Lokales

Arbeitstier und Transportmittel

Frauen und ihre Traktoren (8): Friedl Gölz und ihr McCormick D-219, Baujahr 1963

War der Schlepper vormals ­jahrzehntelang das Arbeitstier, so ist ihr roter McCormick D-219 jetzt für Friedl Gölz das Fort­bewegungsmittel, das der 80-jährigen Bissingerin bei ­schönem Wetter individuelle Unabhängigkeit beschert.

Ihren 48-jährigen Weggefährten, den roten McCormick D-219 , möchte Friedl Gölz aus Bissingen nicht missen. Er bedeutet für sie a

War der Schlepper vormals ­jahrzehntelang das Arbeitstier, so ist ihr roter McCormick D-219 jetzt für Friedl Gölz das Fort­bewegungsmittel, das der 80-jährigen Bissingerin bei ­schönem Wetter individuelle Unabhängigkeit beschert.

Bissingen. Jetzt geht‘s wieder. Mit der neuen Hüfte ist der elegante Beinschwung übers schwarze Lenkrad ihres Bulldogs kein Problem. Friedl Gölz hat den McCormick, dessen Erstzulassung auf das Jahr 1963 zurückgeht, im Traktorschuppen geparkt und steigt seitlich ab.

Ebenso alt wie ihr tuckerndes Gefährt ist ihr Führerschein. Den wollte sie ursprünglich gar nicht machen. „No laufsch halt“, hatten ihr ihre Schwiegerleut‘ damals geraten, doch diese Alternative kam ihr nicht sonderlich attraktiv vor. Also lernte sie Schlepper fahren. „Mir händ vorher an kleinra Bulldog g‘habt.“ Dem ist jedoch eines schönen Winters der Motorblock gesprungen, und so kaufte ihr Ehemann Willi Gölz 1969 für 7 000 Mark in Denkendorf den gebrauchten, 17 PS starken McCormick. „Des war domols viel Geld“, erinnert sich die rüstige 80-Jährige.

Sowohl Willi als auch Friedl Gölz arbeiteten, wie viele in der Seegemeinde, bei Kolb & Schüle und nebenher in der Landwirtschaft. Dafür war der rote McCormick Diesel mit der Hydraulik wie geschaffen. Wenn ihr Mann zur Schicht in die Fabrik ging und deshalb keine Zeit hatte, nahm sie den Schlepper und mähte die Wiesen im Täle und am Hinterbohl. Oder sie koppelte den Zweiachsanhänger an den Bulldog und holte alleine Rüben. „Du machsch halt emmr ‘s Richtige“, war ihr ein dickes Lob ihres Mannes, der 2004 verstarb, sicher. Gerne ging sie mit ihm auch „end‘ Schläg“ Holz machen. Dann wurde die Bandsäge an den Traktor montiert, die Stämme zu Rugeln zersägt und das Holz heimgefahren. Gerne erinnert sie sich daran. „Em Wald war i emmr drbei.“

Nun, diese Zeiten sind vorbei. Jetzt müssen die Jüngeren ran. Doch der McCormick steht immer noch hinterm Haus in der Vorderen Straße im Schuppen und wartet darauf, ausgefahren zu werden. Der Platz rechts auf dem großen Kotflügelsitz mit der Kis­te, den früher Dackel Baschtl einnahm, der ist nun für ihre Einkaufskörbe reserviert. Und auch zum „Onkel Doktor“ tuckert die 80-jährige Bissingerin bei schönem Wetter mit ihrem roten „Cabrio“.

Als ihr die Hüfte Malheur bereitete und größere Strecken zu Fuß zum Discounter nicht mehr möglich waren, bedeutete für Friedl Gölz der Schlepper ein Stück Unabhängigkeit. Aber auch nach ihrer Hüft­operation will sie sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen und den 48-jährigen Weggefährten nicht missen. „Den brauch‘ i no“, ist sie sich sicher.

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