Kirchheim. Überraschend für die einen, überfällig für die anderen – so wie er während seiner 27-monatigen Amtszeit polarisiert hat, sorgt Fabian Preuss auch mit seinem Rücktritt als Abteilungsleiter der VfL-Fußballer für ein geteiltes Echo. Die Vereinsvorsitzende Doris Imrich, die den Posten vorerst komissarisch übernimmt, sieht‘s jedenfalls mit gemischten Gefühlen. „Wenn wir ihn vor zwei Jahren nicht gehabt hätten, würde es heute keine Fußballabteilung mehr geben. Andererseits sind Fehler passiert, aus denen er nun glaubt, die Konsequenzen ziehen zu müssen.“ Welche Fehler konkret gemacht wurden, bleibt offen. Imrich betont jedoch, dass Preuss sich stets an die Vorgaben des Vereins gehalten habe, vor allem in finanzieller Hinsicht.
Preuss selbst erklärt seinen Rücktritt mit persönlichen Gründen. „Im letzten halben Jahr ist so viel aus dem Ruder gelaufen. Dafür kann und wollte ich keine Verantwortung mehr übernehmen.“ Die anhaltende Kritik und die von der Abteilung produzierten Negativschlagzeilen haben Kirchheims führenden Fußballfunktionär offenbar zermürbt. „Irgendwann ist man mit seiner Kraft am Ende, wenn man immer nur allein ehrenamtlich den Buhmann spielen muss.“
Dabei hatte es zuletzt einen Hoffnungsschimmer an der Jesinger Allee gegeben. Auf Initiative von A-Jugendtrainer Oliver Klingler hat sich bereits im September eine Gruppe ehemaliger VfL-Recken und Sympathisanten zusammengesetzt, um Wege aus der Krise zu diskutieren – ohne Fabian Preuß, aber mit dessen Wissen, wie Klingler betont. „Er war informiert und hat uns viel Erfolg gewünscht“, sagt der 38-Jährige, der über 20 potenzielle Helfer zusammengetrommelt haben will. Darunter, neben Vereinsurgesteinen wie Claus Maier, Uwe Köber und Andy Kleinhansel, auch Kirchheimer Geschäftsleute wie Andreas Banzhaf und Hans-Peter Birkenmaier. „Allen liegt der VfL am Herzen“, betont Klingler, der sich gemeinsam mit seinem Team und dem übrig gebliebenen Führungspersonal kommenden Montag an einen Tisch mit Doris Imrich setzen wird. „Wir wollen erörtern, was denkbar und realistisch ist“, sagt die Vereinsvorsitzende, die sich noch zurückhaltend gibt. „Reden kann man viel. Wir brauchen jetzt Leute, die anpacken“, so Imrich.
Ob und mit wie vielen Personen Oliver Klinglers Schattenkabinett tatsächlich anpacken wird, hängt auch von einem Nachfolger für Preuss ab. Nicht wenige favorisieren den umtriebigen Jugendcoach selbst, der sich jedoch noch ziert. „Ich bin U 19-Trainer, will einen guten Unterbau für den Aktivenbereich“, betont Klingler, der jedoch auch weiß, dass es ohne entsprechendes Führungspersonal im schlimmsten Fall bald keinen Unterbau mehr geben könnte.
Klarheit in allen Funktionärsfragen soll die längst überfällige Mitgliederversammlung bringen, die laut Imrich auf jeden Fall noch in diesem Jahr stattfinden wird. Das Kalkül ist klar: Bevor sich nicht entsprechendes Personal gefunden hat, will der Verein kein Risiko eingehen. Bei aller gebotenen Eile hegen die Verantwortlichen dabei den gleichen Wunsch. „Wir müssen in Ruhe die Faktenlage checken und dann entscheiden, was die Fußballabteilung leisten kann“, sagt Imrich. Und Oliver Klingler ergänzt. „Wir wollen in ruhigere Fahrwasser, unabhängig davon, wer neuer Abteilungsleiter wird.“