Lokales

Außer Gymnasium nur noch Gemeinschaftsschule?

Die „Frage des Monats“: Wie viele weiterführende Schulen braucht Kirchheim künftig noch?

Wie sich der Schulstandort Kirchheim weiterentwickeln sollte oder gar weiterentwickeln wird, das ist seit Jahren ein viel diskutiertes Thema. Die „Frage des Monats“, die der Teckbote den Fraktionen des Kirchheimer Gemeinderats im März gestellt hat, lautet deshalb: „Wie viele weiterführende Schulen braucht Kirchheim künftig noch?“

Kirchheim. Dr. Thilo Rose, Vorsitzender der CDU-Fraktion: „Die Entscheidung über die weiterführenden Schulen bewegt sich im Spannungsfeld zwischen zurückgehenden Schülerzahlen, dem Wettbewerb der Kommunen als attraktive Bildungsstandorte und nachbesserungsbedürftigen bildungspolitischen Vorgaben der grün-roten Landesregierung, insbesondere im Hinblick auf die Gemeinschaftsschule. Wir setzen auf die Wahlfreiheit der Eltern, indem wir am Standort Kirchheim bei den weiterführenden Schulen Gymnasien, Realschulen und eventuell Gemeinschaftsschulen anbieten. Dazu ist die Entscheidung über fünf bis sechs Standorte weiterführender Schulen zügig zu treffen, um auch in Zukunft ein hochwertiges Bildungsangebot sicherzustellen.“

Tonja Brinks, Stadträtin der SPD: „Die SPD-Fraktion ist sich sicher, dass bei immer weniger werdenden Schülern und Schülerinnen nicht mehr alle Schulstandorte in der jetzigen Form in Kirchheim erforderlich sein werden. Der Bildungsstandort Kirchheim muss sich dieser Herausforderung stellen und seine Schulen zukunftstauglich machen. Kurz: Kirchheim braucht künftig genauso viele Schulen, dass unsre Kinder in erreichbarer Nähe den Abschluss machen können, der ihren Fähigkeiten entspricht. Wie der Prozess genau aussieht, wird in der kommenden Schulentwicklungsplanung mit allen Akteuren diskutiert werden müssen. Die SPD setzt sich hier für eine große Beteiligung der Bürger ein.“

Ralf Gerber, Stadtrat der Freien Wähler: „Im Rahmen der letzten Schulentwicklungsplanung hat das staatliche Schulamt vorgeschlagen, an drei bis vier Standorten in Kirchheim Gemeinschaftsschulen einzuführen. Damit gäbe es zukünftig als weiterführende Schulen nur noch Gemeinschaftsschulen und die zwei allgemeinbildenden Gymnasien in unserer Stadt. Für uns ist diese Empfehlung nicht verwunderlich. Die Grünen und die SPD im Land unternehmen im Moment alles, um der Gemeinschaftsschule zum Erfolg zu verhelfen. Wir Freien Wähler sehen diese Entwicklung außerordentlich kritisch. Daher setzen wir uns für den Erhalt von mindestens einem Realschulstandort in Kirchheim ein.“

Sabine Bur am Orde-Käß, Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Mit der Schulentwicklungsplanung, also im Dialog mit allen Beteiligten, können wir gemeinsam das Beste für die Schülerinnen und Schüler in Kirchheim erreichen. Die rückläufigen Schülerzahlen führen dazu, dass wir künftig weniger Standorte von weiterführenden Schulen haben werden. Grundlage für die künftige Schulstruktur muss die Verbesserung der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler und eine Entkoppelung des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft sein. Wir wollen mit allen Beteiligten darüber diskutieren, ob diese Ziele in Kirchheim am ehesten in einem Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasien und Gemeinschaftsschulen erreicht werden können.“

Bernhard Most, Vorsitzender der FDP/KiBü-Fraktion: „Die Verwaltung beziffert die Anmeldungen für die Hauptschulen auf 50 Schüler. Vorausgesetzt, dass sich das nicht wesentlich ändert, müssten wir mit vier weiterführenden Schulen auskommen. Wir vermuten, dass die Beschlusslage zu den Gemeinschaftsschulen eine noch stärkere Nachfrage bei den Gymnasien bringt, während die Anmeldezahlen auch für die Realschulen aus demselben Grund zurückgehen werden. Dann müssten diese 50 zusätzlichen Schüler an zwei Gemeinschaftsschulen aufgefangen werden können. Nach Vorliegen exakter Zahlen kommt die wichtige und entscheidende Frage nach verblei­benden Standorten. Diese kann nur in Aussprache zwischen Eltern, Lehrern und der Stadt gelöst werden.“

Dr. Silvia Oberhauser, Fraktionsvorsitzende der Frauenliste: „Nicht wie viele, sondern welche Art von Schulen brauchen wir zukünftig, das muss doch die Frage sein! Hauptschulen und Werkrealschulen leeren sich, Realschulen haben eine Schülerschaft, deren Leistungsniveau weit auseinanderklafft, viele Gymnasiasten sind durch G 8 überfordert. Bei der Schulentwicklungsplanung haben sich Gemeinderat, Schulleitungen und Eltern dazu Gedanken gemacht und als Ziel definiert, Hauptschulen, Werkrealschulen und Realschulen bis 2016 zu Gemeinschaftsschulen zusammenzuführen. Sie glauben, dass Gemeinschaftsschulen dazu geeignet sind, auf diese Probleme zu reagieren und jedes Kind nach seinen Fähigkeiten individuell zu fördern. Wir unterstützen dieses Vorgehen.“

Katja Seybold, Stadträtin der CIK (Christliche Initiative Kirchheim): „Die Frage, wie viele weiterführende Schulen Kirchheim braucht, lässt sich sehr einfach beantworten: Die beiden Gymnasien sind voll und darüber hinaus gibt es derzeit pro Jahrgang circa 250 Schülerinnen und Schüler, das heißt zehn Klassen. Das rechtfertigt aktuell noch vier Standorte, wobei ein Rückgang von knapp 20 Prozent bis 2020 zu erwarten ist. Das bedeutet mittelfristig eine Reduzierung auf drei Schulen. Wann diese umgesetzt wird, ist auch eine finanzielle Frage. Viel interessanter ist die Frage nach der Schulform. Hier stehen wir klar zur Gemeinschaftsschule – auch für die Realschulen. Denn sonst wäre das nur eine weitere Umetikettierung der Hauptschule.“vol