Lokales

„Unsere Gemeinde ist sehr begehrt“

Eine Umfrage ergibt: 80 Prozent wollen im Alter in Bissingen wohnen bleiben

Jetzt steht es fest: 80 Prozent der befragten Bissinger wollen auch im Alter im Ort wohnen bleiben. Dies hat die Umfrage „Wohnen und Leben 55+ in Bissingen – für die Zukunft sorgen“ ergeben. Verwaltung und Gemeinderat haben das Ergebnis als gute Arbeitsgrundlage angesehen.

Bissingen. Gemeinderat Rolf-Rüdiger Most, 61, als Rechtsanwalt für Arbeits-, Erb- und Gesellschaftsrecht noch voll im Berufsleben stehend, war begeistert. „Endlich einmal Formulare, die man gerne ausfüllt“, meinte der „Betroffene und zukünftige Rentner“. Vom Ergebnis her habe ihn schon überrascht, dass 80 Prozent der Befragten im Alter in Bissingen wohnen bleiben möchten. „Unsere Gemeinde ist sehr begehrt“, interpretierte Most diese Zahl. Und auch eine weitere Angabe überzeugte den Gemeinderat: 76 Prozent dieser Bissingen-Treuen können sich vorstellen, in einer betreuten Wohnanlage im Ortskern der Seegemeinde zu leben.

„Wir können dies als Ermutigung auffassen, in dieser Richtung weiterzuarbeiten“, war sich Rolf-Rüdiger Most sicher. Dem pflichteten auch die Gemeinderätinnen Andrea Bizer und Gabi Goebel bei. „Es ist toll, wie schnell die Nachbarschaftshilfe reagiert hat“, freute sich Goebel. Denn laut Umfrage wünschten sich 45 Prozent einen gemütlichen Treff oder ein Café. Und siehe da: Bereits heute Nachmittag ab 14.30 Uhr wird das „Café 55+“ in den Räumen des Bissinger Hausclubs in der Vorderen Straße Premiere feiern. Ebenso rasch reagierte die Nachbarschaftshilfe auf die Anregung, mehr Sport- und Gesundheitsveranstaltungen für ältere oder stark eingeschränkte Menschen anzubieten. Künftig wollen geschulte Helferinnen ein- bis zweimal wöchentlich unter dem Begriff „B.U.S.“ (Bewegung. Unterhaltung. Spaß.) den müden Knochen wieder etwas Lebendigkeit einhauchen.

Überhaupt belegt die Umfrage die hohe Akzeptanz der Nachbarschaftshilfe bei den Befragten. 37 Prozent wollen bei Bedarf von den Helferinnen im Alltag unterstützt werden, und 52 Prozent wünschen sich eine Kombination aus Nachbarschaftshilfe und freien Trägern. In fast 90 Prozent der Fälle wären somit die Nachbarschaftshelferinnen erste Ansprechpartnerinnen.

Die Umfrage hatte Ulrike Ost von der Altenhilfestelle der Gemeinde ausgearbeitet. Sie präsentierte auch dem Gemeinderat in der letzten Sitzung der Legislaturperiode die Ergebnisse.

Von 1 157 ausgeteilten Fragebögen wurden rund 500 beantwortet. „Eine super-positive Resonanz“, so Ulrike Ost.

Da stimmte auch Bürgermeister Marcel Musolf zu. Aus Erfahrung wusste er, dass das Thema „Älter werden . . .“ die Bevölkerung im Ort generationenübergreifend bewegt. Die Gemeinde Bissingen habe sich in den letzten Jahren intensiv um die Kleinsten gekümmert und das Bildungshaus am Schulstandort eingerichtet. Nun werden sich Verwaltung und Bürgervertreter mit Blick auf die nächsten zehn bis 20 Jahre in der kommenden Legislaturperiode den Senioren in Bissingen und Ochsenwang widmen. Schon im kommenden Halbjahr steht für den Gemeinderat ein Altenhilfeplan auf der Agenda.

In diesem Zusammenhang werden sich Verwaltung und Bürgervertreter auch zeitnah über den Bau einer betreuten Wohnanlage in zentraler Lage Gedanken machen müssen, denn 49 Bissinger können sich laut Umfrage vorstellen, ihr Geld bereits jetzt als Kapitalanlage für eine betreute Wohnung auszugeben, um damit im Fall der Fälle abgesichert zu sein. Zwölf Personen würden am liebsten schon morgen in solch einer Wohnung leben, und wie Ulrike Ost berichtete, rufen zwei Senioren wöchentlich in der Altenhilfestelle der Gemeinde an, um zu fragen, wann endlich gebaut wird.