Lokalsport

Tausend Bugattis oder die Welt kaufen

Der sechsjährige Linus fiebert beim Motorsportclub Kirchheim seiner ersten Rennsaison im Jugendkartslalom entgegen​

Mit sechs Jahren und fünf PS auf vier Rädern unterwegs? Beim Motorsportclub Kirchheim (MCKT) ist das möglich. Im Pylonen-Wald auf dem Verkehrsübungsplatz Birkhau blühen Kinderträume. Was er einmal macht, wenn er ein berühmter Rennfahrer ist, weiß der sechsjährige Linus ziemlich genau.

Jugendkart Verkehrsübungsplatz Lindorf (Serie Sport-Zwerge)
Jugendkart Verkehrsübungsplatz Lindorf (Serie Sport-Zwerge)

Kirchheim. Deutschlands lebende Motorsport-Legende kennt er allenfalls von Erzählungen. Michael Schumacher – auch er hat klein angefangen. Für einen Knirps im Vorschulalter ist das lange her, auch wenn sich Linus schon für Autos interessierte, als der aufrechte Gang bei ihm selbst noch in der Testphase steckte. Nichts Neues auch im Kindi: Statt Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen zählten Motordaten und Fahrzeugtypen. Vor der elterlichen Wohnung am Alleenring herrschte an Studienobjekten schließlich kein Mangel. „Tausend Bugattis oder die Welt kaufen“, so klingt der überraschende Lebensentwurf eines Sechsjährigen, der weiß, dass sich als berühmter Rennfahrer eine Stange Geld verdienen lässt.

Der Verdacht liegt nahe, dass hier die Stimme eifernder Eltern spricht, doch weit gefehlt. Für die begeisterten Freiluft-Sportler war die Leidenschaft des Sprösslings eher ein Schock. Lieber gemeinsam durch Wald und Flur radeln, als am Asphaltband den Assistenten geben. Doch alles Zureden half am Ende nichts. „Irgendwann muss man es halt akzeptieren“, sagt die Mutter, die schnell gelernt hat, dass Passivität im Motorsportclub auch für Eltern keinen Platz hat. Seitdem der Filius im fünf PS starken Kart über die Piste brettert, herrscht Arbeitsteilung. Die Mama richtet im Training artig umgeworfene Pylonen wieder auf, während der Papa dem Platzwart bei der Grünpflege hilft. Vereinsleben ohne Kompromisse.

Linus ist ein Sonderfall. „Die meisten kommen zum Jugendkartslalom, weil sie hier schon ältere Geschwister haben“, sagt Trainer Hans-Jochen Lehmann. Das Mindestalter ist fünf Jahre, die Altersgrenze liegt bei 19. Im Rennen wird in fünf Altersklassen gestartet. Bereits mit 15 Jahren dürfen Jugendliche zum Automobilslalom wechseln. Auch Mädchen sind da­runter. Kartsport ist keine Frage des Geschlechts. Das Fahrzeug möglichst schnell und fehlerfrei durch einen exakt definierten Parcours steuern, darum geht es. Je älter und erfahrener die Person hinterm Steuer, desto schwieriger die Aufgabe, die „Schnecke“, „Brezel“ oder „Gasse“ heißt.

Wer ausschließlich Spaß sucht, der ist ihn schnell wieder los. Es geht um Koordinationsfähigkeit, Orientierungssinn, Konzentrationsvermögen und letztlich auch um Disziplin. Brems- und Gaspedal werden gleichzeitig bedient, die richtige Dosierung entscheidet. „Wenn ich ganz schnell fahre, mag ich es am liebsten“, verrät Linus. Doch, dass wer Vollgas fährt, nicht schneller ans Ziel kommen muss, hat auch er schon gelernt. Jedes Hütchen, das fällt, packt zwei Sekunden Strafzeit obendrauf. Plötzlich wird sein Blick ernst, die Stimme leiser. „Ich fahre nicht zum Spaß“, flüstert der Sechsjährige und klingt dabei, als lüfte er schweren Herzens sein bestgehütetes Geheimnis. „Ich will einen Pokal.“

Zumindest bis April muss er sich gedulden, bis er sich an die Erfüllung dieses Traumes machen kann. Dann beginnt seine erste Rennsaison. Über den Alb-Donau-Schwarzwald-Pokal können sich die besten Acht jeder Klasse für die Läufe zur württembergischen Jugendkartslalom-Meisterschaft qualifizieren. 17 Jugendliche zwischen 5 und 16 Jahren trainieren derzeit in der Jugendkartgruppe des MCKT. Der Jüngste tut sich mit Gedanken an Konkurrenz derzeit noch schwer. Im Kindergarten jedenfalls verrät er nichts von seiner großen Liebe. „Sonst melden die sich alle an“, sagt Linus, „und dann komm‘ ich im Training nicht mehr so oft dran.“ Zugegeben, das klingt schlüssig.

Wer fünf Jahre oder älter ist, kann sich für die Jugendkartgruppe im MCKT anmelden. Trainiert wird während der Sommerzeit jeden Dienstag ab 16.30 Uhr auf dem Verkehrsübungsplatz Birkhau in Lindorf. Die Karts werden vom Verein gestellt. Selbst mitgebracht werden müssen Helm, feste Schuhe und lange Kleidung. Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft im Verein, die für Familien 55 Euro pro Jahr kostet. Mehr Informationen gibt es auf der Vereins-Homepage unter www.mckt.de.