Anbieter von Immobilien müssen seit einem guten halben Jahr angeben, welchen Energiebedarf beziehungsweise -verbrauch eine Wohnung oder ein Haus hat. Wird diese Information von den Käufern geschätzt?
Patrick Rosenberger: Der Energieausweis ist ein Baustein. Ein kundiger Käufer sieht jedoch, wie alt eine Heizung ist, und wie es beispielsweise um den Wärmeschutz bestellt ist. Gut ist, jemanden zu Rate zu ziehen, der sachkundig ist. Mit jeder energetischen Sanierungsmaßnahme müsste im Übrigen ein neuer Energieausweis erstellt werden, damit er wieder aktuell ist.
Noch immer gibt es nicht für alle Immobilien, die zum Verkauf anstehen,
Energieausweise. Worin liegen dafür die Gründe?
Rosenberger: Vielen Eigentümern fällt dieses Thema schwer. Wir unterstützen unsere Verkäufer bei der Erstellung des Energieausweises. Wer einen Energieausweis benötigt, kann sich beispielsweise an einen Energieberater, einen Kaminfeger oder an die Deutsche Energie-Agentur wenden. Letztere ist bei der Expertensuche behilflich.
Inwiefern wirkt sich der Energieverbrauch auf den Preis einer Immobilie
aus?
Rosenberger: Ein Stück weit hat der Verbrauch schon Auswirkungen. Sind die Fenster sehr alt und das Gebäude hat zum Beispiel keinen Vollwärmeschutz, ist es natürlich nicht ganz so wertig, da nach dem Kauf investiert werden muss. Entscheidend für den Preis sind aber in erster Linie die Lage und der Gesamtzustand einer Immobilie.
Lassen sich ältere Immobilien, die viel Energie benötigen, also nach wie vor gut verkaufen, obwohl die Energiekosten drastisch steigen und der Energieausweis die Daten nun offenlegt?
Rosenberger: Die Nachfrage nach Immobilien im Ballungsraum und in Kirchheim ist seit Jahren sehr groß und übersteigt bei Weitem das Angebot. Die Lage hat sich kontinuierlich verschärft. Da spielt der Energieverbrauch zunächst eine untergeordnetere Rolle; Nach dem Kauf werden dann Energie einsparende Renovierungsarbeiten vorgenommen. Diese Maßnahmen werden teilweise durch
zinsgünstige Darlehen oder staatliche Zuschüsse gefördert.
Lässt sich damit erklären, dass Immobilien mit niedrigen Energiekosten von Seiten der Anbieter nicht offensiver beworben werden?
Rosenberger: Da muss man unterscheiden: Bauträger haben für Neubauobjekte oft durchdachte Energiekonzepte. Sie können dadurch mit niedrigen Verbräuchen werben. Was wir und andere Immobilienmakler anbieten, sind dagegen meist Bestandsimmobilien. Da ist die energetische Situation gegeben.
Es lohnt sich also nicht, vor dem Verkauf selbst eine grundlegende energetische Sanierung vorzunehmen.
Rosenberger: Nein, was Sie da investieren, werden Sie vermutlich nicht ein zu eins wiederbekommen. Angenommen, Sie entscheiden sich für braune Fensterrahmen, junge Leute wünschen aber graue, dann ist die Sanierung für den Interessenten kein großes Kaufargument.
Spielt bei der Entscheidung für oder gegen den Kauf einer Immobilie der
Energieträger eine Rolle?
Rosenberger: Öl ist eher auf dem Rückzug, dagegen wird Gas oft als Pluspunkt gesehen. Bei einer umfassenden Heizungssanierung nach dem Kauf stellen aber immer mehr auf regenerative Energien wie beispielsweise Holzpellets oder Luft-Wärme-Pumpen um. Scheitholz als Hauptenergieträger ist in eher städtischen Bereichen kein großes Thema. Da schaffen sich die Leute vor allem wegen der Wohlfühlatmosphäre einen Kaminofen an.