Lokalsport

Wochen der Wahrheit

VfL-Fußballer stehen organisatorisch und sportlich am Scheideweg

Quo vadis, VfL? Mitten in der wohl schwersten Krise der Kirchheimer Fußballer jagt ein Krisen-Gipfel den nächsten. Nachdem sich mittlerweile auch Gesamtvereinschefin Doris Imrich eingeschaltet hat, will Abteilungsleiter Fabian Preuß heute Abend hinter verschlossenen Türen ein Konzept für die Zukunft vorstellen.

„Dass es Unzufriedenheit gibt, ist klar“: VfL-Abteilungsleiter Fabian Preuß will heute intern seine Zukunftsideen präsentieren.
„Dass es Unzufriedenheit gibt, ist klar“: VfL-Abteilungsleiter Fabian Preuß will heute intern seine Zukunftsideen präsentieren. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Wenn eine ansonsten redselige Frau wie Doris Imrich auf wortkarg macht, kann etwas nicht stimmen. Die Vorsitzende des 3 991 Mitglieder großen Vereins lässt nach dem ersten Krisengespräch mit den VfL-Fußballern am Montag (wir berichteten) wenig Licht ins Dunkel. „Ich will keine Spekulationen schüren und keine Namen nennen“, sagt sie auf die Frage nach Inhalt, Ergebnis und Teilnehmern der internen Talkrunde. Fest steht nur, dass ausgerechnet Abteilungsleiter Fabian Preuß, der beruflich in Berlin weilte, nicht mit dabei war. „Das ist auch in Ordnung“, sagt Preuß, „eine Vereinsvorsitzende muss schließlich ab und an eine Standortbestimmung vornehmen. Meine Befindlichkeiten kennt sie, da wir uns fast täglich austauschen.“

Ein Schelm also, wer Böses dabei denkt? Wird in seiner Abwesenheit womöglich schon am Stuhl gesägt? Immerhin kreiden nicht wenige im Verein ihm eine Mitschuld für die momentane Misere der ersten Mannschaft an. Zwei Abstiege, fünf Trainerwechsel und eine Funktionärsfluktuation im Zweidutzendbereich lassen viele mit dem Finger auf Preuß zeigen. „Dass es Unzufriedenheit gibt, ist klar. Aber das müssen wir intern klären und geschlossen auftreten“, betont er.

Unzufriedenheit gab‘s zuletzt vor allem bei Thomas Beller. Der Spielleiter hat nach nur fünf Monaten im Amt entnervt das Handtuch geworfen, nachdem er bei seinen Bemühungen rund um die Bezirksligamannschaft keine Unterstützung bekommen hatte. Der Grund liegt auf der Hand und spiegelt das Dilemma der Abteilung wieder: Es gab niemanden, der helfen wollte. Genau hier will Fabian Preuß ansetzen und nimmt dabei die Mannschaft in die Pflicht. „Wir müssen dafür sorgen, dass künftig zwei, drei Spieler mitanpacken.“

Und wenn nicht? Dass die Zukunft wie nie zuvor von der Gewinnung williger Helfer abhängt, die als Mannschaft hinter der Mannschaft den Karren aus dem Dreck ziehen, hat Preuß erkannt. „Wir führen Gespräche, auch mit ehemaligen Kirchheimern“, hofft er auf das Engagement weiterer Urgesteine vom Format eines Patrick Gühring, der aus reiner Verbundenheit zum VfL den undankbaren Job des (Spieler-)Trainers übernommen hat.

Gleichzeitig wird hinter vorgehaltener Hand bereits seit Längerem gemunkelt, dass es beim VfL sehr wohl potenzielle Kandidaten für Ehrenamtsjobs gäbe, die ihr Engagement jedoch mehr oder weniger von der Person Fabian Preuß abhängig machen sollen. Den fechten derartige Gerüchte um Rücktrittsforderungen nicht an. „Wenn wir uns intern auseinanderdividieren, hilft das keinem. Man kann sich nur als Team aufstellen.“ So redet keiner, der internen Gegenwind fürchtet, im Gegenteil. „Ich bin offen für Vorschläge von allen Seiten und komplett neue Ideen“, sagt er, der sich aller Kritik zum Trotz vorstellen kann, bei der nächsten Abteilungsversammlung erneut zu kandidieren – vorausgesetzt, er wird entlastet.

Wann die mehrfach verschobene Zusammenkunft der Mitglieder stattfinden wird, steht immer noch nicht fest. Preuß und Imrich haben einen Termin für Ende Oktober im Auge, wollen bis dahin an einem breiter aufgestellten Helferteam basteln. Auch in diesem Zusammenhang ist die Gerüchteküche kräftig am Brodeln: So sollen namentlich nicht näher benannte Spieler und Funktionäre aus VfL-Zeiten in den achtziger- und neunziger Jahren mit dem Gedanken spielen, Verantwortung zu übernehmen.

Ob‘s stimmt, werden die nächsten Wochen zeigen, die abgesehen von den organisatorischen Baustellen vor allem im sportlichen Bereich entscheidend sein werden. Die Bezirksligamannschaft wartet nach sechs Saisonspielen immer noch auf den ersten Sieg, der nach Meinung vieler Beobachter jedoch nur eine Frage der Zeit ist. In der Tat scheint der letzte Tabellenplatz weniger auf die fehlende Qualität des Kaders zurückzuführen, als auf mangelnde Fitness. Kaum zufällig hat die Mannschaft bei ihren letzten drei Niederlagen sechs der acht Gegentore nach der 60. Minute kassiert. Das offenkundige konditionelle Defizit und die daraus resultierenden Konzentrationsschwächen in den Griff zu bekommen, ist neben psychologischen Streicheleinheiten die Hauptaufgabe der beiden Neu-Spielertrainer Patrick Gühring und Robin Jaksche.

Dass beiden trotz des geräuschvollen Abgangs des kickenden Pressewarts Max Pradler (wir berichteten) selbst vom scheidenden Spielleiter Thomas Beller gute Arbeit beschieden wird, darf als Mutmacher gewertet werden. Zumal Stimmung und Zusammenhalt in der Mannschaft aller Widrigkeiten zum Trotz gut sein sollen.