Lokalsport

Unter den zehn Besten

Segelflieger Tilo Holighaus landet beim offiziell als Weltmeisterschaft gewerteten Grand-Prix-Finale in Italien auf Platz neun

Mit den Plätzen neun und acht kehrten Tilo Holighaus (Kirchheim) und Uli Schwenk (Münsingen) vom Segelflug-GrandPrix-Finale im italienischen Varese zurück. Es gewann der Franzose Maximilian Seis (Bordeaux) vor seinem Landsmann Christoph Ruch und dem Polen Sebastian Kawa.

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Unter den zehn Besten

Varese. Nachdem Tilo Holighaus und Uli Schwenk zur Halbzeit punktemäßig noch dicht an den Podiumsplätzen dran waren, ließen die letzten beiden Wertungsflüge keine Platzierungs-Verbesserung mehr für beide zu. Am letzten Wertungsflug schaffte es keiner der gestarteten 20  Toppiloten zurück bis zur Ziellinie, tags zuvor waren alle Ausreißversuche vom taktisch fliegenden Hauptfeld abgefangen worden. Mit Platz acht (Schwenk) und Platz neun (Holighaus) schafften es dennoch beide Schwaben in die Top Ten des offiziell als Weltmeisterschaft gewerteten Grand-Prix-Finales, bei dem die 20 in weltweiten Qualifikations-Rennen ermittelten Teilnehmer auf Strecken in der Größenordnung von 200 Kilometer geschickt worden waren. Dem Wetter geschuldet war der Wettbewerb zwei Tage vor dem offiziellen Schluss beendet.

Nach einem Tagessieg am dritten Wertungstag und Platz acht am vierten Wertungsflug waren die Voraussetzungen für eine Aufholjagd von Wolf-Hirth-Pilot Holighaus sehr gut gewesen. Doch Dunst am vorletzten Wertungstag erschwerte die Ausbruchsversuche im Segelflieger-Pulk deutlich. Denn findet der vorausfliegende Pilot nicht gleich den besseren Aufwind, wird er vom Pulk eingeholt und findet sich schnell in der Position des Hinterbänklers, der Gefahr läuft, bei nachlassender Thermik zum ersten Außenlander zu werden. Dennoch waren die letzten beiden Flugtage von zahlreichen Ausbruchsversuchen geprägt. Aber selbst die Lokalmatadoren Giorgio Galetto und Riccardo Brigliadori fanden im Tälerwirrwarr der italienischen Alpen keine schnellere Flugroute als die taktisch im Pulk fliegende Konkurrenz.

Deutlich sichtbar wurde die Taktik auch in der Tageswertung. Nach 210 geflogenen Kilometern kamen die ersten acht Finisher innerhalb von 40  Sekunden an der Ziellinie an. Holighaus, Briglidori und Schwenk folgten im Minutenabstand. Umso beeindruckender die Leistung des französischen WM-Neulings Maximilian Seis, dem mit 26 Jahren jüngsten Teilnehmer im Feld. Schon am ersten Tag hatte der Student aus Bordeaux die Führung übernommen – er behielt die Nerven und holte den Gesamtsieg. Am schwierigen letzten Wertungstag wurden die Piloten 60  Kilometer vor dem Ziel vom schlechten Wetter eingeholt. Bei dem im Internet live übertragenen Rennen konnte man dann per GPS-Tracking mitverfolgen, wie ein Flieger nach dem anderen auf den Wiesen der Lombardei landete.

Der junge Franzose hatte wohl schon früh erkannt, dass es keiner seiner Konkurrenten bis zur Ziellinie und damit zu Punkten an diesem Tag bringen würde. Er ließ den mehrfachen Weltmeister Sebastian Kawa (Polen) südlich des Comer Sees ziehen und landete auf dem Flugplatz Alzate. Die Taktik ging auf: Kawa schaffte es tatsächlich nicht bis zur Ziellinie, ging punktemäßig leer aus und Seis geriet zum Überraschungssieger des sechsten Grand-Prix-Finales.

Nach seinem neunten Platz zog Tilo Holighaus eine durchaus positive Bilanz: „Besonders viel Spaß hat es gemacht, in so einem extrem hochkarätigen Feld mitfliegen zu dürfen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer hat ja schon internationale Titel einfliegen können. Von den 20 Teilnehmern war wirklich jeder für einen Podiumsplatz gut“.

Für die Segelflugpiloten von der Südhalbkugel ist die Wettbewerbspause bis zum Start des Grand-Prix‘ 2016 recht kurz. Ende Januar startet im chilenischen Vitacura das erste Qualifikationsrennen. Holighaus wird es im April wohl wieder in die spanischen Pyrenäen ziehen, um das Ticket für das Grand-Prix-Finale in Südafrika zu lösen. Für Segelflug-Weltenbummler Uli Schwenk, der bei seinen internationalen Sport-Trips auch stets das Land- und Leute-Kennenlernen im Fokus hat, steht 2016 der Qualifikations-GP im russischen Usman ganz oben auf dem Wunschzettel.