Lokalsport

Weilheim kann‘s auch ohne Stadionmusik

Rücksicht auf Nachbarn hatte Vorrang – Trainer Alexander Hübbe schließt Kadererweiterung nicht aus

„Alles wird gut“ – die durch Fernsehmoderatorin Nina Ruge bekannte Floskel trifft angesichts der aktuellen sportlichen Erfolge heuer wie kaum eine andere auf die Kicker des TSV Weilheim zu. Einzig die gestern fehlende Stadionatmosphäre trübte das positive Gesamtbild geringfügig.

Weilheim. Grund für die Stille im Lindachstadion war der Verzicht auf jegliche musikalische Begleitung der Partie. Sowohl vor dem Spiel als auch in der Halbzeit und bei Toren blieben die Lautsprecher stumm. „Wir wollen die Anwohner, die sich beim letzten Heimspiel massiv über die Lautstärke aufgeregt haben, nicht weiter provozieren und verzichten heute mal auf Musik“, lieferte Weilheims Fußballabteilungsleiter Martin Koch vor der Partie die Erklärung für die ungewöhnliche Stille, die aber wohl einmalig bleiben soll.

Während des Spiels wurde es dann doch lauter – wenn auch meist nur von der Trainerbank des 1. FC Eislingen. Coach Uli Thon, einstmals in Diensten der Fußballjunioren beim VfL Kirchheim, echauffierte sich mehrfach über mannigfaltige Dinge rund um die Partie im Allgemeinen und über Schiedsrichterin Friederike Straub (Foto: Denis Calagan) im Besonderen. Dabei machte die kaum 160 Zentimeter große Unparteiische nach Meinung der meisten Zuschauer eher ein großes Spiel und keine sogenannten spielentscheidenden Fehler, waren doch beide Platzverweise für den FCE gerechtfertigt: Torhüter Denis Grgic beleidigte einen Gegenspieler und Robin Reichert fischte mit der Hand einen Ball von der Torlinie. Möglicherweise waren die Unbeherrschtheiten ja dem Durchschnittsalter von nur 22,1 Jahren geschuldet. Ein Wert der, so Thon, auch beibehalten werden soll: „Wir wollen keine arrivierten Spieler verpflichten und setzen weiter auf die Jugend.“

In Weilheim macht man sich hingegen schon Gedanken, den etwas dünnen Kader noch einmal geringfügig aufzustocken. Gestern saßen zwar sieben Spieler auf der Bank, auf dem Spielberichtsbogen tauchten jedoch nur vier Akteure auf. Markus Gabriel, Emrah Polat und Hannes Ihring waren quasi Gäste, laborieren sie doch noch an diversen Verletzungen. Kandidaten für eine Blutauffrischung gibt es vor allem unter den fünf „Abtrünnigen“ des 1. FC Frickenhausen. TSV-Coach Alexander Hübbe relativiert jedoch: „Wenn wir noch jemanden holen, muss er charakterlich zum Team passen. Und die Mannschaft wird in die Entscheidung mit eingebunden.“

Gelebte Demokratie in Weilheim – Frust in Köngen, wo der ehemalige VfL-Verbandsligatrainer Ralf Rueff seit Beginn der Saison wieder das Zepter schwingt und nach einem Remis und einer Niederlage gestern mit seinem Team nur auf dem drittletzten Tabellenplatz steht. „Wir hatten uns unseren Heimspielauftakt auch angenehmer vorgestellt, aber noch ist genug Zeit, um den einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, den wir uns vorgenommen haben.“

Derzeit happy ist dagegen einer von vielen Vorgängern Rueffs an der Jesinger Allee. Sascha Gavranovic, der auch schon beim SV Nabern seine Trainerqualitäten unter Beweis stellte, feierte nach dem Aufstieg mit Calcio Leinfelden und zwei Auftaktniederlagen den ersten Sieg – zumal es sich gegen Tabellennachbar SG Bettringen auch noch um sogenannte „Big Points“ handelte. „Wir genießen derzeit die Landesliga und fühlen uns hier pudelwohl“, strahlt Gavranovic, der insgesamt mit Unterbrechungen schon im neunten Jahr in Leinfelden tätig ist.

Ob der Genuss auch noch am Mittwochabend gegeben ist, hängt vom Ausgang des dann anstehenden Spiels ab – und das ist das immerjunge Derby gegen Stadtnachbar TV Echterdingen. Dort ist bekanntermaßen Aleksandar Kalic an der Täte, der die letztjährige Rückrunde als drittbestes Team abgeschlossen hatte, nun mit dem TVE auch schon auf Rang fünf der Tabelle steht und auf den Nimbus „in dieser Saison ungeschlagen“ augenzwinkernd Wert legt. Gestern gab es ein eher unglückliches Remis bei Germania Bargau, was sich aber auf die Laune des Übungsleiters nicht auswirkte. Kein Wunder, denn mit Marcel Helber und Michael Zimmermann, der übrigens auch als Co-Trainer fungiert, hat er mittlerweile quasi eine Kirchheimer Doppel-Sechs zur Verfügung, die ein Spiel entscheidend beeinflussen kann. Dazu kommen noch die unter der Teck ebenfalls bekannten Akteure David Hertel, der mittlerweile zum Kapitän avancierte, sowie Torspieler Valentin Haug. Für das Derby erwartet Kalic einen heißen Tanz, „weil Calcio immer im Schatten des TVE stand.“

Mittelmaß ist derzeit die passende Attitüde des TSV Deizisau – und das ist weniger despektierlich als es klingt, denn aus drei Spielen holten die Neckaranrainer vier Punkte und ein fast ausgeglichenes Torverhältnis. Gestern kassierte die Elf von Trainer Antonio Pepe den Ausgleich gegen den TSV Bad Boll erst in der Nachspielzeit. „Das ist dann schon bitter,“ ärgerte sich der Übungsleiter, für den der Klassenverbleib das oberste Ziel ist. „Wir sind quasi im Soll“, sagt Pepe, der mittlerweile auch schon im sechsten Jahr die Regie in Deizisau führt und sich nach wie vor pudelwohl fühlt. Alles wird gut – nicht nur in Weilheim.