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„Der Fahrer hat überreagiert“

OVK-Fahrer lässt Notzinger Schüler nicht aus dem Bus steigen – Geschäftsführer räumt Fehlverhalten ein

Am Dienstagnachmittag ist einem OVK-Busfahrer auf der Fahrt von Wernau nach Notzingen offenbar der Kragen geplatzt: Nachdem Schüler ihn beleidigt hatten, fuhr er trotz Haltewünschen an zwei Stopps vorbei und ließ alle Schüler von Wellingen nach Hause laufen.

Manchmal wird die Busfahrt für Schüler und Fahrer zur nervlichen Belastungsprobe, so geschehen am Dienstag in Notzingen. Archivf
Manchmal wird die Busfahrt für Schüler und Fahrer zur nervlichen Belastungsprobe, so geschehen am Dienstag in Notzingen. Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Notzingen. Es war wohl der „Stopp“-Knopf, der das Fass zum Überlaufen brachte. Am vergangenen Dienstag gegen 16 Uhr fährt ein Busfahrer des OVK Schüler von Wernau nach Notzingen. „Einige Kinder haben sich einen Spaß da­raus gemacht, den Halt-Knopf zu drücken, ohne wirklich aussteigen zu wollen“, sagt Eberhard Dannenmann, Geschäftsführer des OVK, der die Geschichte aus der Perspektive seines Fahrers kennt. Nachdem der Fahrer die Schüler zurechtgewiesen habe, sei er von einigen „mit den übelsten Ausdrücken“ belegt worden. Daraufhin sei der Fahrer trotz Protests der Kinder von der Haltestelle Wellinger Straße gegenüber der Kreissparkasse bis zur Haltestelle Schlierbacher Straße am Ende von Wellingen durchgefahren und habe die Schüler von dort aus nach Hause laufen lassen.

Unter den 20 bis 30 Kindern, die den Heimweg zu Fuß antreten mussten, war auch Ingeborg Hilbigs zwölfjährige Tochter. Die Familie wohnt in der Nähe der Kreissparkasse. Die Mutter ärgert sich sehr über das Verhalten des Busfahrers. „Meine Tochter saß einfach nur da und hat mit ihrer Freundin geredet“, sagt sie. Davon, dass Kinder angeblich ständig den „Stopp“-Knopf gedrückt haben, will die Tochter nichts mitbekommen haben. Als das Mädchen an der Haltestelle Wellinger Straße aussteigen wollte, habe der Fahrer ihr die Tür vor der Nase zugemacht und sei mit der Aussage „Ich fahre euch, wohin ich will“ bis zur Schlierbacher Straße durchgefahren. Daraufhin, gibt Ingeborg Hilbig zu, habe ihre Tochter den Busfahrer beleidigt. „Das hat ihr aber später leid getan“. An der Haltestelle Schlierbacher Straße seien die Kinder „zum Aussteigen genötigt worden“, mit der Aussage: „Ich fahre nicht weiter, bevor ihr nicht aussteigt“.

Dass die Busfahrer von den Kindern teilweise genervt sind, kann Ingeborg Hilbig nachvollziehen. „Mir ist klar, dass die Kinder keine Engel sind“, sagt sie. Das Verhalten des Busfahrers sei dennoch nicht in Ordnung. Die Mutter hat sich deshalb beim OVK beschwert.

Dass sein Mitarbeiter einen Fehler gemacht hat, findet auch OVK-Chef Eberhard Dannenmann. „Der Fahrer hat überreagiert, darüber gibt es gar keine Diskussion“, sagt er. Der Mann sei entsprechend belehrt worden und sehe den Fehler ein. „Es war noch ein junger Fahrer, dem sicherlich die Gelassenheit fehlt. Aber wenn ein kleines Kind zu einem ‚Arschloch‘ sagt, ist das natürlich schon heftig“, bittet Dannenmann um Verständnis. Mit solch deftigen Ausdrücken sei der Fahrer nämlich beschimpft worden, nachdem er die Kinder zurechtgewiesen habe, weil sie ständig den „Stopp“-Knopf drückten. Für den OVK-Geschäftsführer waren es die Beleidigungen, die dazu geführt haben, dass der Streit eskaliert ist. Der Geschäftsführer nimmt seine Fahrer in Schutz. „Ich sage ihnen immer, dass sie gelassen bleiben sollen, nach dem Motto: Zum einen Ohr rein, zum anderen raus“, sagt er. Das falle aber vielen nicht leicht. „Meine Fahrer kommen oft zu mir und fragen mich, was sie sich eigentlich noch gefallen lassen müssen.“ Aus genau diesem Grund sei es auch so schwierig, überhaupt neue Fahrer zu bekommen.

Eberhard Dannenmann ist optimistisch, dass auf der entsprechenden Linie nun Ruhe einkehrt. „Der Fahrer durfte oder musste die Tour am Mittwoch wieder fahren. Da war es dann wohl sehr ruhig“, sagt er. Vielleicht habe der Zwischenfall die Luft ein wenig gereinigt hofft Eberhard Dannenmann. Ingeborg Hilbigs Tochter trägt sich mit dem Gedanken, künftig aufs Busfahren zu verzichten. „Meine Tochter, die Fahrradfahren eigentlich hasst, überlegt, ob sie jetzt mit dem Fahrrad zur Schule fährt“, so die Notzingerin.