Lokales

72 SekundenKommentar

Tempo 30 durch ganz Ötlingen? Vom Lidl bis zum Ortsausgang Richtung Wendlingen? – Sich das vorzustellen, fällt echt schwer!

Dass man in Wohngebieten zu Tempo 30 verpflichtet wird, dafür hat man als Autofahrer längst Verständnis. Auch Tempo 7 in Spielstraßen gehört heute zum Alltag. Doch auf Ortsdurchfahrten ist freie Fahrt, will heißen Tempo 50, nach wie vor Usus. – Wirklich? Eigentlich nicht: Geschwindigkeitsbeschränkungen sind auch hier kein Tabu mehr. Selbst im Lenninger Tal denken manche darüber nach, im benachbarten Reudern ist Tempo 30 Pflicht.

Nicht das flotte Vorankommen von A nach B steht heute im Vordergrund infrastruktureller Maßnahmen, sondern die Bedürfnisse derer, die immer vor Ort sind. Die Lärmbelastung an Durchfahrtstraßen ist enorm und wächst parallel zum Lkw-Verkehr weiter. Weniger Lkws bedeuten weniger Lärm, und das geht eben laut Regierungspräsidium nur via Tempo 30. Die absoluten Zahlen reißen einen nicht vom Hocker: Schlappe 12,5 Prozent Schwerlastverkehr weniger pro Tag in Kirchheim prognostiziert die ein Jahr alte Verkehrszählung. Doch wer an einer Durchgangsstraße wohnt, für den dürfte jeder Brummi weniger ein Segen sein.

Gleichzeitig ruht die Hoffnung darauf, dass der Verkehr durch Tempo 30 weniger wird und gleichmäßiger fließt. Der Zeitverlust für Otto-Normal-Autofahrer dürfte gefühlt größer als real sein. Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik, der beileibe nicht als Autofeind gilt, hat nachgerechnet. Wohlgemerkt: gerechnet, nicht in der Praxis erprobt. Seinen Zahlen zufolge dauert die Fahrt durch ganz Ötlingen mit 30 Stundenkilometern gerade mal 72 Sekunden länger als mit Tempo 50.IRENE STRIFLER