Lokales

Bücher lesen statt baden

Regen, Wind und kühle Temperaturen sorgen bei vielen Daheimgebliebenen für Verdruss

Über das Wetter wird häufig geklagt, obwohl nur selten wirklich Anlass dazu besteht. Diesen August jedoch werden sich alle einig gewesen sein, dass Grund genug da war, sich griesgrämig über die aktuelle Wetterlage zu beschweren.

Kirchheimer Sauwetter  - Sommernachtskino
Bei dem unbeständigen Wetter zieht es niemanden nach draußen. Das „Kirchheimer Sauwetter“ gibt es mittlerweile auch zum Trinken

Bei dem unbeständigen Wetter zieht es niemanden nach draußen. Das „Kirchheimer Sauwetter“ gibt es mittlerweile auch zum Trinken. Fotos: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Und dabei fing es so schön an: Erst weckte ein zeitig einsetzender Frühling Hoffnungen, dann versprach der Juni einen traumhaften Sommer voll heißer Tage und lauer Nächte. Stattdessen brachte der August dann so viel Regen wie seit Jahren nicht mehr. Keinen einzigen Tag mit sommerlichen Temperaturen hatte es gegeben. Die Station des Wetterdienstes in Notzingen meldete 18 Regentage. Der schlimmste Tag war der 26. August, insgesamt gab es 150,4 Liter Niederschlag – das entspricht immerhin 172 Prozent des eigentlich im August anstehenden Niederschlags.

Kirchheimer Sauwetter Früchtetee

Dies macht sich natürlich in allen Bereichen des Lebens schmerzhaft bemerkbar. Einigen verregnete es „nur“ den Urlaub, doch Einrichtungen wie beispielsweise Eisdielen haben natürlich noch mehr Verluste zu beklagen. Sonntage ohne Sonnenschein seien ganz besonders schmerzhaft, erzählte der Betreiber einer örtlichen Eisdiele. Der üblicherweise ertragreichste Tag der Woche wurde manches Mal vom Wetter zunichte gemacht. Außerdem kamen weniger Kinder, die sonst im Sommer immer scharenweise die Eisdielen bevölkern.

Das Kirchheimer Freibad schätzt sich noch relativ glücklich – im Vergleich zu anderen Freibädern seien dieses Jahr die Besucherzahlen noch halbwegs passabel gewesen, laut Schwimmmeister Alfred Krause waren es zwischen 150 und 250 Besucher pro Tag. Dies läge allerdings hauptsächlich an Badegästen mit Saisonkarten, die regelmäßig zum Schwimmen kommen würden. Auch sei ihm aufgefallen, dass an einigen schönen Tagen die erwartete Besucheranzahl leider ausgefallen war. Thomas Buck vom Freibad in Weilheim berichtete ebenso von einem starken Besucherabfall im Laufe des Sommers, besonders bei den Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zum vorigen Jahr sank die Zahl der Besucher um fast 10 000.

Doch des einen Leid ist des anderen Freud: In der Stadtbücherei etwa seien diesen Monat mehr Besuche verzeichnet worden als gewöhnlich, wie eine Angestellte mitteilt. Auch mehr Kinder würden sich „einfach so im Gebäude aufhalten“. Die Bücherei diene jedoch nicht nur als praktische Unterkunft bei Platzregen, sondern helfe auch bei der Flucht vor dem schlechten Wetter. Ganz besonders gefragt seien diesen Monat nämlich die Reiseführer gewesen. Offenbar hat den ein oder anderen vom Regen hineingetriebenen Besucher spontan die Wanderlust gepackt.

Auch im Museum im Kornhaus stieg die Zahl der Besucher um über das Doppelte im Vergleich zum vergangenen Jahr, woran überraschende Wolkenbrüche und niedrige Temperaturen sicher ihren Anteil haben.

Für wiederum andere hat der August Vor- und Nachteile gebracht. Kirchheimer Einzelhändler erzählten, dass sie am Sommeranfang aufgrund des Wetters vor allem Warengruppen wie Kleider kaum verkaufen konnten – dabei sei dies normalerweise die Hauptverkaufszeit. Gestiegen sei dafür aber schon viel früher die Nachfrage nach Herbst- und Winterkleidung.

Besonders traurig ist das Ganze natürlich für die Schüler, die den Großteil ihrer Sommerferien wenig sommerliche Zustände genießen durften. Deswegen bleibt einzig und allein übrig, wenigstens auf einen schönen Herbst zu hoffen. Laut dem Deutschen Wetterdienst in Stuttgart soll es zwar in den nächsten Tagen wieder wärmer werden, mit der Wärme gingen aber auch örtliche Schauer und Gewitter einher. Dennoch bestehe eventuell die Hoffnung auf Besserung in den nächsten Wochen. Etwas Zeit bleibt also, damit dieser enttäuschende Sommer dann wenigstens für alle noch ein gutes Ende nehmen kann.