Lokales

„Stoppt den Flächenfraß“

Rund 150 Landwirte trafen sich zum Kreisbauerntag in Köngen

Der Kreisbauernverband Esslingen hat am Samstag seinen jährlichen Kreisbauerntag veranstaltet. Rund 150 Landwirte folgten der Einladung in die Köngener Eintrachthalle.

Köngen. Zum Auftakt der Veranstaltung präsentierte die Volkstanzgruppe der Landgruppe Nürtingen ihr Können. Im Anschluss trat Florian Dangel, Geschäftsführer des Kreisverbandes, an das Rednerpult und begrüßte neben den Landwirten Vertreter aus der Politik.

Der Geschäftsführer berichtete nicht nur von der Verbandsarbeit des vergangenen Jahres, sondern sprach auch die aktuellen Hauptprobleme der Bauern an. Neben den schwierigen, aber nicht beeinflussbaren Witterungsverhältnissen ging es vor allem um die landwirtschaftlichen Nutzflächen. Zur Veranschaulichung wurde auf einer digitalen Anzeigentafel die Flächenverbrauchsuhr in Baden-Württemberg angezeigt. „In jeder Sekunde verlieren wir rund einen Quadratmeter Nutzfläche“, verdeutlichte Florian Dangel. Das Motto der Veranstaltung lautete deshalb auch „Stoppt den Landfraß“.

Wichtig seien aus Sicht des Verbandes der Dialog und die Zusammenarbeit aller Mitglieder mit ihrem Dachverband, betonte der Geschäftsführer. Außerdem forderte er mehr Nachhaltigkeit und machte das an einem Beispiel deutlich: „Wir dürfen nicht mehr Holz nutzen als nachwächst“.

Nach den Grußworten des Köngener Bürgermeisters Hans Weil und des Ersten Landesbeamten Matthias Berg, der Landrat Heinz Eininger vertrat, folgte das Hauptreferat der Veranstaltung. Dafür konnte der Kreisbauernverband Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, gewinnen. Er sprach zum Thema „Die Zukunft der Landwirtschaft in Ballungsräumen“.

Schwierigkeiten bereite vor allem das sogenannte GAP-Programm, sagte Joachim Rukwied. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sei ein Politikbereich der Europäischen Union und beruhe auf gemeinsamen Marktordnungen und der Entwicklung des ländlichen Raums. Der Anteil der Agrarausgaben am EU-Budget sei rückläufig und mache derzeit etwa 42 Prozent aus. Als Ausgleich dafür, dass die meisten Agrarpreise seit 1995 in die Nähe des Weltmarktpreises gesunken sind, würden europäische Landwirte Direktzahlungen erhalten, die unabhängig von der produzierten Menge gewährt werden. Ohne diese Zuwendungen müssten die meisten Landwirte aufgeben.

Aufgrund der Wirtschaftslage würden den Bauern in Baden-Württemberg in den nächsten zwei Jahren 33 Millionen Euro fehlen. Landwirtschaft habe aber dennoch Zukunft, betonte der Präsident des Landesbauernverbandes. Schließlich müssten im Jahr 2030 rund acht Milliarden Menschen weltweit ernährt werden. Durch die steigende Nachfrage würden sich die Märkte freundlicher gestalten.

Auf die Zukunft der Landwirtschaft im Ballungsraum Stuttgart bezogen, empfahl Joachim Rukwied mehr Regionalvermarktung, Direktvermarktung in Nischenbereichen sowie Neben- und Zuerwerb.

Anschließend wurden verdiente Mitglieder geehrt. Die Landfrauen Köngen-Denkendorf bewirteten die Gäste, die den Nachmittag bei Fachgesprächen ausklingen ließen.