupt eine verwertbare Erkenntnis aus diesem Heimspielabend geben sollte, dann wohl die, dass die Kirchheimer in der mutmaßlich stärksten Pro A aller Zeiten auch miserable Spiele gewinnen können. Immerhin.

Also ausgleichende Gerechtigkeit? Zumindest eine Wochenend-Bilanz, die unterm Strich ausgeglichen erscheint. Eine, die auch für Kirchheims Trainer Michael Mai unter die Rubrik „erwartbar“ fällt, wenn er sagt: „Chemnitz war für uns das wichtigere von beiden Spielen.“ Eine Unterscheidung, die spätestens ab dem kommenden Wochenende überflüssig sein wird. Wollen sich die Knights ihre Minimalchance auf die Play-offs wahren, dann ist verlieren von jetzt an verboten. Und nicht nur das. Die Konkurrenz muss außerdem weiter Federn lassen. Der Kampf um einen Platz unter den besten Acht ist im engsten Kreis der Anwärter zu einem Sechskampf geworden. Mit Heidelberg (8.), Essen (7.) und Hamburg (6.) stehen auf den hinteren Play-off-Plätzen drei punktgleiche Mannschaften, die allesamt noch auf die Ritter treffen. Nur zwei Siege getrennt von den ebenfalls punktgleichen Teams aus Baunach (9.), Vechta (10.) und Kirchheim (11.).

Fünf Spieltage vor Ende der Hauptrunde wagt niemand eine Prognose, dafür ist die Liga schlicht zu ausgeglichen. Für ein spannendes Saisonfinale spricht: Die Gejagten schwächeln. Das gilt für Essen und Hamburg, beide am Doppel-Spieltag jeweils punktlos, erst recht aber für die Academics aus Heidelberg, die am Sonntag in Cuxhaven ihre bereits sechste Niederlage hintereinander erlebten. Die hundert Punkte der Norddeutschen, erzielt ohne ihren neuen Superstar Brandon Johnson, sollten vor dem Duell am Wochenende unter der Teck als Warnsignal empfangen werden. Nach nur einer Niederlage aus den zurückliegenden sechs Spielen steht Cuxhaven seit Sonntag zum ersten Mal auf einem Nichtabstiegsplatz. „Das ist die Mannschaft der Stunde“, sagt Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt, für den das Duell mit den Bascats am Samstag das entscheidende ist. „Wenn wir diese Spiel verlieren ist das Thema Play-offs durch“, so seine Rechnung.

Den Kirchheimern ist ein erfolgreiches Finish durchaus zuzutrauen. Mit der größeren Rotation ist auch Michael Mais Gestaltungs-Spielraum gewachsen, das hat sich schon beim Heimsieg gegen Leverkusen abgezeichnet. Die Rückkehr von Jordan Wild, der in Jena 15 Minuten auf dem Feld stand, dabei zehn Punkte und acht Rebounds sammelte, macht zusätzlich Hoffnung auf ein packendes Finale.