Lokales

 Schaffen für Erholungssuchende

Mitglieder des Kirchheimer Vereins Bürgerseefreunde sind Anwärter auf den Ehrenamtspreis

Heimat – dazu gehören für viele Kirchheimer die Bürgerseen. Zehn Mitglieder des Vereins der Bürgerseefreunde kümmern sich darum, das Naherholungsgebiet in Schuss zu halten. Sie sind nominiert für den Ehrenamtspreis. Gewürdigt werden dieses Jahr Menschen, die sich in besonderem Maß um Heimat und Tradition verdient machen.

Leere Flaschen und anderer Müll, so präsentieren sich die Sitzgelegenheiten um die Bürgerseen häufig samstagmorgens nach Feiern
Leere Flaschen und anderer Müll, so präsentieren sich die Sitzgelegenheiten um die Bürgerseen häufig samstagmorgens nach Feiern vom Vorabend. Das will keiner. Symbolbild: oh

Kirchheim. Es ist Samstagfrüh, 7.45 Uhr. Auf dem Parkplatz der Kirchheimer Bürgerseen herrscht gähnende Leere. Eine kleine Gruppe Walker dreht um die Seen ihre Runde, einzelne Spaziergänger führen ihre Hunde aus und zwei Schwimmer ziehen ihre Bahnen. Doch das Idyll ist trügerisch. Die Mülleimer neben einer Grillstelle quellen über. Auf dem Boden ringsum liegen leere Zigarettenschachteln, Plastikbesteck, Sektflaschen, Bäckertüten und geschwärzte Aluschalen – Hinterlassenschaften von Feiernden am Vorabend. „Das sieht hier jeden Samstagmorgen so aus. Eine Katastrophe ist es, wenn Abifeiern sind“, sagt der zweite Vorsitzende des Vereins der Bürgerseefreunde Dieter Henzler aus Owen. „Verheerend“ sei es dieses Jahr am Pfingstmontag gewesen.

Samstag für Samstag sind das ganze Jahr über acht bis zehn Mitglieder „draußen“, um den Müll zu beseitigen, die Wegränder frei zu halten, das Gras um die Mülleimer zu mähen und Grillstellen wieder aufzubauen, die von Jugendlichen zerstört wurden. Montags leeren die Bürgerseefreunde noch einmal die Mülleimer und unter der Woche werden die vereinseigenen Maschinen gerichtet, damit sie am Samstagmorgen startklar sind.

Der Anhänger, den der lärmende Traktor hinter sich herzieht, füllt sich nach und nach mit blauen Müllsäcken. Was verstreut herumliegt, wird mit langstieligen Zangen aufgeklaubt. Helmut Aichele kürzt mit einem Freischneider das um die Mülltonnen wuchernde Gras. Der 84-Jährige streift sich seit 30 Jahren regelmäßig den Arbeitsanzug über, um die Idylle um die Bürgerseen zu erhalten. „Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder ist 67“, so Henzler. Mit 62 gehört er damit noch zu den Jüngeren. Er selbst übernimmt Arbeiten, die für die Älteren zu anstrengend oder zu gefährlich sind. Dazu gehört das Mähen der steilen Liegewiese. „Das habe ich dieses Jahr schon gemacht“, sagt er. „Das Gras muss abgefahren werden, sonst läuft die Brühe in den See und das Wasser kippt um.“

Den Pflegeplan für die Bürgerseen haben Stadt, Landschaftsschutz und Wasserwirtschaft im Jahr 2 000 erstellt. „Damals wurde der See ausgebaggert“, weiß Henzler. Genau festgelegt ist in dem Plan unter anderem, welche Aufgaben den Bürgerseefreunden zukommen. Jedes Jahr im Oktober verschafft sich Henzler mit dem Chef des Kirchheimer Grünflächenamts, Jürgen Völker, einen Überblick darüber, welche Sträucher auf den Dämmen zwischen den Seen zurückgenommen werden müssen. „Der Schnitt ermöglicht, dass der Wind über das Wasser strömen kann. So kommt Sauerstoff hinein“, erklärt Henzler. Das Wasser selbst und die Büsche direkt am See sind indes Sache des Angelvereins. „Damit haben wir nichts zu tun“, stellt Henzler klar.

Doch auch ohne Gewässerpflege: Die Bürgerseefreunde haben alle Hände voll zu tun, um das Naherholungsgebiet so in Schuss zu halten, dass Besucher – ob Spaziergänger oder Badende – zwischen Kirchheim und Reudern ein gepflegtes Kleinod vorfinden. Zu den Aufgaben des Vereins gehört auch das Instandhalten von Parkplätzen, Wegen, der Zufahrtsstraße und der Brücke. Selbst die Baumpflege erledigen die Mitglieder. Peter Hynek erinnert sich noch gut daran, wie er als jüngerer Mann einen Ausflug an die Bürgerseen machte und schließlich mit anpackte, als Mitglieder des Vereins Baumstämme aus dem Wald wuchteten. „So bin ich selbst dazugekommen“, sagt er. Gefallen hat dem 71-jährigen Naberner immer die gute Kameradschaft in dem Verein. Wofür er zuständig ist? „Ich mache alles. Ich bin sozusagen Springer und helfe da, wo es nötig ist“, sagt Hynek lachend. Gerade ist er dabei, eine durchgefaulte Sitzbank zu reparieren. – Auch das gehört mit zu den Aufgaben der engagierten Bürgerseefreunde. Wie Hynek zählt Erich Werner zu den Urgesteinen des Vereins. Seit 1968 ist der inzwischen 72-jährige Werkstattmeister mit von der Partie. Weil sich damals viele für die Bürgerseen einsetzen wollten, war es schwierig, überhaupt aufgenommen zu werden, erinnert sich der Ötlinger.

Gegründet wurde der Verein 1966, nachdem sich zehn Jahre zuvor die Interessengemeinschaft „Freunde der Bürgerseen“ zusammengeschlossen hatte. Ziel war, die Seen zu erhalten, denn wegen ihres katastrophalen Zustandes waren Überlegungen angestellt worden, sie zuzuschütten. Schon damals legten die Mitglieder großen Wert auf den Naturschutz und die Landschaftspflege. „Das Wirken in diesem Verein ist praktizierter Umweltschutz“, schrieb Kirchheims früherer Oberbürgermeister Peter Jakob in seinem Grußwort zum 25-jährigen Bestehen der Bürgerseefreunde in der Festschrift und hob deren Vorbildfunktion hervor. – Daran und am Idealismus der Mitglieder hat sich bis heute nichts geändert.

Alle Hände voll zu tun gibt es für die Mitglieder der Bürgerseefreunde. Jeden Samstag werden mit dem vereinseigenen Traktor Müll
Alle Hände voll zu tun gibt es für die Mitglieder der Bürgerseefreunde. Jeden Samstag werden mit dem vereinseigenen Traktor Müllsäcke abgefahren und die Hinterlassenschaftem von Feiernden weggeräumt. Viele Ehrenamtliche sind seit Jahrzehnten dabei.Fotos: Markus Brändli (gr. Foto)/Jörg Bächle (kl. Foto)