Lokales

„Roberta“ fordert logisches Denken

Mädchentag im Kirchheimer Bohnauhaus – Förderung von Kreativität und Selbstständigkeit

Am Samstag öffnete das Kirchheimer Bohnauhaus zum 18. Mal seine Pforten für Mädchen, die sich einen Tag lang bei kreativen, sportlichen und technischen Workshops ausprobieren wollten. Die jährlich stattfindende Veranstaltung des Kirchheimer Pädagoginnentreffs fand bei sonnigem Frühlingswetter großen Zulauf.

Bei verschiedenen Workshops können sich die Mädchen austoben.Foto: Markus Brändli
Bei verschiedenen Workshops können sich die Mädchen austoben.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Jungen und Eltern müssen beim Mädchentag draußen bleiben. Die Besucherinnen des Mädchentags, Schülerinnen aus Kirchheim und Umgebung im Alter zwischen 11 und 15 Jahren, sind im Bohnauhaus ganz unter sich, wenn sie sich aus über 20 Workshops ein buntes Tagesprogramm zusammenstellen. „Die Mädchen können einfach vorbei kommen, sich umschauen und in Workshops hineinschnuppern, die sie interessieren“, erklärt Doris Kurka von der Jugendeinrichtung KiZ das Konzept des Mädchentages. Sie ist eine der rund 15 Frauen des Pädagoginnentreffs, die diese Veranstaltung am Samstag bereits zum 18. Mal auf die Beine stellten.

Das Angebot ließ keine Wünsche offen. Kreative Mädchen tobten sich an den offenen Basteltischen aus, an denen sie etwa Schmuck, Gipsmasken oder gehäkelte Armbänder herstellten. Handwerkliches Geschick wurde unter anderem bei der Holzverarbeitung unter Beweis gestellt, und besonders wagemutige kletterten an zwei Seilen bis unter die Decke des Bohnauhauses. Das gesamte Angebot war für die rund 100 Teilnehmerinnen wie jedes Jahr kostenlos und wurde durch Spenden und Zuschüsse der Stadt Kirchheim finanziert.

„Wir möchten, dass die Mädchen in den Workshops neue Erfahrungen sammeln können, und das einmal ganz ohne Jungs. In diesem geschützten Rahmen fällt es ihnen viel leichter, die Scheu, etwa vor handwerklichen Arbeiten, zu überwinden“, ist Doris Kurka überzeugt. Ein besonders ausgefallenes Angebot war in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. ‚Roberta‘, eine Roboterdame aus Lego-Steinen, sollte die Schülerinnen neugierig auf Technik und Programmieren machen, denn der kleine Roboter konnte mithilfe eines Computerprogramms zum Tanzen gebracht werden. „Roberta wurde vom Fraunhofer-Institut mitentwickelt und richtet sich speziell an Mädchen“, sagt Workshopleiterin Claudia Scherrmann. „Das spielerische Programmieren ergänzt das Angebot des Mädchentages wunderbar, da bei der akkuraten Arbeit mit Roberta auch logisches Denken und Ausdauer von den Mädchen gefordert sind.“

Nur wenige Besucherinnen kommen alleine zum Mädchentag. „Die meisten verabreden sich mit Freundinnen oder bringen Schwestern oder Cousinen mit“, beobachtet Ursel Umhey vom CJD Hohenreisach. „Da wir in den Schulen in Kirchheim und Umgebung Flyer und Plakate verteilen, ist der Mädchentag sehr bekannt. Viele sind auch nicht zum ersten Mal hier.“ Sie wünscht sich, dass das bunte Angebot die Mädchen dazu anregt, das Ausprobierte zu vertiefen und neue Hobbys zu finden. Mitarbeiterin Sonja Rauschenberger, bei der man unter Anleitung seine eigenen Lippenpflegestifte herstellen konnte, hat schon über zehn Mädchentage miterlebt. „Die Teilnehmerzahl ist seit ein paar Jahren etwas rückläufig, aber das ist angenehm, weil die Workshops so nicht überfüllt sind und niemand lange warten muss.“ Erfreuliche Trends stellt auch Ursel Umhey fest. „Wir gestalten die Workshops heute so, dass die Mädchen möglichst selbstständig arbeiten können. Früher konnte man sich in den Styling-Workshops von Mitarbeiterinnen schminken und frisieren lassen, heute tun die Teilnehmerinnen das unter Anleitung selbst.“ Wichtig sei eine Abgrenzung vom Konsum- und Dienstleistungsgedanken, da der Tag ganz im Zeichen des Entdeckens und der Selbstständigkeit stehen solle. Lara, Lara und Lorena, die zu dritt unterwegs sind und den Mädchentag nicht zum ersten Mal besuchen, sind begeistert von den offenen Angeboten. Nachdem sie geklettert sind und ihre eigenen Armbänder gehäkelt haben, sind sie auf dem Weg zum Kosmetik-Workshop, wo bereits eine Gruppe von Interessierten Duftöle für selbst gemachte Lippenpflegestifte mischt. Die drei Mädchen sind sich einig: „Der Mädchentag ist einfach besonders, weil es hier so viele Sachen gibt, die man daheim nicht machen könnte.“

Bevor die vielen jungen Besucherinnen am Ende des Tages mit ihren selbst hergestellten Kleinigkeiten aus Holz, Farbe, Gips und Stein und vielen neuen Erlebnissen nach Hause gingen, fand auch in diesem Jahr eine Tanzaufführung des HipHop-Workshops statt, in dem eine Gruppe sportlich aktiver Mädchen ihre neu erlernten Techniken zur Schau stellten.