Lokales

Asphalt für Anliegersträßchen

Anwohner wollen Charakter der Zufahrt zu ihren Häusern erhalten

Nicht asphaltierte Straßen erleben Städter heutzutage fast nur noch im Urlaub. In Kirchheim gibt es aber sogar noch zwei davon, beide in Ötlingen. Doch ihr Stündlein hat geschlagen. Zunächst soll das Anwohnersträßchen beim Friedhof auf Vordermann gebracht werden.

Eher ein Feldweg: Das Anwohnersträßchen „Auf dem Berg“ in Ötlingen, das jetzt asphaltiert werden soll.Foto: Jean-Luc Jacques
Eher ein Feldweg: Das Anwohnersträßchen „Auf dem Berg“ in Ötlingen, das jetzt asphaltiert werden soll.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Irgendwie ist der Bebauungsplan „Haldenberg“ in Ötlingen in Vergessenheit geraten. Er stammt aus dem Jahr 1979, doch seither hat sich im dortigen Anwohnersträßchen nichts getan. „Der heutige Ausbauzustand der Straße entspricht nicht dem Stand der Technik“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Teilweise ist die Straße eine Art Feldweg, die Beleuchtung fehlt in einem großen Bereich, die Oberflächenentwässerung funktioniert nicht, und da die Schotterstraße am Hang liegt, ist der Unterhaltungsaufwand für die Stadt größer, als der Eindruck vermuten lässt.

Jetzt soll die Straße ganz offiziell „hergestellt“ werden. Dies geschieht aber nicht auf einer Breite von 7,75 Metern, wie dem autofreundlichen Zeitgeist entsprechend im Bebauungsplan von 1979 rein theoretisch vorgesehen. Das gilt längst als überdimensioniert, wie Stadtplaner Pohl erläuterte. Zudem seien sehr hohe Erschließungskosten die Folge. Vorgesehen sind jetzt 5,80 Meter inklusive Randeinfassungen.

Den Anwohnern ist das zu breit. Tatsächlich ist das Sträßchen an einigen Stellen derzeit deutlich schmäler. Die Anlieger fordern daher eine Ausbaubreite von unter fünf Metern. Andernfalls werde sich die Erscheinungsform der Straße gravierend ändern, so ihr Argument. Doch es gibt noch mehr Bedenken. Bislang handelt es sich weitgehend um eine durch Baumbewuchs unübersichtliche Holperpiste, auf der sich schnelles Fahren von vornherein verbietet. Wer kleine Kinder hat, fürchtet eine Beschleunigung des Verkehrs.

Ein für die Anwohner wenig erfreuliches Thema ist auch die Finanzierung des Bauvorhabens: Da die Straße noch nie von Grund auf hergestellt wurde, werden sie zur Kasse geben. Wie üblich, müssen die Anlieger 95 Prozent der reinen Straßenbauarbeiten schultern. Noch liegen keine exakten Berechnungen vor, da es sich derzeit lediglich um einen „Aufstellungsbeschluss“ handelt. Dennoch kann jetzt wohl schon von Kosten in Höhe von über einer halben Million Euro ausgegangen werden. Je nach Grundstücksgröße und -lage dürften demnach auf Einzelne satte fünfstellige Beträge zukommen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Thilo Rose, der in Vertretung von Hermann Kik auch als Ötlinger Ortsvorsteher sprach, verwies auf die sehr unterschiedlichen Interessen der Anlieger, die es nach Möglichkeit zu berücksichtigen gelte. Allerdings schwebt das Beispiel Nägelestal warnend über dem Gemeinderat. Dort gibt es regelmäßig Ärger wegen fehlender Parkplätze. „Wir müssen hier abwägen“, meinte Rose und deutete an, dass der Rat eine derart angespannte Situation andernorts nicht künstlich erzeugen wolle. Soll Parken an der Straße weiterhin möglich sein, bedeutet dies aber auf jeden Fall eine Straßenbreite über 5,5 Meter, um eine 3,5 Meter breite Rettungsgasse zu garantieren.

Das Gremium fasste den Aufstellungsbeschluss einstimmig. Im Rahmen einer frühzeitigen Bürgeranhörung haben die Anlieger jetzt Gelegenheit, sich zur Planung zu äußern.